Die neuen Besen bei der SMS group kehren gut: Im ersten vollständigen Geschäftsjahr unter Jochen Burg und Fabíola Fernandez meldet der Anlagenbauer eine positive Bilanz. Es gab binnen Jahresfrist deutliche Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis. Auch strategisch wurde 2024 ein Meilenstein erreicht: Das Servicegeschäft – künftig ein zentraler Umsatzträger – wurde spürbar gestärkt.
Über Mönchengladbach und speziell dem SMS Campus lachte am 15. Mai die Sonne von einem strahlend blauem Himmel, und mit ihr freute sich die Geschäftsführung des metallurgischen Anlagenbauers SMS group. Sichtlich gelöst konnten die beiden Geschäftsführer Jochen Burg (CEO, seit Oktober 2023 verantwortlich) und Fabìola Fernandez (Finanzen, seit Oktober 2023 an Bord und seit Januar 2024 im Amt) schließlich die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 präsentieren – ihrem ersten, bei dem beide ganzjährig in Verantwortung waren. Diese Zahlen können sich sehen lassen.
Der Umsatz stieg um satte 17,6 Prozent von 3,43 Milliarden Euro auf 4,03 Milliarden Euro und das Ergebnis vor Steuern (EBT) um 173 Millionen von -20 auf 153 Millionen Euro. „2024 war trotz geopolitischer Spannungen und eines herausfordernden Marktumfelds ein erfolgreiches Jahr für uns. Wir profitieren von unserer diversifizierten Aufstellung und den global nachhaltigen Trends zur Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft. Daher sind wir zuversichtlich, unsere kurz- und mittelfristigen Profitabilitätsziele zu erreichen“, so Jochen Burg.
Verbesserte Effizienz und gesteigerte Profitabilität sorgen für positive Bilanz
Vergleichsweise zurückhaltend fasste Burg die gesamten wirtschaftlichen Kennzahlen und die Entwicklung innerhalb seines Hauses als „solide hingelegtes Jahr“ zusammen. Insbesondere das Wachstum bei Umsatz und Ergebnis sei zurückzuführen „auf eine konsequente Strategieumsetzung“, aber auch darauf, „unsere Hausaufgaben im Unternehmen zu erledigen“ sowie einen zunehmenden Anteil des Servicegeschäftes. Seine Kollegin Fabíola Fernandez ergänzte mit etwas mehr Detailtiefe, dass man „Kosten gesenkt, nicht profitable Bereiche geschlossen und die Organisation effizienter gemacht“ habe. Damit sei die SMS group gut aufgestellt.
Plausible Erklärungen gab es für sichtbare Rückgänge. So sank der Auftragseingang sichtbar von 5,0 Milliarden Euro auf 3,6 Milliarden Euro. Wesentlich sei hier im Geschäftsjahr 2023 der außergewöhnlich hohe Auftragseingang durch Thyssenkrupp Steel Europe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro gewesen. Fernandez: „So ein Projekt kann man nicht jedes Jahr wiederholen.“ Insgesamt liege man aber über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Speziell bei diesem Thema hoben Burg und Fernandez auch auf die geografische Verteilung der Auftragseingänge ab, die „Resilienz, Stabilität und Diversifikation“ unterstreichen. Denn: Nord- und Südamerika („Americas“), Europa sowie Asien/Pazifik mit Nahost und Afrika („APAC & MEA“) liegt jeweils bei 1,1 und 1,2 Milliarden Euro, dazu kommen 200 Millionen Euro in der Volksrepublik China.
Servicewachstum und internationale Expansion
Perspektivisch dürfte der ostwärts erwirtschaftete Anteil steigen, wo es in Indien mit rund 1 600 Mitarbeitern bereits einen „starken Footprint“ gebe. Der Subkontinent gilt hausintern als Hoffnungsmarkt, weshalb der Personalstamm dort ausgebaut werden soll. Derzeit investiert das Unternehmen in den Bau eines weiteren Produktionsstandorts in Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat. In der Region „Americas“ hingegen liegt das Augenmerk auf dem Ausbau des Service-Geschäfts. Allein in den USA betreibt SMS zahlreiche Service-Werkstätten direkt auf dem Gelände der Kunden. Zudem wurde im vergangenen Jahr das Serviceunternehmen für Elektrik- und Automation, IMS, in den USA mit rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übernommen.
