Thyssenkrupp hat einen neuen Fahrplan für die Zukunft des Industriekonzerns präsentiert. Darin spricht das Unternehmen auch von Fusionsplänen für die Stahlsparte.
Die aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie drängen den Industriekonzern Thyssenkrupp zu einer Anpassung seiner Strategie. „Wir haben in der Vergangenheit jeden Stein umgedreht und uns das individuelle Entwicklungspotenzial der Geschäfte für Thyssenkrupp sehr genau angesehen“, sagt Vorstandsvorsitzende Martina Merz (Foto).
Dabei sei im Wesentlichen besprochen worden, in welcher Konstellation die Einheiten die besten Zukunftsperspektiven haben – unter dem Dach von Thyssenkrupp, in Partnerschaften oder außerhalb des Unternehmens. Heute steht fest, so betont es Merz: „Thyssenkrupp wird kleiner, aber stärker aus dem Umbau hervorgehen.“
Kern der neuen Strategie ist folglich der Umbau des Unternehmens hin zu einer „Group of Companies“, wie der Konzern es in einer Pressemeldung verkündet. Die Geschäfte sollen künftig in zwei Kategorien unterteilt werden: Unternehmensbereiche, deren Potenzial der Konzern allein oder gemeinsam mit Partnern entwickeln will sowie Geschäfte, für die Thyssenkrupp vorrangig Entwicklungspfade außerhalb der Gruppe verfolgen will.
Thyssenkrupp startet zweiten Anlauf für Stahlfusion
Die angeschlagene Stahlsparte soll weiterhin aus eigener Kraft weiterentwickelt werden. Die zuvor ausgearbeitete „Stahl-Strategie 20-30“ bleibe in seiner geplanten Umsetzung unverändert. Neben „Maßnahmen zur Steigerung der Performance“ will der Konzern zukünftig auch mögliche Partnerschaften und Konsolidierungsoptionen verfolgen. Erste Informationen aus Konzernkreisen und der Branche sind am vergangenen Montag bereits durchgesickert. Offiziell heißt es nun, dass entsprechende Gespräche mit Kenntnis des Aufsichtsrates bereits stattfinden.
In der Vergangenheit hatte Thyssenkrupp mehrfach betont, dass eine Konsolidierung der Stahlindustrie vorteilhaft sei. „Durch die Corona-Krise nimmt die Notwendigkeit weiter zu, da sich die bestehenden Überkapazitäten in Europa strukturell ausweiten werden“, schreibt der Konzern nun in seiner jüngsten Pressemeldung. Auch sehe der Konzern dadurch die Chance, die Transformation hin zu einer klimaneutralen Stahlerzeugung zu beschleunigen, „wenn die Industrie ihre Kräfte bündelt und die Politik die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen schafft“.
Neben dem Stahlbereich prüft Thyssenkrupp auch im Marineschiffbau aktiv Möglichkeiten für eine Konsolidierung. Die Bereiche Werkstoffhandel und Industriekomponenten sowie das Automobilzulieferergeschäft sollen innerhalb der Gruppe weitergeführt werden.
Jene Bereiche, in denen Thyssenkrupp kein Entwicklungspotenzial sieht, will der Konzern nun in einem eigenständigen Segment „Multi-Tracks“ zusammenfassen. Für den Anlagenbau, das Edelstahlwerk im italienischen Terni (AST), Powertrain Solutions sowie Federn und Stabilisatoren strebe das Unternehmen eine Partnerschaft oder einen Verkauf an. Für die Bereiche Infrastructure, Grobblech und Battery Solutions prüfe der Konzern bereits einen Verkauf oder die Schließung von Standorten.