Das Bundeswirtschaftsministerium will die industrielle Transformation zur Klimaneutralität auch nachfrageseitig flankieren. Dazu hat Robert Habeck nun ein „Konzept für klimafreundliche Grundstoffe“ vorgestellt, das unter anderem grünen Stahl fokussiert.
Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat am 22. Mai das Konzept „Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe vorgestellt. Sogenannte grüne Leitmärkte sollen die Nachfrage nach klimafreundlich hergestellten Grundstoffen wie Stahl und Zement stärken und so Investitionen in neue Industrietechnologien und -prozesse untestützen. Das Ziel ist, dass grüne Produkte und Prozesse zunehmend wettbewerbsfähig werden und sich die Märkte mittel- bis langfristig selbst tragen.
„Unsere Vision ist das Windrad aus grünem Stahl, das auf einem Fundament aus grünem Zement fußt und das E-Auto, das nicht nur CO2-frei fährt, sondern auch aus grünem Stahl hergestellt wurde.“
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
„Die umfassende Transformation der Industrie hin zur Klimaneutralität ist eine Mammutaufgabe“, betont Habeck. „Unsere Vision ist das Windrad aus grünem Stahl, das auf einem Fundament aus grünem Zement fußt und das E-Auto, das nicht nur CO2-frei fährt, sondern auch aus grünem Stahl hergestellt wurde. Damit das gelingt, müssen Angebot und Nachfrage nach klimaneutralen Prozessen und Produkten Hand in Hand gehen.“ Der bisherige Instrumentenmix ziele vor allem auf die Angebotsseite – von der CO2-Bepreisung über Förderprogramme bis hin zu Klimaschutzverträgen. Mit den grünen Leitmärkten nehme man jetzt auch die Nachfrageseite in den Blick. „Wir müssen die Rahmenbedingungen so setzen, dass sie die Nachfrage nach grünen Produkten stärken und diese mittel- bis langfristig wettbewerbsfähig sind. Ein erster Schritt ist, festzulegen, wann Grundstoffe überhaupt grün sind. Hierauf aufbauend können sich Schritt für Schritt grüne Leitmärkte entwickeln“, so Habeck.
Label sollen Nachfrage nach grünem Stahl stärken
Im Fokus des stehen Produkte der energieintensiven Grundstoffindustrie: Stahl, Zement und ausgewählte chemische Grundstoffe (Ammoniak und Ethylen). Aus Sicht des BMWK handelt es sich dabei um essenzielle Bestandteile der deutschen Wirtschaft, Grundlage vieler Industrieprozesse und Anfang wichtiger Wertschöpfungsketten. Kernstück des Habeck-Konzepts sind Definitionen dieser klimafreundlichen Grundstoffe und damit Antworten auf die Frage, was unter grünem Stahl, grünem Zement und grünen chemischen Grundstoffen zu verstehen ist.
Aufbauend auf den Definitionen können unter anderem Label- und Kennzeichnungssysteme dazu beitragen, die Nachfrage nach grünen Grundstoffen zu stärken und Leitmärkte zu entwickeln. Ein Vorstoß dahingehend ist der auf der Hannover Messe vorgestellte Low Emission Steel Standard (LESS) der Wirtschaftsvereinigung (WV) Stahl. Das von Habeck vorgelegte Konzept soll diese privaten Initiativen flankieren und zugleich die Ansätze auf europäischer und internationaler Ebene in Foren wie dem Klimaclub voranbringen.
Habeck erhält Zustimmung der WV Stahl
Die WV Stahl begrüßt die Initiative des BMWK. „Als Stahlindustrie sind wir dankbar, dass es im Rahmen des vom BMWK-geleiteten Stakeholderdialogs gelungen ist, sich auf eine robuste Kennzeichnung von CO2-reduziertem Stahl zu einigen. Diesen bringen wir nun mit unserem auf der Hannover Messe angekündigten Low Emission Steel Standard in die Umsetzung“, sagt Dr. Martin Theuringer, Geschäftsführer der WV Stahl. Wichtig sei, dass aufbauend auf den gefundenen Definitionen nun auch konkrete Maßnahmen zeitnah zur Entwicklung der Nachfrage nach grünen Grundstoffen auf den Weg gebracht werden. „Das vorgestellte Konzept bietet dafür eine gut Grundlage“, so Theuringer.
Grüne Leitmärkte sind ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Industrietransformation zur Klimaneutralität, der bereits im Handlungskonzept Stahl und in der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung verankert ist. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl spricht sich insbesondere dafür aus, das öffentliche Beschaffungswesen konsequent auf den Kauf von CO2-reduzierten Produkten und Prozessen auszurichten und Anreize für den Kauf von emissionsarmen Produkten – auch auf europäischer Ebene – zu verankern.