Bis zu 50 Prozent des Umsatzes sollen künftig aus dem Service-Geschäft stammen. Der Bereich nimmt aber auch in Europa eine wichtige Rolle ein, wo die SMS group das Service-Geschäft für die Wartung, Modernisierung, Digitalisierung oder Erweiterung von Anlagen ebenfalls stärken konnte. Ein Beispiel ist der über zwölf Jahre abgeschlossene Service-Vertrag mit dem schwedischen Unternehmen Stegra, für das die SMS group das weltweit erste Stahlwerk baut, das vollständig mit grünem Wasserstoff betrieben wird.
Enabler der Dekarbonisierung
Sehr deutlich positionierten sich Burg und Fernandez bei der Vorstellung der Jahreszahlen, wie sie die SMS group hinsichtlich der Dekarbonisierung sehen. Stahl sei „der Werkstoff der Zukunft“, der Energiewende, Mobilität und Infrastruktur ermöglich – und der Anlagenbauer sei der „Enabler zur Transformation der Stahlindustrie“. So übernimmt die SMS group im Herbst die Baustelle bei Thyssenkrupp Steel in Duisburg, wo eine Direktreduktionsanlage entsteht. In Schweden soll bei Stegra Ende 2026 die klimaneutrale Stahlproduktion starten. Zudem erhielt SMS von Saarstahl den Auftrag für einen der weltweit stärksten Wechselstrom-Lichtbogenöfen zur CO₂-neutralen Stahlerzeugung. „Wir sind weltweit an einem Großteil der führenden Projekte zur Dekarbonisierung der Metallindustrie beteiligt. Das zeigt unsere Schlüsselrolle“, so Burg. Passend dazu hat das Unternehmen auch seine ESG-Strategie (Environmental, Social, Governance) weiter konkretisiert und fest in der Organisation verankert.
Im Jahr 2023 wurde ein Nachhaltigkeitsrahmen entwickelt, der im Einklang mit den UN Sustainable Development Goals steht und kontinuierlich weiter operationalisiert wird. Im Jahr 2024 erfolgte die Unterzeichnung des UN Global Compact, was die die zentrale Bedeutung von ESG im Handeln der Gruppe unterstreichen soll. Fernandez wies in dem Kontext auch darauf hin, dass die SMS group im Rating von EcoVadis, einem globalen Standard für widerstandsfähige, nachhaltige Lieferketten, eine Bronze-Medaille erhalten habe. Das zeige das eigene Commitment zum Thema Nachhaltigkeit. Für die größten Standorte wurden bereits konkrete Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 definiert. Seit März 2025 ist SMS außerdem Mitglied der Stiftung KlimaWirtschaft, um sich gemeinsam mit anderen Förderunternehmen aktiv für Klimaschutz und nachhaltige wirtschaftliche Praktiken einzusetzen.
SMS mit positivem Ausblick
Das Thema „Hausaufgaben machen“, um das Ergebnis und die Entwicklung der Gruppe auf Kurs zu halten, stehe weiterhin auf der Tagesordnung, hieß es. Dabei mit dem „Rasenmäher“ vorzugehen, bringt aus Fernandez’ Sicht nichts, stattdessen sei das mit P3 abgekürzte „Performance Profitabilitäts Programm“ ein „Potpourri von Maßnahmen“. Dabei sollen beispielsweise externe Kosten gesenkt werden, und im Rahmen der Portfolio-Analyse werde beispielsweise geprüft, welche Aspekte im Markt respektive im eigenen Haus (nicht) laufen. Für das laufende Geschäftsjahr 2025 erwartet das Unternehmen jedenfalls einen leicht höheren Auftragseingang und einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Das Ergebnis soll erneut steigen, mit einer angestrebten Ergebnismarge von rund sieben Prozent bis 2027.
Foto: SMS group