Thyssenkrupp Steel verlässt die Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl). Der Stahlhersteller wird seine Mitgliedschaft zum 31. Dezember 2026 beenden. Eine entsprechende Mitteilung ging bei der Verbandsspitze ein. Der Schritt kommt überraschend und sorgt in der Branche für Unruhe – nicht zuletzt wegen des Zeitpunkts.
Mit dem Rückzug verliert die Wirtschaftsvereinigung Stahl ihr größtes Mitgliedsunternehmen. Die Entscheidung fällt in eine Phase, in der sich die deutsche Stahlindustrie im Spannungsfeld von Dekarbonisierung, internationalen Wettbewerbsbedingungen und politischen Rahmenentscheidungen neu aufstellen muss. Der Zeitpunkt der Ankündigung gilt als heikel. Schließlich ist für den 6. November im Bundeskanzleramt ein „Stahlgipfel“ geplant, bei dem Branchenvertreter mit der politischen Führung über die Zukunft der Stahlindustrie in Deutschland beraten wollen.
Größter heimischer Produzent verlässt Verband
Gegenüber Lokalmedien erklärte Thyssenkrupp Steel Europe, man wolle Kosten sparen. Eine weitere Begründung des geplanten Austritts ist die „eingebrachte personelle Zeit“ beziehungsweise interne Prioritäten. Dazu dürfte die angestrebte Übernahme durch Jindal Steel gehören. Ein anderer Aspekt ist die „Neuaufstellung Stahl“ genannte Sanierung, bei der es unter anderem um „Produktionsanpassungen“ und Stellenabbau geht. Darüber hinaus ist das Unternehmen bekanntlich auch an der Spitze gut durchgerüttelt. Der Dialog mit politischen Entscheidungsträgern und der Industrie soll dem Unternehmen zufolge weiterhin gepflegt werden – allerdings außerhalb der bisherigen Verbandsstrukturen.
Zäsur für die Verbandsarbeit
Thyssenkrupp Steel Europe ist der größte Stahlhersteller in Deutschland und eine zentrale Stimme der Branche – sowohl in politischen Diskussionen als auch in technologischen Entwicklungen. Der nun erklärte Austritt lässt Fragen offen: über die künftige strategische Ausrichtung des Unternehmens ebenso wie über die Rolle der Wirtschaftsvereinigung Stahl als Interessenvertretung einer Branche im Wandel. Offizielle Begründungen für den Rückzug wurden bislang nicht veröffentlicht.
Ob der Austritt Signalwirkung für andere Mitgliedsunternehmen entfalten könnte oder ob er den innerverbandlichen Kurs verändert, ist derzeit offen. Sicher ist: Die Entscheidung von Thyssenkrupp Steel Europe markiert eine Zäsur für die Verbandsarbeit der Stahlindustrie in Deutschland.
Foto: Thyssenkrupp Steel Europe








