thyssenkrupp und die IG Metall haben sich sowohl auf ein Sofortpaket „Corona-Krise“ zur Bewältigung der Pandemie als auch auf den Abschluss eines Tarifvertrags geeinigt. Das hat der Industriekonzern gestern in einer Pressmeldung bekanntgegeben. Damit seien die Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Stahlstrategie 20-30 ausgestaltet, so thyssenkrupp. Die Einigung gelte dabei für alle deutschen Stahlstandorte des Konzerns. Der Tarifvertrag tritt zum 01.04.2020 in Kraft und hat eine Laufzeit von 6 Jahren bis zum 31.03.2026.
Bereits im Dezember hatte thyssenkrupp eine neue Strategie für den Stahlbereich vorgelegt mit dem Ziel, die Technologieführerschaft und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Insbesondere ist dazu vorgesehen, mit Investitionen das Produktionsnetzwerk zu optimieren und die technologischen Fähigkeiten auszubauen. Voraussetzung für die geplanten Investitionen ist eine deutliche Senkung der Kosten.
Damit reagiert thyssenkrupp nun auf die enormen Herausforderungen im Stahlbereich. Neben einer deutlich abkühlenden Konjunktur und der Corona-Krise ist der Stahl seit vielen Jahren auch mit Überkapazitäten, stark schwankenden Rohstoffpreisen und einem hohen Importdruck konfrontiert. Mit der Umsetzung wird eine signifikante und nachhaltige Ergebnisverbesserung erwartet.
Eckpunkte Stellenabbau
Der erste Schritt der Umsetzung ist ein Abbau von bis zu 2.000 Stellen in den nächsten 3 Jahren. Weitere etwa 1.000 Stellen sollen bis 2026 wegfallen. Geplant ist, den integrierten Produktionsstandort in Duisburg zu stärken und dazu einzelne Aggregate an anderen Standorten zu schließen. Von den insgesamt rund 3.000 Stellen werden etwa 1.000 in der Verwaltung entfallen. 800 Stellen sind im Bereich Grobblech betroffen. Dort sieht thyssenkrupp keine Entwicklungsperspektive innerhalb der Unternehmensgruppe. Hinzu kommt ab 2022 beginnend der Abbau von weiteren rund 1.200 Stellen durch die Optimierung des Produktionsnetzwerks.
Der Stellenabbau sei nach Angaben des Konzerns fest verabredet und werde sozialverträglich erfolgen. Die Beschäftigungssicherung gelte bis zum 31.03.2026. Beide Seiten hätten sich darüber hinaus klar zum hohen Stellenwert der Berufsausbildung im Stahlbereich bekannt, heißt es bei thyssenkrupp.
Zusätzliche Investitionen
Die Stahlstrategie sieht zudem einen zusätzlichen Investitionsrahmen von insgesamt etwa 800 Millionen Euro über 6 Jahre vor, der die bereits in der Planung enthaltenen jährlichen Investitionen von ca. 570 Millionen Euro ergänzt.
Neben der Optimierung des Produktionsnetzwerks soll das Produktportfolio konsequent auf Zukunftsmärkte und profitable Stahlgüten ausgerichtet werden. Dazu zählen Mehrphasenstähle und Leichtbaustähle sowie Güten mit hoher Oberflächenqualität. Außerdem soll die Produktion hochwertiger, nichtkornorientierter Elektrostähle gestärkt werden. Auch der eingeschlagene Weg zur Entwicklung und dem Angebot klimaneutraler Stahlprodukte soll mit Hochdruck fortgesetzt werden.
Nächste Schritte
Die Voraussetzungen für die Umsetzung der Stahlstrategie seien somit thyssenkrupp zufolge geschaffen. Bereits vor Einigung auf den Tarifvertrag „Zukunftspakt Stahl 20-30“ haben die Parteien gemeinsam eine Gesamtbetriebsvereinbarung mit Sozialplan und Interessenausgleich erarbeitet. Ab dem 1. April soll dann unmittelbar mit der Restrukturierung begonnen werden. Dazu gehört die Umsetzung eines neuen, deutlich schlankeren Funktionskonzepts in der Verwaltung. Auch die ersten Investitionen in Neuanlagen sollen noch in diesem Jahr veranlasst werden.
Sofortpaket „Corona-Krise“
Derzeit führt die Corona-Pandemie grundsätzlich zu einer verschlechterten Auftragslage. thyssenkrupp will daher auch im Stahlgeschäft kurzfristig Produktionsanpassungen vornehmen. Vor diesem Hintergrund haben sich der Konzern und die IG Metall auch auf ein Sofortpaket „Corona-Krise“ geeinigt. Die Tarifparteien sind übereingekommen, dass in der aktuellen Situation einzelne Maßnahmen der Stahlstrategie 20-30 im Verlauf der Umsetzung regelmäßig überprüft werden. Dazu ist für die Dauer der Pandemie ein gemeinsames monatliches Monitoring der Situation zur Umsetzung der heute erzielten Einigung vereinbart.
Das Sofortpaket beinhaltet außerdem die Maßgabe an die Betriebe von thyssenkrupp Steel Europe, im Falle von Kurzarbeit eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 80 Prozent vorzunehmen. Verabredet ist darüber hinaus die Umwandlung einer tariflich vereinbarten Sonderzahlung in freie Tage.