190 t schweres Getriebe zur Herstellung von Coils

Die Größe der eingesetzten Zahnräder sowie eine optimale Kraftumsetzung führen bei dem Sondergetriebe zu einer Leistung von 9 MW.
Ein weiterer entscheidender Faktor im Walzwerk war die benötigte Leistung. „Auf dem Warmbreitband werden die Brammen mehrfach ausgewalzt, um die gewünschte Dicke zu erreichen“, so Hornecker. Hierbei wird zwischen den Walzen der Vorstraße, wo der Stahl reversierend gewalzt wird, und denen der Fertigstraße unterschieden. Insgesamt kommen elf Walzen zum Einsatz, die für eine Herstellung von 4 Mio. t Stahl-Coils pro Jahr ausgelegt sind. Das Getriebe musste somit eine hohe Leistungs- dichte aufweisen, um genug Kraft auf begrenztem Raum übertragen zu können. „Durch die Größe der eingesetzten Zahnräder sowie dank einer optimalen Kraftumsetzung in diesem 190 t schweren Getriebe, mit einer Länge von fast neun Metern und einer Höhe von fast fünf Metern, konnte eine Leistung von 9 MW erreicht werden. Auf diese Weise ist es möglich, sämtliche Walzwerke parallel zu betreiben“, berichtet Hornecker.
Doch auch der Wechsel zwischen den Betriebszuständen war aufgrund der permanenten und starken Beanspruchung eine Herausforderung. Das Getriebe musste sieben Tage die Woche rund um die Uhr einsatzfähig sein – und das einerseits bei ununterbrochenem Betrieb mit nichtperiodischen Last- und Drehzahländerungen und andererseits bei periodischem Aussetz- betrieb, der auch Anlauf- und Bremsvorgänge des Getriebes beinhaltet. „Dies stellte eine große mechanische und elektrische Belastung für das Aggregat dar, die wir beim Engineering berücksichtigen mussten“, blickt Hornecker zurück.
Teamwork bei der Umsetzung
Die Fertigung wurde dabei in Kooperation mehrerer Firmen innerhalb der Groupe CIF durchgeführt. Die meisten Arbeitsschritte fanden unter Leitung von CMD Gears (Cambrai) statt, darunter die finale Montage der einzelnen Teile vor Ort. Vor Abschluss des Auftrags gab es jedoch noch eine letzte Herausforderung. Es war Transport des „extrem schweren Aggregats über 930 km zum Stahlwerk im Süden Frankreichs“, erklärt Hornecker. Dafür musste das Getriebe in sechs Sendungseinheiten unterteilt werden, die einzeln noch bis zu 60 Tonnen wogen. Gemeinsam mit zwei Schwestergesellschaften der Gruppe bewerkstelligte FMCD auch dies, sodass die Sonderanfertigung planmäßig in Betrieb ging.
Hintergrund
Die FCMD GmbH ging 1993 aus der Fusion eines Vertriebsstandorts der CMD Gears und der FC Stahl Hattingen hervor. Innerhalb der französischen Unternehmensgruppe Groupe CIF ist die Gesellschaft auf industrielle Antriebslösungen spezialisiert. Sie fungiert als Ansprechpartner für sämtliche Aufträge im Raum der DACH- Länder sowie Polen. Mit 200 Mio. Euro Umsatz und 1 700 Mitarbeitern wird die Groupe CIF aktuell in sechster Generation familiengeführt. Zu den Hauptgeschäftsfeldern gehören die Metall- und Bergbauindustrie sowie der Energiesektor. Die Gesellschaft fertigt u.a. Getriebe für Walzwerke, Mühlen und Transportbänder, Ofenschüsse sowie industrielle Gießereiprodukte.
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Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 8/20 von stahl + eisen. Im Stahleisen-Shop können Sie Einzelhefte erwerben oder ein Abonnement abschließen.