Zu Beginn der Pressemitteilung für das Ergebnis nach neun Monaten sieht es gut aus. In einem „anspruchsvollem Marktumfeld“ habe man bei der Salzgitter AG ein „operativ ausgeglichenes Neunmonatsergebnis“ erwirtschaftet. Und: „Diversifikation wirkt – Geschäftsbereich Technologie peilt Rekordergebnis an“. Ein differenziertes Bild zeigt sich beim Blick ins Zahlenwerk.
Die ausbleibende Konjunkturerholung und ein von hohen Importen sowie nicht wettbewerbsfähigen Energiekosten geprägtes wirtschaftliches Umfeld habe den Geschäftsverlauf der stahlnahen Aktivitäten in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 geprägt, heißt es bei der Salzgitter AG (SZAG). Ergebnisstützend hätten der Beitrag des nach der Equity-Methode (IFRS-Bilanzierung) bilanzierten Engagements an der Aurubis AG sowie das starke Resultat des Geschäftsbereichs Technologie gewirkt. Tatsächlich erzielte dieser als einziger ein Plus (und zwar in Höhe von 73,7 Millionen Euro) gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Stahlerzeugung, Stahlverarbeitung und Handel gingen mit dreistelligen Millionenzahlen zurück.
Vorzeichenwechsel beim Ergebnis trotz des Segments Technologie
Der Außenumsatz des Salzgitter-Konzerns sank infolge der gegenüber dem Vergleichszeitraum rückläufigen Preise der meisten Walzstahlerzeugnisse auf 7,7 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren das nach neun Monaten 8,4 Milliarden Euro – und zwei Jahre zuvor noch 9,8 Milliarden Euro. Ebenfalls in erster Linie erlösbedingt, reduzierten sich EBITDA (320,6 Millionen Euro; 9M 2023: 576,0 Millionen Euro) und Vorsteuerresultat (– 141,2 Millionen Euro; 9M 2023: 254,3 Millionen Euro).
Das Ergebnis beinhaltet 107,6 Millionen Euro Beitrag der at-equity (IFRS-Bilanzierung) einbezogenen Beteiligung an der Aurubis AG (9M 2023: 20,0 Millionen Euro) sowie rund 150 Millionen Euro Wertberichtigungen (9M 2023: 0 Euro), welche im Wesentlichen aus der Anpassung des Anlagevermögens der Gesellschaften der Mannesmann Precision Tubes Gruppe im Geschäftsbereich Stahlverarbeitung resultieren. Aus –197,7 Millionen Euro Nachsteuerergebnis (9M 2023: 193,7 Millionen Euro) errechnen sich –3,74 Euro Ergebnis je Aktie (9M 2023: 3,51 Euro). Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE) lag bei –1,6 Prozent (9M 2023: 6,5 Prozent).
Mit Blick auf die Geschäftsbereiche verzeichnete einzig das Segment Technologie ein Wachstum beim Ergebnis vor Steuern. Die anderen drei entwickelten sich rückläufig und erwirtschafteten jeweils ein Minus.
„Keine Indizien für eine unmittelbar bevorstehende nachhaltige Erholung“
Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzende der Salzgitter AG: „Die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2024 waren nicht nur für uns, sondern für die gesamte europäische Stahlindustrie sehr herausfordernd. Ein schwaches konjunkturelles Umfeld und die anhaltend hohen Energiepreise belasteten die Ertragskraft. Bis heute sind keine Indizien für eine unmittelbar bevorstehende nachhaltige Erholung feststellbar. Vor diesem Hintergrund haben wir einen klaren strategischen Fokus: Einerseits den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im Hier und Jetzt, und auf der anderen Seite steht die Sicherung unserer Zukunftsfähigkeit mit der Strategie „Salzgitter AG 2030“, eng verbunden mit der Transformation der Stahlerzeugung.“
Auch zu dem möglichen Übernahmeangebot für die Aktionäre der Salzgitter AG, das eine Woche zuvor bekannt wurde, äußerte sich Groebler: „Sollte es zu einem solchen Angebot kommen, würden Vorstand und Aufsichtsrat selbstverständlich im Rahmen ihrer gesetzlichen Pflichten eine begründete Stellungnahme dazu abgeben. Unser Fokus liegt unvermindert darauf, die angesprochene Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Salzgitter AG auszubauen und die langfristige Transformation voranzutreiben. Daran hat und wird sich nichts ändern!“
Ausblick
Unter Berücksichtigung von Einmaleffekten (Impairments und Restrukturierungsrückstellungen in Höhe von rund 270 Millionen Euro) und im Hinblick auf die gegenwärtigen wirtschaftlichen Perspektiven für den restlichen Jahresverlauf erwartet man bei der Salzgitter AG für das Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz zwischen 9,5 und 10,0 Milliarden Euro, ein EBITDA zwischen 275 und 325 Millionen Euro und einen Verlust vor Steuern zwischen 275 und 325 Millionen Euro.
Foto: Salzgitter AG