Die deutsche Stahlindustrie hat unter Federführung des Stahlinstituts VDEh ein Positionspapier zur umstrittenen Netzanschlussregel VDE-AR-N 4130 verfasst. Das Papier wurde in der vom VDEh gegründeten „Interdisziplinären Plattform zur Transformation der Stahlindustrie“ erarbeitet. Für die Stahlindustrie stellt die technische Anschlussregel des VDE ein Hemmnis für die grüne Transformation dar.
Schon seit Jahrzehnten fallen ca. 30 % der deutschen Rohstahlproduktion auf die umweltfreundliche Elektrostahlroute. Die Transformation der Stahlindustrie hin zur CO2-Neutralität erfordert zudem die Inbetriebnahme neuer Elektrolichtbogenöfen an den Standorten der jetzigen integrierten Hüttenwerke. Die Anschlussregel VDE-AR-N 4130 setzt den Elektrolichtbogenöfen nun Grenzwerte für Netzrückwirkungen, die mit der derzeitigen Kompensationstechnologie nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand einzuhalten sind. Die deutsche Stahlindustrie sieht dadurch ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit sowie die grüne Transformation gefährdet und hält eine Revision der Grenzwerte für dringend erforderlich. Aus diesem Grund hat die Anfang des Jahres vom Stahlinstitut VDEh gegründete „Interdisziplinäre Plattform zur Transformation der Stahlindustrie“ reagiert und ein Positionspapier mit der Forderung angemessener Grenzwerte erarbeitet.
Deutsche Stahlindustrie mit konstruktiven Vorschlägen
Gut 450 Wörter umfasst das Positionspapier der Branche. Einen wesentlichen Teil stellen dabei technische Details. Speziell für Politiker und Journalisten zugänglich sind dabei sicherlich die weniger technischen Äußerungen. So heißt es konkret: „Wir erachten das Regelwerk als unangemessen restriktiv“. Auch weist die Branche auf eine andere Schwierigkeit hin. Mit einem jährlichen Bezug von rund 25 TWh stellt sie einen wesentlichen Stromkunden – blieb bei der Entwicklung des vom „Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE“ im November 2018 verabschiedete Regelwerks außen vor. Das ist aufgefallen, als deutsche Stahlunternehmen erst aufgrund anstehender Neubauprojekte bewusst mit der Netzanschlussregel in Kontakt gekommen sind. Bei einer optimalen bzw. verantwortungsbewussten Herangehensweise wäre der VDE von sich aus auf die Stromabnehmer zugegangen.
Der Wille der Branchenunternehmen – auch im Sinn der Dekarbonisierung – konstruktiv und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, stellt einen anderen wesentlichen Teil des Positionspapiers dar. So stellt die Branche nicht nur die Forderung auf, das Regelwerk dergestalt anzupassen, dass es sowohl für Netzbetreiber als auch für Stahlproduzenten eine praktikable Grundlage bietet. Sie formuliert auch konkret vier Änderungsanträge für die VDE-AR-N 4130 aus, damit beide Seiten Planungssicherheit haben. Unterzeichnet ist das Positionspapier von Dr.-Ing. Henrik Adam, Vorsitzender Stahlinstitut VDEh, und von Dr.-Ing. Stefanie Brockmann, geschäftsführendes Vorstandsmitglied.
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