Die industriellen Digitalisierung in der Metallbranche stand im Mittelpunkt der „Days of Metal“, einer virtuellen Konferenz für den gegenseitigen Austausch von Praktikern, Experten und Einsteigern. Bei der Veranstaltung im Juli trafen sich alteingesessene Traditionsunternehmen mit industriellen Startups, um gemeinsam über Lösungen zu den drängendsten Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu diskutieren. Auf drei virtuellen Bühnen wurde eine Mischung aus Keynotes, moderierten Panel-Diskussionen und interaktiven Workshops geboten.
Veranstalter und Gastgeber der „Days of Metal“ war das mittlerweile 100 Mann starke Stuttgarter Startup Laserhub. Das junge Unternehmen hat vor knapp vier Jahren die gleichnamige digitale Plattform aus der Taufe gehoben. Das Angebot unterstützt Hersteller und Kunden aus dem Blechbereich automatisiert und digital bei der Anbahnung und Abwicklungen von Aufträgen. Seit rund zwei Jahren richtet Laserhub regelmäßig vergleichbare Events mit Partnern, Kunden und anderen Experten aus. Sein Haus könne daher „immer besser externe Entwicklungen beobachten“, gibt Christoph Rößner, Co-Gründer von Laserhub, zu Protokoll. „Sicherlich hat Corona als massiver Schock viele Dinge verändert, unterbrochen oder auch beschleunigt, aber grundlegende Trends bleiben“, fährt er fort. Auch werde immer deutlicher, dass die „Digitalisierung im Mittelstand – und speziell in der Metallbranche – viel mehr eine Evolution als eine Revolution“ sei.
Fokusthemen bei den Days of Metal
Für viele Teilnehmer und Referenten standen drei Fragen im Fokus: Was ist heute praktisch möglich und sinnvoll? Wo steht der Mittelstand? Welche Schritte müssen getan werden, um sich nicht im Irrgarten der digitalen Angebote zu verirren?
„Wer an einen klassischen Schrottplatz denkt, der hat meist ein heilloses Durcheinander an Autowracks und anderen Objekten im Kopf. In der Realität aber ist Schrott eine hochkomplexe Angelegenheit, wo Organisation, Übersicht und Struktur unverzichtbar sind, um erfolgreich zu wirtschaften. Je besser es uns gelingt, nach und nach einzelne Prozessschritte zu digitalisieren, desto effizienter können wir arbeiten“, erklärt Alexander Schlick, Managing Director & Co-Gründer der Schrott 24 GmbH.
Dass es nicht genügt, möglichst viele Daten zu erfassen, auch darin waren sich die meisten Teilnehmer einig. „Wenn es um die Nutzung von Daten in Produktionsumgebungen geht, dann gilt nicht zwangsläufig ‘Viel hilft viel’. Die Kunst liegt vielmehr darin, die Daten zu erfassen und auszuwerten, die direkten Einfluss auf einer höhere Produktivität oder bessere Produktqualität haben. Im nächsten Schritt müssen die Daten dann den Beteiligten verfügbar gemacht werden, die daraus die richtigen Schlüsse ziehen und Maßnahmen ableiten“, berichtet Patrick Theobald, CTO der Peakboard GmbH aus Stuttgart. Dies gelte sowohl für die Geschäftsleitung als auch für den einzelnen Mitarbeiter in der Werkhalle.
Digitalisierungsstrategie und mögliche Hürden
„Die Digitalisierung der Industrie ist an vielen Stellen ein Prozess, den in Deutschland vor allem die Großunternehmen vorantreiben. Dies bedeutet aber auch zwangsläufig für den Mittelstand, der ja häufig als Zulieferer für Großunternehmen fungiert, dass man sich dieser Entwicklung nicht verschließen kann. Speziell im Bereich Lieferantenmanagement und Einkauf steigen die Erwartungen an den Digitalisierungsgrad der Mittelständler“, berichtet Dr. Thomas Andreßen, ehemaliger Vice President Operations Digital Transformation der K+S Gruppe. „Ich rate den Mittelständlern aber dringend nicht darauf zu warten, bis der Digitalisierungsdruck sie zu unüberlegten Schnellschüssen zwingt. Eine Digitalisierungsstrategie, die in kleinen Schritten vorangeht und ein klar definiertes Ziel im Blick hat, ist jedem Mittelständler zu empfehlen. Die Markreife von digitalen Vertriebslösungen, on premises oder in der Cloud, ist vorhanden – gleiches gilt für Einkaufs- und Materialwirtschaftssysteme. Eventuell lohnt es sich, in Bausteinen zu denken, um erste Schritte in die digitale Transformation zu machen.“
„Eine der größten Hürden, die ich bei Mittelständlern und deren Digitalisierungsreise sehe, ist die Angst vor Fehlern und Kontrollverlust. Faktisch aber ist diese Angst weitgehend unbegründet und liegt meist nur an einem Mangel an Informationen. Wer bei künstlicher Intelligenz beispielsweise sofort an eine komplett durchdigitalisierte Produktion mit einem Algorithmus als letzte Instanz denkt, dem wird natürlich bange“, meint Dr. Jochen Mattes, Geschäftsführer von Werk24. „In der Realität aber gibt es schon heute viele kleine, aber dennoch immens wichtige Schritte in einer industriellen Produktionsumgebung, die ohne allzu großen Aufwand mit Hilfe künstlicher Intelligenz wesentlich schneller, präziser und zuverlässiger erledigt werden können. Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz müssen und dürfen nicht den Global Players vorbehalten bleiben.“
Die nächste Ausgabe der Days of Metal ist übrigens für November 2021 geplant – aller Voraussicht nach mit Präsenzteil.
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