Carbon2Chem geht in die nächste Projektphase. Vier Jahre haben thyssenkrupp Steel Europe und 16 weitere Partner grundlegende Erkenntnisse über die Umwandlung von Prozessgasen aus dem Stahlwerk in chemische Produkte gesammelt. Nun will das Projekt die Lösung auf weitere Industrien ausweiten. Zudem geht es darum, die Langzeitstabilität nachzuweisen und die Marktreife herzustellen. Dafür hat Bundesministerin Anja Karliczek einen weiteren Förderbescheid über 75 Mio. Euro für den Zeitraum bis 2024 überreicht. Das von ihr geführte Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hatte schon die erste Runde unterstützt.
Entscheidende Projektphase von Carbon2Chem abgeschlossen
2016 wurde das Projekt vom BMBF für die erste Phase bereits mit mehr als 60 Millionen Euro gefördert. Seitdem wurden wichtige Meilensteine erreicht: nachdem im März 2018 das Technikum in Duisburg die Arbeit aufnahm, konnten binnen kurzer Zeit erstmals erfolgreich Ammoniak, Methanol und höhere Alkohole aus Prozessgasen der Stahlproduktion hergestellt werden. Neben dem CO2 aus diesen Gasen nutzt Carbon2Chem® dazu auch Wasserstoff. Um den Weg für eine klimaneutrale Produktion zu ebnen, wurde im Technikum eine alkalische Wasser-Elektrolyse von thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers mit einer Leistung von zwei Megawatt betrieben.
Es wurde der Nachweis erbracht, dass die Wasser-Elektrolyse auch mit sehr volatiler erneuerbarer Energie betrieben werden kann, ohne Schaden zu nehmen. Die Durchführung der chemischen Synthese mit kommerziell verfügbaren Katalysatoren und der Betrieb der Gasreinigung mit kommerziell verfügbaren Prozessstufen durch thyssenkrupp Industrial Solutions bestätigt den hohen technologischen Reifegrad (TRL) des Projekts. Zudem wurde die Wirtschaftlichkeit sowie der positive ökologische Effekt von allen Projektpartnern bestätigt.
Nächste Phase: Ausweitung und Marktreife
In der jetzt gestarteten zweiten Projektphase geht es darum, nachzuweisen, dass die erarbeiteten Lösungen im komplexen Zusammenspiel zwischen Stahlproduktion und chemischer Synthese über lange Zeit stabile laufen und sich die Carbon2Chem-Technologie im industrieübergreifenden Verbund sofort hochskalieren lässt. Darüber hinaus steht die Anwendbarkeit auf weitere Industrien neben der Stahlherstellung im Mittelpunkt. So sollen zusätzliche Sektoren als große CO2-Quellen in das Projekt aufgenommen werden – etwa die Zement- und Kalkherstellung sowie Müllverbrennungsanlagen. Zuletzt soll die zweite Projektphase dazu dienen, das Projekt zur Markreife zu führen.
Für diesen nächsten, wesentlichen Schritt ebnet die Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Höhe von 75 Mio. Euro den Weg.
Hintergrund
Bei thyssenkrupp Steel ist Carbon2Chem® auf dem Weg zur klimaneutralen Stahlproduktion bereits fest eingeplant. Neben der Vermeidung von CO2-Emissionen durch den Einsatz von Wasserstoff zur Stahlproduktion setzt das Unternehmen auf die Technologie, um anfallende Restemissionen nutzen und vermeiden zu können. So soll Carbon2Chem dazu beitragen, die CO2-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Bis 2050 ist die vollständige Klimaneutralität das Ziel.
Weiterlesen: Einen Beitrag zur Stromversorgung im Stahlwerk und zur Klimaneutralität finden Sie hier.