Feralpi Stahl baut auf dem Werksgelände ein eigenes Umspannwerk. Eigenen Angaben zufolge leiste man damit „ein weiteres Mal“ Pionierarbeit. Konkret: Zum ersten Mal wird in einem Stahlwerk eine gasisolierte Schaltanlage installiert, bei der ein neuartiges Isolationskonzept umgesetzt wird. Dadurch ließe sich vollständig auf den Einsatz von SF6 – dem stärksten bekannten Treibhausgas – und anderen Fluoriden verzichten . Die Inbetriebnahme des neuen Umspannwerk ist für Februar 2024 geplant. Es soll dann die weltweit größte Anlage dieser Art in einem Stahlwerk sein.
Ein hochmoderner Elektrolichtbogenofen im Stahlwerk, ab voraussichtlich 2024 eines der effizientesten und umweltschonendsten Walzwerke Europas – und nun auch noch ein Umspannwerk, das es so noch in keinem anderen Stahlwerk gibt. Die Elbe-Stahlwerke Feralpi in Riesa sehen sich als ein Vorreiter, wenn es um umweltbewusstes Handeln in der Stahlbranche geht. Beim Neubau des eigenen Umspannwerks setzt das Unternehmen auf möglichst nachhaltige Lösungen, die zudem den CO2-Ausstoß weiter effektiv verringern.
Pläne über das Umspannwerk hinaus
„Die Verbesserung der CO2-Bilanz zählt zu den primären Zielen im Rahmen der Feralpi-ESG-Strategie,“ erklärt der Vorstandsvorsitzende der Feralpi-Gruppe, Giuseppe Pasini. „In unserem Geschäftsplan 2022-2026 sind klare KPI für den Umweltbereich mit einer harmonischen Verbindung von Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit fest-geschrieben. Diese Investition ist Teil eines weit umfassenderen Maßnahmenpakets, das die Kontinuität unserer verantwortungsvollen Unternehmensentwicklung und die Wertschöpfung für unseren Markt und unsere Stakeholder gewährleisten soll.“
Dieser Anspruch ist fest in der DNA der Feralpi-Gruppe verankert – Stahl lässt sich vollständig recyceln und ist damit einer der nachhaltigsten Stoffe überhaupt. In Riesa wird das langlebige Material zu 100 % aus Schrott hergestellt. Damit gilt Feralpi Stahl als einer der größten Recycling-Betriebe in Sachsen.
„Wir haben sehr viel vor in den nächsten Jahren“, fasst Werksdirektor Uwe Reinecke die für die nächsten Jahre geplanten Investitionen in Höhe von über 180 Millionen Euro zusammen. „Neben unserem Großprojekt, dem neuen Walzwerk, entsteht eine neue Schrottsortieranlage, wir widmen uns der Optimierung der Verkehrsflüsse auf dem Werksgelände und bauen unser eigenes Umspannwerk.“ All das, um die Emissionen weiter zu reduzieren und das Produkt „grüner Stahl“ weiterzuentwickeln.
Feralpi Stahl vermeidet das Äquivalent von über 35.000 t CO2
Der Bau des neuen Umspannwerks geht derzeit in die heiße Phase: Ende November 2022 beginnt die Baufeldfreimachung, also die Vorbereitung für die eigentliche Bauphase, so Henning Hamann, Leiter Technische Projekte beim Riesaer Stahlproduzenten und verantwortlich für das Projekt mit dem Titel »UW RiF« – Umspannwerk Riesa Feralpi. Die Entscheidung für ein eigenes Umspannwerk dient neben der Versorgungssicherheit auch dem Bestreben, möglichst alle Potenziale für eine Verminderung der CO2-Emissionen auszuschöpfen. „Deswegen haben wir uns auch für die Anlagentechnik von Siemens Energy aus deren Blue Produktpalette entschieden.“
Bisher kam in sogenannten gasisolierten Schaltanlagen Schwefelhexafluorid, kurz SF6, zum Einsatz. Aus solchen Schaltanlagen entweicht SF6 aufgrund kleinster, gesetzlich zulässiger, Leckagen: Es handelt sich hierzulande nur um kleine Emissionen, die aber dennoch eine größere Wirkung auf den Treibhauseffekt haben als der innerdeutsche Flugverkehr. Ursächlich ist, dass SF6 das stärkste bekannte Treibhausgas darstellt. 100 Gramm dieses Gases haben die gleiche Wirkung wie 2,5 Tonnen CO2, zudem erfolgt der Abbau in der Atmosphäre extrem langsam. Mit einer Verweildauer von mehr als 3.000 Jahren liegt der Wert 25-mal über dem von CO2.
Die neuartige Schaltanlage bei Feralpi Stahl wird mit Clean Air statt SF6 arbeiten. Damit wird im Vergleich zu einer konventionellen Anlage die Freisetzung von 1.400 kg SF6 vermieden, einer Menge, die in ihrer Gesamtwirkung mehr als 35.280 Tonnen CO2 entspricht. Mit der Verwendung von Clean Air, welches aus rein natürlichen Gasen (80% Stickstoff und 20% Sauerstoff) zusammengesetzt ist, wird die Entstehung und das Austreten von giftigen Nebenprodukten bei Schaltvorgängen verhindert und sogar ein Treibhauspotential von Null erreicht (GWP = 0).
Weitere Elemente
Das Feralpi Stahl-eigene Umspannwerk besteht nicht nur aus der hochmodernen Schaltanlage. das Herzstück sind sechs verlustarme Transformatoren, die im Transformatorenwerk von Siemens Energy in Dresden gefertigt werden. Auch Stationsleittechnik ist Teil des Auftrages. „Fertigung vor Ort ist für uns auf jeden Fall ein positiver Aspekt“, so Uwe Reinecke. „Es ist toll zu wissen, dass Wertschöpfung hier in unserer Region passiert und wesentliche Teile des Umspannwerkes aus Dresden und Berlin kommen werden.“
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Foto: Feralpi Stahl