Thyssenkrupp Steel hat sich mit der Gewerkschaft und der betrieblichen Interessenvertretung über die noch ausstehenden Details zu Interessenausgleich, Sozialplan und weiteren betrieblichen Vereinbarungen geeinigt.
Zudem ist die für den Restrukturierungszeitraum bis 30. September 2030 notwendige Finanzierung gesichert. Über die Konditionen haben die Parteien Vertraulichkeit vereinbart. Thyssenkrupp Steel und die IG Metall haben nun den Sanierungstarifvertrag mit einer Laufzeit bis zum 30. September 2030 unterzeichnet. Damit ist der Weg zur operativen Umsetzung des industriellen Konzepts frei.
Industrielles Konzept als Grundlage für Neuaufstellung von thyssenkrupp Steel
Das vom Stahlvorstand erarbeitete und im November vergangenen Jahres vorgestellte industrielle Konzept bildet die Grundlage für die jetzt erzielten Einigungen. Es sieht im Wesentlichen eine marktbedingte Reduzierung der Produktionskapazitäten auf ein Versandniveau von 8,7 bis 9 Millionen Tonnen vor. Dazu kommt ein Abbau beziehungsweise eine Ausgliederung von rund 11 000 Stellen sowie Investitionen. Unter anderem investiert das Unternehmen in die am Standort Duisburg in Bau befindliche Direktreduktionsanlage.
Der Restrukturierungsprozess geht nun unmittelbar in die Umsetzung, um möglichst schnell Effizienzen zu heben und wettbewerbsfähigere Kostenpositionen zu erreichen. Unabhängig davon verfolgt Thyssenkrupp Steel weiterhin das Ziel einer langfristig klimaneutralen Stahlproduktion. Der Bau der ersten Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg wird weiter fortgesetzt.
„Sehr gutes Signal für den Stahl und für die ganze Region“
Ilse Henne, Aufsichtsratsvorsitzende Thyssenkrupp Steel, kommentiert die Einigung: „Es ist uns in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gelungen, die letzten Hindernisse auf dem Weg zur Unterzeichnung aus dem Weg zu räumen, und wir haben ein tragfähiges Ergebnis erzielt.“ Alle Seiten seien ihrer Verantwortung gerecht geworden. „Das macht Mut und ist ein sehr gutes Signal für den Stahl und für die ganze Region“, fährt sie fort.
Marie Jaroni, CEO Thyssenkrupp Steel, ergänzt dazu: „Seit Vorstellung unseres industriellen Konzepts haben wir die anstehenden Aufgaben konsequent Schritt für Schritt gelöst und mit dem Abschluss des Sanierungstarifvertrags den entscheidenden Knoten durchschlagen, um Thyssenkrupp Steel fit für die Zukunft zu machen.“ Das Ziel sei ganz klar, langfristig eine Spitzenposition im europäischen Wettbewerb einzunehmen. Dafür seien die Voraussetzungen jetzt geschaffen.
Harte Einschnitte und Stellenabbau erwartet
Die Einigung und Unterzeichnung des Sanierungstarifvertrags seien ein starkes Zeichen. Unternehmen und Arbeitnehmervertretung hätten in gemeinsamer Verantwortung eine zukunftsweisende Vereinbarung für den Stahl erarbeitet, meint Wilfried von Rath, CHRO Thyssenkrupp Steel: „Dabei müssen wir auch offen und ehrlich sagen: Wir werden viele Stellen abbauen und harte Einschnitte vornehmen. Wir tun dies, um wettbewerbsfähiger zu werden und möglichst viele Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern.“ Der Sanierungstarifvertrag und betriebliche Vereinbarungen zeigten, so von Rath, dass man den Weg dahin fair, mit Augenmaß und vor allem ohne betriebsbedingte Kündigungen gehen wolle.
Neuaufstellung des Stahls
Das Management plant zwei Hochöfen in Duisburg herunterzufahren und eines der beiden Werke in Bochum, früher als ursprünglich angedacht, zu schließen. Warum es trotz dieser tiefen Einschnitte die Zustimmung von Seiten der Belegschaftsseite gab, erläutert Tekin Nasikkol, Betriebsratschef Thyssenkrupp: „Was nun auf dem Tisch liegt, ist das größte und herausforderndste Paket, das wir jemals verhandelt haben. Es handelt sich hierbei nicht um eine klassische Restrukturierung wie in der Vergangenheit, sondern um eine Neuaufstellung des Stahls.“
Ein Weiter-so sei nicht mehr möglich gewesen, auch weil die bestehenden Produktionskapazitäten, seit langem nicht mehr ausgelastet werden konnten. „Dass wir eine derart große Neuaufstellung des Unternehmens ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen, ist keine Selbstverständlichkeit. Mit dem, was wir beschlossen haben, haben wir Perspektiven geschaffen, damit es beim Stahl weitergehen kann. Das gibt den Beschäftigten die Sicherheit, die sie kurz vor Weihnachten brauchen.“
Foto: Thyssenkrupp Steel








