Als börsennotierter Konzern ist der Stahlhersteller voestalpine dazu verpflichtet, alle drei Monate seine Finanzkennzahlen offen zu legen. Das ermöglicht Anlegern ebenso wie Wettbewerbern – Einblicke, wie die Österreicher die Folgen der Corona-Pandemie bewältigen. Von außen sieht das gut aus: Kernzahlen wie Umsatz, EBITDA oder EBIT liegen deutlich über den Vergleichszahlen des Vorjahres.
In den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 (1. April bis 31. Dezember) verzeichnete die voestalpine AG einen sichtbaren Aufschwung. Die Zahlen liegen deutlich über dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie; die Nachfrage nach den Produkten des Stahl- und Technologiekonzerns entwickelte sich in allen Markt- und Produktsegmenten „äußerst robust“.
Herausfordernd war die Volatilität der Rohstoffkosten und der gegen Ende des 3. Geschäftsquartals sprunghafte Anstieg der Energiepreise. Einige Bereiche, vor allem der Geschäftsbereich Automotive, waren von den Lieferkettenproblemen der Automobilindustrie betroffen. Die Nachfrage nach Autos ist allerdings ungebrochen. Der Geschäftsbereich Bahninfrastruktursysteme verzeichnete erneut eine stabile Performance. Weiterhin erfreulich entwickelte sich das Luftfahrtsegment, das vom steigenden Bedarf an Kurzstreckenflugzeugen profitiert. Aufgrund steigender Investitionen in der Öl- und Gasindustrie konnte auch das Energiesegment den positiven Trend fortsetzen. Der Bereich Lagertechnik und Hochregallager profitierte einmal mehr vom stark wachsenden Onlinehandel, zahlreiche Projekte in Europa und den USA konnten erfolgreich abgeschlossen werden.
„Die sehr robuste Nachfrage nach unseren hochqualitativen Produkten, die hervorragende Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unser unveränderter Fokus auf effizienzsteigernde Maßnahmen spiegeln sich in den aktuellen höchst erfreulichen Finanzkennzahlen wider. Dass wir in einem nach wie vor instabilen Wirtschaftsumfeld sogar die Ergebnisse vor Ausbruch der Pandemie deutlich übertreffen konnten, bestätigt eindrucksvoll die strategische Ausrichtung und die Leistungsfähigkeit unseres Konzerns“, so Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG.
Entwicklung der Umsatz- und Ergebnisziffern von voestalpine
Die Finanzkennzahlen des voestalpine-Konzerns zum 3. Quartal 2021/22 weisen einen markanten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr auf. So nahm der Umsatz im Vergleich zum 3. Quartal des Vorjahres um 36,7 % von 8 Milliarden Euro auf 10,9 Mrd. EUR zu. Das EBITDA stieg im Vorjahresvergleich um 126,4 % von 0,68 auf 1,5 Milliarden Euro. Das EBIT erreichte nach -134 Millionen Euro im Q3 2020/21 einen Wert von 947 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern steigerte sich im Berichtszeitraum auf 893 Millionen Euro (Q3 2020/21: -210 Millionen Euro) und das Ergebnis nach Steuern auf 698 Millionen Euro (Q3 2020/21: -159 Millionen Euro).
Die Nettofinanzverschuldung wurde weiter reduziert und lag per 31. Dezember 2021 bei 2,9 Mrd. EUR (31. Dezember 2020: 3,2 Milliarden Euro). Das Eigenkapital stieg im Vergleichszeitraum von 5,4 auf 6,3 Milliarden Euro. Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verringerte sich im Jahresvergleich von 58,4 % auf 46,0 %. Die Anzahl der Beschäftigten (FTE) im voestalpine-Konzern erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresstichtag um 2,7 % von 47.871 auf 49.157.
Ausblick
Im Quartalsbericht gbit voestalpine zu bedenken, dass die „hervorragende finanzielle Ergebnisentwicklung“ der ersten neun Monate nicht auf der Wirtschaftslage einer stabilen Hochkonjunktur basiere. Tatsächlich sei das laufende Geschäftsjahr bislang von „außergewöhnlich volatilen Entwicklungen“ geprägt gewesen. Das betreffe sowohl die Markt- als auch auf die Rohstoff- und Energieseite. Für das vierte Quartal gehen die Österreicher davon aus, dass die Situation auch im vierten Quartal weiterhin Bestand hat – etwa mit Versorgungsengpässen in den globalen Lieferketten und explodierenden Energiekosten in Europa.
Dessen ungeachtet sollten sich die positiven Trends auf den wesentlichen Absatzmärkten fortsetzen. Insbesondere die Lieferkettenprobleme in der Automobilindustrie scheinen im Herbst die Talsohle durchschritten zu haben. In der Energieindustrie sollte sich die Erholung weiter fortsetzen und auch die schwer von der Pandemie getroffene Luftfahrtindustrie hat zuletzt deutliche Erholungssignale gezeigt.
Sofern es keine „unerwarteten wirtschaftlichen Verwerfungen“ gibt, soll das Abschlussquartal nochmals eine „deutliche Ergebnissteigerung“ gegenüber den Vorquartalen mit sich bringen. Für das Geschäftsjahr 2021/22 erwartet der Vorstand der voestalpine AG daher ein EBITDA am oberen Ende der bisher kommunizierten Bandbreite und somit in Höhe von bis zu 2.200 Mio. EUR.
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