Nach der Tarifkommission der nordwestdeutschen Stahlindustrie hat auch die Tarifkommission der ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie ihre Forderungsempfehlungen an den IG Metall-Vorstand beschlossen. In der aktuellen Stahl-Tarifrunde will man eine Verkürzung der Arbeitszeit von 35 auf 32 Stunden in der Woche – bei vollem Entgeltausgleich. Darüber hinaus bringen die Gewerkschafter ein Lohnplus von 8,5 Prozent ins Spiel.
„Diese Arbeitszeitverkürzung wäre damit der Einstieg in die 4-Tage-Woche, die dadurch in vielen Bereichen möglich wird“, erklärt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer in der nordwestdeutschen Stahlindustrie. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung für die über 80.000 Beschäftigten verlängert werden. Das Ergebnis soll zudem eine mitgliederorientierte soziale Komponente enthalten. Am 18. September wird der Vorstand der IG Metall die endgültige Tarifforderungen für die Stahl-Tarifrunde 2023 beschließen.
Forderungen für die Stahl-Tarifrunde basieren auch auf Befragung
Die Tarifforderungen der Tarifkommissionen sind Ergebnis der Diskussion unter den IG Metall-Mitgliedern in den Betrieben und auf Versammlungen. Darüber hinaus hat die IG Metall über 11.000 Beschäftigte befragt. Angesichts der immer noch hohen Inflation ist den Beschäftigten mehr Geld besonders wichtig. 72 Prozent gaben an, dass für sie eine Entgelterhöhung wichtig sei, um die Haushaltskasse zu stabilisieren. Zudem sagten 75 Prozent der Befragten, dass das Thema Arbeitszeitreduzierung bei vollem Entgeltausgleich „eher wichtig“ oder „wichtig“ sei. 69 Prozent sehen darin ein wichtiges Instrument zur Arbeitsplatz- und Beschäftigungssicherung.
IG Metall sieht finanziellen Spielraum: „Die Stahlbranche kann sich höhere Entgelte leisten“, heißt es. So seien nicht nur die Umsätze in den letzten Jahren „deutlich gestiegen“. Auch verdienten die Unternehmen gut, ist die Gewerkschaft überzeugt. Schließlich seien die Stahlpreise seit Beginn der Corona-Krise 2020 um über 50 Prozent gestiegen, die Kosten für Rohstoffe wie Eisenerz, Kohle und Gas jedoch „zuletzt wieder gesunken“. Dieser Trend soll Prognosen zufolge anhalten. Die IG Metall ist sich zudem sicher, dass die Vier-Tage-Woche Arbeitsplätze sichere und ein Vorteil im Wettbewerb um Arbeitskräfte sei.
Arbeitgeberverband Stahl lehnt den Vorschlag ab
Die im Arbeitgeberverband Stahl zusammengeschlossenen Unternehmen lehnen eine Forderung nach einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich entschieden ab. Diese Verkürzung der Arbeitszeit um drei Wochenstunden entspreche einer Erhöhung der Stundenlöhne um 8,6 %, heißt es aus Düsseldorf. Auch sprechen sich die Unternehmen gegen die Forderung nach einer zusätzlichen Entgelterhöhung um 8,5 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten aus. Das Gesamtvolumen aus der Forderung in Höhe von 17,1 % überfordere die Leistungsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie endgültig und gefährde sie existenziell, so der Verband.
Auch widerspricht der Arbeitgeberverband der These, dass eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich Arbeitsplätze sichere. Vielmehr entziehe eine pauschale Arbeitszeitverkürzung Arbeitskraft, wie sie im Rahmen der klimfreundlichen Transformation dringend benötigt werde. Vor diesem Hintergrund gefährde die geforderte Arbeitszeitverkürzung die Transformation der Unternehmen und in der Folge Arbeitsplätze.
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