An der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) soll ein neuer Lehrstuhl für „Industrielle Sensorik und Predictive Maintenance 4.0“ entstehen. Ermöglichen will den neuen Bereich die Rheinberger Franz-W. Aumund-Stiftung.
Die „Prof. Heinrich Aumund-Stiftungsprofessur“ soll dem Technikwissenschaftler und Unternehmer Heinrich Aumund (1873-1959) gewidmet werden. Er war der Großvater des derzeitigen Geschäftsführers der Aumund Gruppe, Franz-Walter Aumund (im Bild, 3. v. r.). Letzterer ist Gründer der Franz W. Aumund-Stiftung, die die Einrichtung des neuen Lehrstuhls „Industrielle Sensorik und Predictive Maintenance 4.0“ möglich machen will. Er stehe für praxisnahe und interdisziplinäre Forschung und übertrage die Denkweise Heinrich Aumunds in die heutige Zeit, teilte die gemeinnützige Einrichtung mit.
Für die HTW Berlin erklärt Präsident Prof. Dr. Carsten Busch (im Bild, 3.v.l.): „Wir fühlen uns geehrt, dass die Franz-W. Aumund-Stiftung sich für die HTW Berlin als Partnerin für diese lebendige, zukunftsträchtige Form des Gedenkens an einen Visionär und engagierten Unternehmensgründer entschieden hat.“ Das geplante Fachgebiet verspreche innovativer Lehre und Forschung, wie sie an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften benötigt werde.
„Stets großer Wert auf die Nähe zur industriellen Praxis“
Heinrich Aumund lehrte von 1909 bis 1922 an der Hochschule Danzig und wirkte von 1925 bis 1935 an der Technischen Hochschule in Berlin, bis er 1935 vom nationalsozialistischen Regime in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde. Während seiner Lehrtätigkeit habe er stets großen Wert auf die Nähe zur industriellen Praxis gelegt, wird aus einem Nachruf der Franz.-W Aumund-Stiftung deutlich. Selber unternehmerisch tätig wurde Heinrich Aumund, der im Alter von 17 Jahren sein erstes Patent einreichte, durch die Gründung seines Ingenieurbüros im Jahr 1922 in Berlin. Damit legte er den Grundstein für die Aumund-Unternehmensgruppe.
Zwischen 1920 und 1926 war Heinrich Aumund im preußischen Wissenschaftsministerium für die Reform der Technischen Hochschulen in Preußen zuständig und setzte sich für die Annäherung von Technik und Wirtschaft ein. Seine beruflichen und wissenschaftlichen Erfahrungen bildeten die Grundlage für sein Bestreben, die Technische Hochschule und die Handelshochschule in Berlin zu vereinen. Seine zentrale Denkschrift zu diesem Thema aus dem Jahr 1921 betitelte er folglich „Die Hochschule für Technik und Wirtschaft“. Allerdings scheiterten die ambitionierten Reformvorhaben aufgrund von Interessenskonflikten und ungünstigen finanziellen Rahmenbedingungen. Dennoch ging in späteren Jahren aus ihnen der Studiengang „Wirtschaftsingenieurwesen“ hervor, der noch heute Absolventen für die praxisnahe Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Technik hervorbringt. 100 Jahre nach der Denkschrift will Franz-Walter Aumund seinem Vater mit der Stiftungsprofessur ein virtuelles Denkmal setzen.
Quelle, Foto: Franz-W. Aumund-Stiftung