Die Transformation der Stahlindustrie zu weitgehend CO2-armen Herstellungsprozessen hat auch massiven Einfluss auf das Nebenprodukt Eisenhüttenschlacke. Welchen Herausforderungen sich Wissenschaft und Wirtschaft stellen und welche Lösungsansätze es bereits heute gibt, war Thema der 12. Euroslag-Konferenz vom 23. bis 25. Oktober 2024 in Bilbao.
Unter dem Motto „Slags for the Future, the Future of the Slags“ tauschten sich 230 Teilnehmer aus 34 Ländern in vier Sessions aus. Dabei handelte es sich um „Legislation and Standardization“, „Applications and Best Practices“, „Future Trends in the Steel Sector and Implications on Slag“ sowie „Tendencies in Slag Utilization and Research Projects“ aus. Der europäische Verband der Hersteller und Verarbeiter von Eisenhüttenschlacke Euroslag mit Sitz in Duisburg organisiert die Fachveranstaltung alle zwei Jahre, in Bilbao mit Unterstützung des Baskischen Stahlcluster-Verbands Siderex, des Unternehmensverbands der spanischen Stahlindustrie Unesid sowie der spanischen Plattform für Stahltechnologie Platea.
Themen der diesjährigen Euroslag waren neben dem Einfluss des Dekarbonisierungsprozesses auf die Eigenschaften und die Verfügbarkeit von Schlacken die Auswirkung von Gesetzgebung und Normung einschließlich technischer und ökologischer Fragen, innovative Produktion und Verarbeitung, Charakterisierung und Verwendung von Schlacken, neue Anwendungsbereiche sowie die Rückgewinnung von metallischen Rohstoffen aus Eisenhüttenschlacken. Vor allem die notwendigen Änderungen des Regelwerks für den Einsatz der Schlackenprodukte aus der transformierten Stahlindustrie wurden sehr deutlich als eine der Kernaufgaben herausgestellt. Darüber hinaus betonten die Organisatoren das starke Engagement der Branche für Innovation, Modernisierung und Nachhaltigkeit sowie die Bedeutung von Forschung und internationaler Vernetzung.
Euroslag-Konferenz unterstreicht „ökonomischen und ökologischen Stellenwert“
Aus Sicht von Thomas Reiche, Vorstandsvorsitzender von Euroslag und Geschäftsführer des FEhS – Institut für Baustoff-Forschung aus Duisburg, das fünf Referenten stellte, unterstrich die große Zahl der Teilnehmer nur aus Europa auch „den ökonomischen und ökologischen Stellenwert“, den die Nebenprodukte die Stahlindustrie einnehmen. Im Jahr 2023 seien in der Europäischen Union und Großbritannien 35,8 Millionen Tonnen Eisenhüttenschlacken produziert worden. Über 90 Prozent davon seien in Baustoffen und Düngemitteln sowie in der Metallurgie zum Einsatz gekommen. „Dadurch konnten der Abbau von 44 Millionen Tonnen Naturgestein und durch die Verwendung von Hüttensand anstelle von Portlandzementklinker im Zement die Emission von rund 12 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden“, ordnet Reiche die Zahlen ein. Im Zeitraum von 2000 bis 2023 waren es insgesamt 1,17 Milliarden Tonnen Naturgestein und 416 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases. „Diese Erfolgsbilanz gilt es in Zukunft zu bestätigen und auszubauen“, so Reiche.