GMR-Sensoren machten es möglich, „die magnetische Prüfung zu optimieren“, sagt IMS-Experte Christian Knackstedt. Im Interview erklärt er die Vorteile des neuen „Inclusion Detection Systems“ und berichtet über die Grundlagen des Entwicklungsprozesses.

Das folgende Interview stammt aus der September-Ausgabe 2020 von stahl + eisen und ergänzt den Artikel Einschlüsse in kaltgewalztem Bandstahl erkennen.Wir veröffentlichen es hier als Beispiel für unseren Journalismus „am Puls der Branche“. Damit Sie früher bestmöglich informiert sind, empfehlen wir ein Heft-Abo.

stahl + eisen: Wie gingen die Werke bisher mit internen Defekten in kaltgewalzten Bän- dern um?

Christian Knackstedt: Bisher wurde nur Material verwendet, von dem vermutet wurde, dass es keine Fehlstellen aufweist. Dass diese eben doch existieren, erfuhren die Hersteller erst, nachdem der Kunde die Produkte reklamiert hat.

stahl + eisen: Welche Vorteile ergeben sich durch das von Ihnen entwickelte Inclusion De- tection System (IDS)?

Knackstedt: Der Hersteller kann die in- neren Defekte online detektieren und so die fehlerhaften Stellen aus dem Coil schneiden. Zudem kann er die Vorstufen im Produktionsprozess optimieren. Da- durch wird eine bessere Maschinenauslas- tung möglich.

stahl + eisen: Selten fällt eine Idee einfach so vom Himmel. Worauf basieren Ihre Erkenntnisse?

Knackstedt: Magnetische Verfahren zur Erkennung innerer Defekte waren vorher bekannt. Aber erst durch deutlich leistungsfähigere GMR-Sensoren ist es möglich, die Erkenntnisse der magnetischen Prüfung zu verbessern und das Verfahren auch im Online-Einsatz optimal zu nutzen. Ursprünglich kamen die Sensoren bei der Nutzung in Festplatten zum Einsatz. Um sie im Walzwerk zu nutzen, haben wir im Labor umfangreiche Tests durchgeführt und viele Parameter wie beispielsweise die Magnetisierung, die geometrische Anordnung oder die Messwerterfassung variiert. Hierdurch sind wir überzeugt, ein optimales Design entwickelt zu haben.

stahl + eisen: Was war die größte Herausfor- derung im Entwicklungsprozess?

Knackstedt: Die größte Herausforderung war es, die großen Datenmengen zu verarbeiten. Zudem musste die Elektronik auf sehr kleinem Raum untergebracht und der enorme Elektronikaufwand bewältigt werden.

stahl + eisen: Wie darf sich das ein Nicht- Elektriker vorstellen?

Knackstedt: Für jeden GMR-Sensor, der eine Breite von 1 Millimeter abdeckt, ist ein separater Messkanal, bestehend aus Verstärker und Digitalisierung, notwendig. Bei einer Bandbreite von 1.400 Millimeter braucht es also 1.400 Messkanäle.

stahl + eisen: Welche Bedingungen müssen für den Einsatz von IDS erfüllt sein?

Knackstedt: Es muss zum einen ein magnetisierbares Material, etwa ferromagnetisches Eisen, produziert werden und zum anderen eine nicht-magnetische Rolle vorhanden sein, die überwiegend aus Edelstahl besteht.

stahl + eisen: Wie lautet das Feedback Ihres Pilotkunden?

Knackstedt: Den Kunden beeindruckt die schnelle Hochlaufphase und die zuverlässige Detektion der Fehlstellen. Hier wird die Anwendung des Systems bereits als „Erfolgsprojekt“ bezeichnet.

stahl + eisen: Vielen Dank für das Interview.