Für den dritten Messetag lädt der Veranstalter der Blechexpo 2021, der Messemacher Schall, erstmals zum sogenannten Stahl Convent ein. Die Veranstaltung blickt über die reine Blechbearbeitung hinaus und informiert über die Chancen und Herausforderungen der Stahlerzeugung. Wir haben die Referenten gefragt, welche konkreten Themen sie in ihren Vorträgen ansprechen.
In Zeiten des Klimaschutzes werden weltweit neue, energie- und klimaschonende Wege für die Stahlproduktion erforscht oder bereits erfolgreich beschritten. Dass damit nicht nur das Klima geschont wird, sondern auch die Kosten der Stahlproduktion und in der Prozesskette schließlich auch die Materialkosten für Stahlverwender steigen, ist nur folgerichtig. Über dieses komplexe Thema wollen namhafte Referenten der Unternehmen ArcelorMittal, Salzgitter sowie des Bundesverbandes Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen auf einem ersten „Stahl Convent“ im Rahmen der Blechexpo 2021 diskutieren.
Erzeugung fokussiert CO2-Reduktion
Auf den „Weg zum grünen Stahl“ begibt sich Dr. Holger Braun, der die CO2-Strategie bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt leitet. Er spricht über die lokale Transformationsstrategie „Steel4Future”, die jegliche Pläne des Stahlherstellers umfasst, die Erzeugung der vier Werke in Bremen, Duisburg, Eisenhüttenstadt und Hamburg zu dekarbonisieren.
„ArcelorMittal leistet mit einer geplanten Reduzierung der CO2-Emissionen von über 6 Mt/a in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung der deutschen Klimaziele”, erklärt Braun im Vorfeld der Veranstaltung. Durch Anwendung wasserstoffbasierter Reduktionsverfahren seien die Standorte zudem ein wesentlicher Bestandteil der regionalen Wasserstoffnetzwerke – ab 2025 sollen die ersten Produktionsanlagen zur Herstellung von grünem Stahl in den Werken eingesetzt werden. Die Verfügbarkeit von Grünstahl-Zertifikaten trage im Rahmen der XCarb-Initiative zur Reduzierung der CO2-Emissionen auf dem europäischen Markt „schon jetzt zur Reduzierung der Scope-3-Emissionen der Anwender in der Automobil-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie bei“, so Braun weiter. Für die blechverarbeitende Branche sei es indes wichtig zu wissen, in welchem Zeitraum die CO2-neutralen Stahlprodukte verfügbar sein würden. So will Braun in seinem Vortrag auch das Wissen um die dabei eingesetzten Technologien aufgreifen.
Recyclingbranche fordert Berücksichtigung
Mit den Themen Klimaschutz und Schrott beschäftigt sich Daniela Entzian, Geschäftsführerin des BDSV. Sie ist der Auffassung, dass „wirklich grüner Stahl” aus Recyclingrohstoffen erzeugt werde. Nun gelte es, die Weichen für weiteres Wachstum und Innovation in der Stahlrecyclingbranche zu stellen. „Die meisten CO2-Einsparungsstrategien der Stahlindustrie zielen derzeit auf die Hochofenroute ab. Durch den Einsatz von Wasserstoff als Reduktionsmittel im Hochofen sollen die CO2-Emissionen der Primärroute deutlich gesenkt werden”, stellt Entzian fest und weist darauf hin, dass mit dem Einsatz von Stahlschrott, der zum Recyclingrohstoff aufbereitet wurde, eine „technisch ausgereifte und vergleichsweise kostengünstige Alternative” zur Verfügung stehe. „Die Stahlrecyclingbranche leistet durch die Bereitstellung von passgenauen Recyclingrohstoffen für die Stahlindustrie und für Gießereien nicht nur einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zur Schonung endlicher Primärressourcen”. Dieser Aspekt werde in der aktuellen Diskussion um die Dekarbonisierung der Stahlindustrie aus ihrer Sicht zu wenig berücksichtigt.
Im Rahmen der Blechexpo/Schweisstec 2021 haben wir einen Blick auf Technologien und Produkte geworfen, die die blechbearbeitende Branche derzeit auszeichnen. Die gesamte Auswahl finden Sie hier.