Obwohl die Massivumformer in Deutschland ihre Geschäftslage grundsätzlich positiv bewerten, stehen sie aufgrund von Stahlengpässen zunehmend unter Druck. Zudem belastet die neue CO2-Abgabe die Betriebsergebnisse.
Die Unternehmen der deutschen Massivumformung bewerten ihre Geschäftslage zwar zunehmend positiv. Jedoch stellt sie die aktuelle Stahlmarktentwicklung nach eigenen Angaben unter Druck. Trotz steigender Herausforderungen bleibt der Blick auf die weitere Entwicklung optimistisch, wenngleich die Zuversicht im Vergleich zum Jahresbeginn etwas eingetrübt ist. So lauten die Kernergebnisse aus der jüngsten Trendbefragung des Industrieverbands Massivumformung (IMU) für das zweite Quartal 2021.
Erwartungen deutlich positiv
Demnach bewerten weniger als 10 Prozent der Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht. Damit blickt die Branche deutlich positiver auf die wirtschaftliche Entwicklung als im Juli 2020. Zu letzterem Zeitpunkt lag der Wert noch bei über 90 Prozent. Mit etwa 49 Prozent geht knapp die Hälfte der befragten Unternehmen von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. Der Anteil derer, die eine weitere Verbesserung erwarten, sank zwar von über 46 Prozent im Januar auf nun 34 Prozent. Die Erwartungen bleiben insgesamt jedoch deutlich positiv. Nach einem Rückgang der Produktion um 23 Prozent im Jahr 2020 ist die Branche nun optimistisch, im laufenden Jahr einen Zuwachs um 14 Prozent erreichen zu können.
IMU: Stahlpreise setzen Branche unter Druck
„Angesichts der Turbulenzen in den globalen Lieferketten stehen unsere Mitglieder vor großen Herausforderungen“, erläutert Thomas Hüttenhein, Vorstandsvorsitzender des IMU. Viele Betriebe seien derzeit von Lieferengpässen sowohl bei bestellten und eingeplanten Jahresmengen als auch darüber hinausgehendem Bedarf an Stahl betroffen. Dies führe bereits zu Beeinträchtigungen bei der Produktion. Hinzu kämen logistische Herausforderungen bei Kunden in der Automobilindustrie, die zu temporären Stillständen führten. „Die Auslastung in den Unternehmen ist hoch. Die hohen Stahlpreise setzen die Branche jedoch enorm unter Druck, sodass die grundsätzlich positive Stimmung doch angespannt ist“, so Hüttenhein weiter. Er ist zudem der Meinung, dass die Stahllieferanten mehr tun könnten, um die Engpässe zu entschärfen. Sie seien ihm zufolge jedoch stärker daran interessiert, höhere Preise im Markt durchzusetzen als die volkswirtschaftlich wichtige Erholung der Wirtschaft zu unterstützen.
CO2-Abgabe belastet Betriebsergebnisse
Neben den steigenden Material- und Logistikkosten sieht sich die Branche seit Anfang des Jahres zudem mit einer CO2-Abgabe konfrontiert. „Die aktuelle Situation führt dazu, dass das Geschäft immer weniger planbar ist“, mahnt IMU-Geschäftsführer Tobias Hain. Daher fordere der Verband die Politik auf, mehr Planungssicherheit herzustellen und „die in Aussicht gestellten Entlastungen von den wettbewerbsschädlichen CO2-Kosten unbürokratisch und zeitnah umzusetzen“. Hain: „Der Verlust von Aufträgen ins Ausland nutzt dem globalen Klima nicht und gefährdet die etablierten Wertschöpfungsstrukturen in Deutschland.“
Angelehnt an den „Green Deal“ der EU-Kommission hat der Verband mit der Industrieinitiative „NOCARBforging 2050“ ein eigenes Umweltprogramm ins Leben gerufen. Dieses verfolgt das Ziel einer CO2-emissionsneutralen Massivumformtechnologie bis spätestens 2050.
Quelle: IMU, Beitragsfoto: Andrewshots/Shutterstock