Das Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI erwartet aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr einen schweren Einbruch des deutschen Wirtschaftswachstums. Allerdings heißt es auch, der konjunkturelle Tiefpunkt sei überwunden und die Wirtschaft dürfte im kommenden Jahr wieder wachsen.
Konkret erwartet das RWI-Institut in diesem Jahr einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandproduktes in Höhe von 5,8 Prozent. Der Shutdown der Wirtschaftsaktivitäten hätte im März und April zu einem massiven Rückgang der Produktion geführt. Erst seit Ende April hätten die Unternehmen begonnen, diese nach und nach wieder hochzufahren. Sinkende Neuinfektionszahlen hätten dabei zu einer schrittweisen Rücknahme von den eingeführten Beschränkungen geführt. Eine vollständige Aufhebung, so das Institut, ist aber nach wie vor nicht abzusehen.
„Dennoch deutet vieles daraufhin, dass der Tiefpunkt durchschritten ist“, heißt es in eier Pressemitteilung. Für 2021 erwartet das RWI demnach wieder einen Zuwachs von 6,4 Prozent. „Die Stärke der Erholung wird aber maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Pandemie in Deutschland und dem Rest der Welt abhängen“, so RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt.
Bundesregierung stärkt Investitionskraft
Coronabedingt haben die Unternehmen ihre Investitionsnachfrage stark eingeschränkt. So sind nach Angaben des RWI-Institutes die Ausrüstungsinvestitionen um knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Auch hinsichtlich der Bauinvestitionen zeichne sich eine Verlangsamung für das zweite Quartal ab. Im kommenden Jahr dürften die Investitionen aber kräftige Impulse durch das Konjunkturpaket der Bundesregierung erhalten, meinen die Essener Wirtschaftsforscher.
8 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit – allein im April
Das von der Bundesregierug ausgeweitete Instrument der Kurzarbeit haben die Unternehmen dem RWI-Institut zufolge massiv in Anspruch genommen. Allein im April hätten die Unternehmen in Deutschland für über acht Millionen Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet. Auch geht das Institut davon aus, dass in den kommenden Monaten eine Reihe von Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie weiterhin bestehen bleiben. Gleichzeitig sei mit einem Antieg der Insolvenzen zu rechnen. „Daher ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigen wird, wenn auch mit geringer Geschwindigkeit. Demzufolge dürfte die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf 5,9 Prozent steigen und 2021 auf 5,3 Prozent zurückgehen“, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung.
Inflationsrate bei 0,2 Prozent
Gemäß der Mitteilung des RWI-Instituts wird die Inflation vor allem durch gesunkene Energiepreise und die temporäre Mehrwertsteuersenkung der zweiten Jahreshälfte beeinflusst. Hinzu kämen preisdämpfende Effekte aufgrund einer deutlich eingeschränkten Nachfrage, die die preistreibenden Effekte angebotsseitiger Beschränkungen deutlich überwiegen würden. „Die Inflationsrate dürfte dieses Jahr 0,2 Prozent betragen. Erst im kommenden Jahr wird die Inflation wieder anziehen, für 2021 ist ein Wert von 1,3 Prozent zu erwarten“, schreibt das Institut.
RWI-Institut: „Deutliche Einbußen beim Steueraufkommen“
Auch die Lage der öffentlichen Haushalte hat sich laut RWI-Institut erheblich verschlechtert. So ergebe sich für 2020 und 2021 ein Budgetdefizit von etwa 176 Milliarden Euro beziehungsweise 62 Milliarden Euro. Auf der Einnahmeseite berichten die Wirtschaftsforscher von deutlichen Einbußen beim Steueraufkommen. Gleichzeitg würden höhere Ausgaben für gestiegene Sozialleistungen anfallen. Hinzu kämen die Ausweitung des Kurzarbeitergeldes, steuerliche Maßnahmen sowie das Konjunkturpaket mit einer Summe von etwa 130 Milliarden Euro.