75 Jahre nach der Schuman-Erklärung steht die europäische Stahlindustrie erneut im Zentrum der EU-Zukunft. Der Branchenverband Eurofer warnt vor existenziellen Bedrohungen und fordert entschlossene Maßnahmen zum Schutz der wirtschaftlichen Souveränität und grünen Transformation.
Vor 75 Jahren, am 9. Mai 1950, legte die Schuman-Erklärung den Grundstein für die europäische Einheit. Sie stellte Kohle und Stahl in den Mittelpunkt eines einzigartigen Friedensprojekts, das dem gesamten Kontinent und darüber hinaus beispiellosen Wohlstand gebracht hat. Während die EU diesen Meilenstein feiert, entscheide das Schicksal der europäischen Stahlindustrie erneut über die Zukunft Europas, ist sich Eurofer, der Verband der europäischen Stahlindustrie sicher.
Eurofer warnt: Europäische Stahlindustrie steht vor existenzieller Bedrohung
„Der europäische Stahlsektor ist der Eckpfeiler der strategischen Autonomie und wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit der EU. Die Stahlwertschöpfungskette ist der Motor der europäischen Wirtschaft, der Innovation und der grünen Wende und sichert Millionen von Arbeitsplätzen in ganz Europa. Doch heute ist diese lebenswichtige Industrie in ihrer Existenz bedroht. Globale Überkapazitäten in der Stahlindustrie, unfaire Handelspraktiken, hohe Energiekosten in Europa und mangelnde Ambitionen der Handelspartner in Bezug auf Klimaschutz und Sozialstandards untergraben die industrielle Basis der EU und ihre Fähigkeit, in einem zunehmend multipolaren, von Konflikten geprägten globalen Umfeld autonom zu handeln. Ohne dringende und radikale Maßnahmen riskieren wir, sowohl das Fundament als auch die Zukunft des europäischen Projekts zu zerstören“, sagte Dr. Henrik Adam, seit November 2023 Präsident der European Steel Association (Eurofer).
„Potenzial für neuen Schwung“
„Die aktuelle Krise der europäischen Industrie spiegelt den allgemeinen geoökonomischen Druck wider, dem die Europäische Union ausgesetzt ist. Der Clean Industrial Deal und der Aktionsplan für Stahl und Metalle, die von der Europäischen Kommission im Februar und März vorgestellt wurden, haben das Potenzial, dem europäischen Projekt neuen Schwung zu verleihen. Die rasche Verabschiedung und Umsetzung der im Aktionsplan für Stahl und Metalle vorgeschlagenen Maßnahmen ist von entscheidender Bedeutung – angefangen bei einer neuen, hochwirksamen Handelsmaßnahme als Ersatz für die weitgehend unwirksamen EU-Sicherheitsmaßnahmen für Stahl, der Schließung der Lücken im CO2-Grenzausgleichssystem, der Halbierung der Energiepreise und der Bekämpfung der Abwanderung wertvoller Sekundärrohstoffe, insbesondere von Metallschrott“, fuhr er fort.
Stahl als „Pfeiler der Souveränität, des Wohlstands und des Zusammenhalts“
„Im Sinne des Vermächtnisses von Schuman fordern wir die Staats- und Regierungschefs der EU und die politischen Entscheidungsträger auf, seinen Ambitionen und seiner Vision gerecht zu werden. Die europäische Stahlindustrie hat seit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl einen langen Weg zurückgelegt. Doch auch heute noch bedeutet die Investition in sauberen, wettbewerbsfähigen Stahl aus der EU eine Investition in die Zukunft Europas. Stahl ist nicht nur eine Industrie, sondern ein Pfeiler der Souveränität, des Wohlstands und des Zusammenhalts Europas – in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Es ist wieder Zeit für politischen Mut und mutige Maßnahmen“, schloss Dr. Adam.
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