Vier Vertreter der Stahlbranche wurden sowohl zu ihren diesjährigen Erfahrungen als auch zu ihren Erwartungen bezüglich des nächsten Jahres befragt. Trotz einiger geopolitischer Herausforderungen blicken sie hoffnungsvoll in die nahe Zukunft, wobei sie grundsätzliche Markttrends und individuelle Unternehmensentwicklungen kommentieren und vorstellen.
Tony Harris (Foto, links oben), Leiter des Bereichs Vertrieb und Geschäftsentwicklung bei SSAB Europe, sieht einen wachsenden Bedarf an nachhaltigen Lösungen. Um dabei zu unterstützen, möchte das Unternehmen ihr nordisches Produktionssystem auf kohlenstoffemissionsfreie Stahlherstellung umstellen und Hochöfen durch Mini-Mill-Technologie und Elektrolichtbogenöfen, die mit fossilfreier Elektrizität betrieben werden, ersetzen. Bereits seit 2023 wird mit SSAB Zero, einem emissionsfreien Stahl, gearbeitet. Die Produktion soll weiter erhöht werden. Erste Lieferverträge für die Serienproduktion seien bereits unterzeichnet worden. Im Laufe des kommenden Jahres kalkuliert SSAB eine erhöhte Nachfrage nach emissionsfreien Lösungen und hochfestem Stahl in der Automobilindustrie ein.
Investitionsflaute in der Stahlbranche
Geschäftsführer von Prima Power GmbH und Präsident von Prima Power Central Europe Johannes Pfluger (Foto, links unten) hat sich auch an der Umfrage beteiligt. Er teilte mit, dass es bisher noch nie eine vergleichbare Krise gegeben habe. Durch den Ukraine-Krieg, den Konflikt im Nahen Osten und die Probleme der Automobilindustrie, habe sich die bereits im Vorjahr herrschende Unsicherheit noch weiter intensiviert. Das ziehe eine allgemeine Investitionszurückhaltung mit sich. Pfluger gibt weiterhin einige strukturelle Schwächen in Deutschland zu bedenken, wie hohe Energiekosten, mangelnde Digitalisierung und Fachkräftemangel. Dennoch sei er optimistisch, dass Prima Power seine diesjährigen Ziele erreichen könne, was er auf den hohen Automatisierungsgrad ihrer Maschinen zurückführt.
Johannes Ried (Foto, rechts oben), Geschäftsführer von MicroStep Europa GmbH, ist ebenfalls optimistisch, was das kommende Jahr betrifft. Zwar sieht auch er die Herausforderungen, mit denen die Branche zu kämpfen hat, doch ist er zuversichtlich, dass eine neue Bundesregierung nachhaltig einen positiven Effekt haben wird. Für 2025 sieht er vor allem Digitalisierung und Automatisierung als zentrale Themen, in denen er MicroStep als sehr gut vorbereitet erachtet. Für die Firma Kaltenbach hat Stephan Toxopeüs (Foto, rechts unten) das Wort ergriffen. Der Geschäftsführer betont die Notwendigkeit globale geopolitische Risiken zu berücksichtigen. Zudem beeinflussen Faktoren wie KI den Markt. Aufgrund dessen habe sich das Unternehmen für eine gezielte Investition in die Softwareentwickkung entschieden, darunter eine neue, intuitive und sprachunabhängige Benutzeroberfläche. Damit möchte das Unternehmen ihren Kunden zu mehr Effizienz verhelfen.
Foto: SSAB, Prima Power, MicroStep Europa, Kaltenbach, Holger Bulk, GMH Gruppe (eigene Darstellung)