Wenn es nach Stephan Remmert geht, gelten Digitalisierung und Automatisierung mittlerweile bereits als Standard in der blechbearbeitenden Industrie. Im exklusiven Interview betont der Geschäftsführer des gleichnamigen Systemanbieters Remmert aber auch, dass der Transformationsprozess besonders in kleinen und mittleren Unternehmen großer Anstrengung bedarf. Mit welchen Lösungen Remmert selbst diesem Wandel begegnet, zeigt das Unternehmen auf der Blechexpo 2021.
Herr Remmert, mit welchen Themen und Trends befasst sich die blechbearbeitende Branche derzeit?
Stephan Remmert: Wie für alle Branchen weltweit sind auch in der Blechbearbeitung die wichtigsten Themen zweifellos „Digitalisierung“ und „Automatisierung“. Von „Trends“ kann jedoch nicht mehr gesprochen werden, es sind mittlerweile vielmehr Standards. Unternehmen müssen diese erfüllen, um langfristig im steigenden Wettbewerb bestehen zu können. Wir sehen Digitalisierung und Automatisierung als zentrale Instrumente, um bei hohem Wettbewerbsdruck ungenutzte Potenziale zu identifizieren. Bei uns heißen diese Potenziale schlicht „Kundenschmerzen“. Lösungen von Remmert sollen unseren Kunden ganz konkret dabei helfen, diese Schmerzen zu lindern, d.h., Maschinenstillstände zu reduzieren, die Produktivität mit Hilfe von datengestützten KPIs zu steigern oder dem Fachkräftemangel proaktiv zu begegnen.
Wie bewerten Sie die Position der Branche mit Blick auf die Digitalisierung und Automatisierung?
Remmert: Auch wenn ich bereits davon gesprochen habe, dass Automatisierung und Digitalisierung längst keine Trends, sondern schon Standards sind, gibt es gerade in KMU in Deutschland noch viel Nachholbedarf. Wir bei Remmert befinden uns immer noch in einem umfassenden Digitalisierungsprozess. Doch Digitalisierung und Automatisierung lassen sich nicht mit einmaligen Investitionen oder schicken Tools „abhaken“. Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen ein neues Mindset aufbauen und z.B. zu kontinuierlicher Optimierung und Veränderung bereit sein. Was heute aktuell ist, ist morgen schon wieder veraltet. Die Branche muss sich meines Erachtens also noch stärker lernen, sich zu „bewegen“.
Inwieweit beeinflusst der Trend zu „grünem“ Stahl Ihr Geschäft, mit Blick auf Extrakosten und mögliche technische Anpassungen?
Remmert: Wir beschäftigen uns schon lange mit dem Thema CO2-Emissionen. In der Öffentlichkeit entsteht meiner Meinung nach oft ein falsches Bild von der Stahlindustrie, die schon längst die Weichen für die Senkung von CO2-Emissionen gestellt hat. Im Revier ist z.B. der Duisburger Stahlhändler Klöckner Ampersand Co. ein Vorreiter. Er wird sich ab 2025 mit jährlich einer Viertelmillion Tonnen grünem Stahl eines schwedischen Stahlherstellers eindecken. Was mögliche Mehrkosten angeht, sehen wir das ganz einfach. Denn gleicht man die Mehrkosten des grünen Stahls mit den zusätzlichen Kosten ab, die durch den CO2-Preis bei der herkömmlichen Stahlherstellung entstehen, werden sich die Kosten für grünen und konventionellen Stahl immer weiter annähern.
Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich durch den Wandel der Automobilindustrie?
Remmert: Nachdem die meisten Hersteller sich voll und ganz auf E-Mobilität konzentrieren, gehört der Aufbau einer tragfähigen Ladeinfrastruktur mit zu den wichtigsten Herausforderungen. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass der Strom für E-Fahrzeuge klimaneutral erzeugt wird. Nur so ist E-Mobilität wirklich nachhaltig. Nicht wirklich gelöst ist m.E. auch das Problem der Batterieentsorgung. Es ist deshalb wichtig, dass die Automobilindustrie noch weitere Antriebs-Alternativen wie die Brennstoffzelle erforscht.
Ein drängendes Thema der nächsten Jahre wird vor allem das autonome Fahren sein. Dafür wird u.a. der Ausbau des 5G-Standards noch dringlicher. In naher Zukunft wird auch die Blockchain beim automatisierten Waren-, Güter- und Personenverkehr einiges verändern.
Mit welchem Produkthighlight sind Sie auf der Blechexpo 2021?
Remmert: Auf der Bleckexpo 2021 präsentieren wir gleich zwei Produktneuheiten. SmartControl und unsere Weltneuheit, das Fahrerlose Transportsystem (FTS), liefern die passenden Antworten auf die wichtigsten Megatrends der Industrie: Digitalisierung und Automatisierung. Mit der intelligenten Software SmartControl lässt sich der gesamte Lagerverwaltungs- und Logistikprozess digitalisieren und hocheffizient steuern. Mit unserem FTS erhalten Unternehmen das geeignete Werkzeug für die vollautomatische Blechlagerung und -verarbeitung. Bleche können damit automatisiert von der Lagerung über die Produktion bis zur Auslieferung transportiert werden. Wir schaffen mit SmartControl und dem neuen FTS eine neue Stufe der Integration von einzelnen Prozessschritten hin zu einem ganzheitlichen, vollautomatisierten Prozess.
Seine Exponate präsentiert Remmert in Halle 1 an Stand 1004.
Im Rahmen der Blechexpo/Schweisstec 2021 haben wir einen Blick auf Technologien und Produkte geworfen, die die blechbearbeitende Branche derzeit auszeichnen. Die gesamte Auswahl finden Sie hier.