Die Volkswagen AG und die Salzgitter AG wollen bei der Dekarbonisierung ihrer Prozesse und Produkte das nächste Kapitel aufschlagen. Die Unternehmen haben jetzt über eine gemeinsame Absichtserklärung informiert. Laut dieser will Volkswagen zu einem der ersten Abnehmer für den CO2-armen Stahl werden, den Salzgitter ab Ende 2025 auf einer neuen Produktionsroute am niedersächsischen Stammsitz herstellen will. Auf der Basis von Wasserstoff und erneuerbaren Energien lassen sich so laut Salzgitter AG künftig über 95 Prozent der CO2-Emissionen in der Stahlproduktion einsparen.
Murat Aksel, Konzernvorstand für Einkauf der Volkswagen AG, betonte die strategische Bedeutung der Zusammenarbeit. „Der Einkauf ist längst ein entscheidender Faktor für den Volkswagen Konzern auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Die Transformation zur E-Mobilität verstärkt den Stellenwert des Konzerneinkaufs in Sachen Dekarbonisierung erheblich“, so Aksel. Schließlich gingen beim VW Golf „nur“ 17 Prozent der CO2-Emissionen auf die Lieferkette, während es beim ID. 3 bereits 42 Prozent seien. „Für die weitere Optimierung der CO2-Bilanz spielt der Materialeinsatz – allen voran der Rohstoff Stahl – eine zentrale Rolle. Der Einsatz von CO2-reduziertem Stahl ist dabei ein wichtiger Schritt, wie auch die Wiederverwertung von Stahlresten“, ergänzt Aksel. Mit dem sogenanntem grünen Stahl sowie einem Recycling-Kreislauf ließen sich die Lieferketten bei Volkswagen in Zukunft noch umweltfreundlicher gestalten.
Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG begrüßt die Ausweitung der langjährigen Zusammenarbeit mit Volkswagen. „Mit der Lieferung von grünem Stahl und der Rücknahme der Stahlreste aus der Automobilproduktion unterstützen wir unseren langjährigen Kunden Volkswagen bei der Erreichung seiner Klimaziele. Dies ist ein weiterer ganz konkreter Schritt, die marktwirtschaftlichen Strukturen der Circular Economy auszubauen und zu stärken“, so Groebler.
Bereits „grüne Kooperation“ zwischen Salzgitter AG und Volkswagen AG
Die Kooperation beider Unternehmen beim sogenannten „grünen Stahl“ hat bereits begonnen. Im vergangenen Jahr verarbeitete die Volkswagen AG erstmals Probemengen CO2-geminderten Stahls des Salzgitter-Konzerns. Dieser wird auf der schrottbasierten Elektrostahlroute in Peine hergestellt und hat einen um 66 Prozent verminderten CO2-Fußabdruck. In diesem Jahr ist die Abnahme weiterer 3.000 Tonnen durch Volkswagen geplant.
Die Vereinbarung zwischen den Konzernen enthält noch einen weiteren Bestandteil. Zwischen Volkswagens Stammwerk in Wolfsburg und dem integrierten Hüttenwerk in Salzgitter soll sich ein geschlossener Wertstoffkreislauf für Stahl etablieren. Volkswagen stellt demnach die Stahlreste der Produktion wieder der Salzgitter AG zur Verfügung; diese schmilzt sie ein, verarbeitet sie zu neuen Stahlprodukten und liefert sie für die Autofertigung nach Wolfsburg. Die Ausweitung dieses „closed loop“ für Stahl auf weitere Produktionsstandorte des Volkswagen Konzerns wird angestrebt.
Hintergrund: Konzernstrategie „goTOzero“ der Volkswagen AG
Für Volkswagen ist die Senkung der CO2-Emissionen in der Lieferkette ein zentraler Baustein, um im Rahmen der Konzernstrategie goTOzero bis 2050 schrittweise zum bilanziell klimaneutralen Mobilitätsanbieter zu werden.Dabei verfolgt der Hersteller den Ansatz einer sogenannten Hot Spot-Analyse: Er konzentriert sich darauf, die CO2-Emissionen dort zu reduzieren, wo sie bei der Fertigung eines Automobils schwerpunktmäßig entstehen. Das ist neben dem batterieelektrischen Antriebsstrang und Aluminiumbauteilen vor allem beim Werkstoff Stahl der Fall. Bei Zukunftsprojekten wie Trinity – dem ab 2026 in Wolfsburg gefertigten vollvernetzten Elektroauto der nächsten Generation -, kann der Einsatz von CO2-reduziertem Stahl deshalb einen relevanten Beitrag zur verbesserten CO2-Gesamtbilanz leisten. Bis Ende des Jahres 2022 wollen beide Partner Abnahmemengen für den CO2-armen Stahl im Zeitraum 2025 bis 2030 konkretisieren und vertraglich vereinbaren.
Die Salzgitter AG hat sich ihrerseits mit dem Transformationsprogramm „SALCOS – Salzgitter Low CO2-Steelmaking“ auf den Weg gemacht, die CO2-Emissionen in der Stahlproduktion massiv zu senken. Im Unterschied zur Roheisenproduktion mittels Hochöfen auf Kohlenstoffbasis will der Stahl- und Technologiekonzern künftig auf einer neuen Produktionsroute Stahl mit grünem Wasserstoff und erneuerbaren Energien herstellen. Dafür werden in Salzgitter Wasserstoffelektrolyseure, Direktreduktionsanlagen und Elektroöfen errichtet.Schrittweise will der Stahlproduzent bis 2033 den CO2-Ausstoß so um mehr als 95 Prozent senken. Damit würde ein Prozent des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes vermieden werden.
Weitere Meldungen zum Autobauer finden Sie > hier.