Die Stahl und Metall verarbeitende Industrie in Deutschland erwartet herbe Umsatzeinbrüche und reagiert mit Kurzarbeit. Kredithilfen kommen beim größeren Mittelstand nur schleppend an. Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) appelliert nun an marktmächtige Unternehmen in den industriellen Lieferketten. Sie sollen den Dialog mit ihren mittelständischen Geschäftspartnern suchen und Risiken nicht einseitig auf diese abzuwälzen.
Die nackten Zahlen: Nach einer Umfrage des WSM bei seinen meist mittelständischen Mitgliedsunternehmen erwarten mehr als 85 Prozent dieser einen Umsatzrückgang im Jahr 2020 von über zehn Prozent. Fast 30 Prozent der Befragten erwarten sogar einen Umsatzrückgang von mehr als 25 Prozent. Über 90 Prozent der befragten Unternehmen befinden sich derweil bereits in Kurzarbeit oder planen eine entsprechende Maßnahme. Die meisten davon halbieren die Arbeitszeit auf 50 Prozent, über 15 Prozent der Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter in die 100-prozentige Kurzarbeit.
Erhaltung von Liquidität ist zentrales Thema
DIe staatlichen Finanzierungsprogramme begrüßt der WSM. Die nachträgliche Erweiterung der staatlichen Absicherung von Liquiditätskrediten für kleine und mittlere Unternehmen sei ein wichtiger Schrtt gewesen, so der Verband. „In einer solchen massiven Krise ist die Erhaltung der Liquidität für die Unternehmen am wichtigsten. Der Mittelstand muss jetzt unbürokratisch und schnell Zugang zu den Fördermitteln erhalten. Das gilt nicht nur für kleine und mittlere Betriebe, sondern auch für den größeren Mittelstand“, sagt Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des WSM.
Der Mittelstand leidet nach wie vor an Verzögerungen bei der Kreditvergabe, weil Sparkassen und Banken das Kreditrisiko aufwendig prüfen. Die Liquidität der Unternehmen wird zusätzlich dadurch belastet, dass die Arbeitsagenturen die Auszahlungen des Kurzarbeitergeldes aufgrund der großen Fallzahlen nicht zeitnah anweisen können.
WSM will Krise partnerschaftlich meistern
Da Nachfrage und Produktion rasant zurückgehen, stehen auch die Lieferketten unter enormen Stress. Laut WSM komme es nun darauf an, die Krise partnerschaftlich zu meistern und auch auf die Zeit nach der Pandemie vorbereitet zu sein. Die Krise in den Jahren 2008/2009 habe gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Wertschöpfungsketten erhalten bleiben und rechtzeitig wieder lieferfähig sind. Dazu gehöre, dass die Beteiligten in den industriellen Wertschöpfungsketten frühzeitig miteinander in einen Dialog treten.
„Marktmächtige Unternehmen, die von ihren Zulieferern vor kurzem noch Liefergarantien forderten, stornieren jetzt jede Bestellung und verweigern die Abnahme. Einige kommunizieren nicht und andere beharren auf ihrem juristischen Standpunkt. Lieferanten von Vormaterial sind nicht bereit, über eine Anpassung der Mengen zu reden. Das schadet den Wertschöpfungsverbünden und wird ein Wiederhochfahren erheblich erschweren. Soweit noch nicht geschehen, müssen alle Beteiligten schnell zum partnerschaftlichen Dialog zurückkehren“, so Vietmeyer.
Für den WSM sei nun dringend erforderlich, dass die Politik mögliche Szenarien eines Ausstiegs aus dem Shutdown prüft. In der Folge müssten der Öffentlichtkeit umsetzbare Pläne für einen Wiederanlauf von öffentlichem Leben und der Wirtschaft präsentiert werden.
Eine Prognose, wie sich die deutsche Wirtschaft wohl nach der Coronakrise entwickeln wird, hat die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose gewagt. Dessen Frühjahrsgutachten vom 8. April lesen Sie hier.
Quelle: WSM, Foto: Shutterstock