Den exportorientierten deutschen Maschinenbau trifft die Corona-Pandemie hart. Und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Darauf deuten sowohl die aktuelle Stimmungslage sowie die Konjunktur- und Umsatzprognose der Branche hin, wie aus dem neuen Maschinenbau-Barometer der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervorgeht.
Gegenwärtig steht mehr als die Häfte der befragten Entscheider aus dem Maschinenbau der Entwicklung der deutschen Wirtschaft explizit negativ gegenüber. Lediglich jeder fünfte Befragte ist noch optimistisch gestimmt. Deutlich dramatischer stimmt die Lage der globalen Konjunktur. Sieben von zehn Befragten sind mit Blick auf die Entwicklung der Weltwirtschaft pessimistisch gestimmt, lediglich acht Prozent optimistisch.
„Seit Ausbruch der Corona-Pandemie befindet sich die Stimmung des ohnehin bereits durch Handelskonflikte, Sanktionen und Brexit angeschlagenen Maschinenbaus im freien Fall. Der vor allem durch die Krise der Autoindustrie bedingte Auftragseinbruch wird nunmehr durch gestörte Lieferketten und Lockdowns befeuert. Eine Erholung ist erst einmal nicht in Sicht“, meint Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries & Innovations bei PwC.
Umsatzverlust von rund 25 Prozent
Tatsächlich verstärkt die gegenwärtige Umsatzprognose diesen Eindruck. Kurzfristig gehen die befragten Unternehmen davon aus, dass coronabedingt rund ein Viertel der Umsätze wegfallen werden. Lediglich 23 Prozent der Entscheider rechnen mit keinen Einbußen, zu Beginn der Pandemie hatte ihr Anteil noch bei 70 Prozent gelegen. Auf die kommenden 12 Monate projiziert rechnen die Befragten durchschnittlich mit einem Minus von 17,6 Prozent für die Gesamtbranche und -10,6 Prozent für das jeweils eigene Unternehmen.
„Im Rahmen unseres eigenen Szenarienmodells rechnen wir mit einem über die nächsten vier Quartale reichenden U-förmigen Verlauf der Krise für den Maschinen- und Anlagenbau“, so Gushurst. Das PwC gehe dabei von einem Minus in der Bruttowertschöfpung von 9,5 Prozent aus. Entscheidend werde in den kommenden Monaten das Krisenmanagement in den jeweiligen Unternehmen sein.
Hälfte der Maschinenbau-Betriebe will Investitionen reduzieren
Derzeit liegt die durchschnittliche Auslastungsquote der Unternehmen im Maschinenbau bei 73,9 Prozent. Lediglich acht Prozent der Maschinenbauer arbeiten noch am Auslastungslimit. Im Vorquartal hatte ihr Anteil noch bei 20 Prozent, im Vorjahr noch bei 51 Prozent gelegen. „Wegbrechende Aufträge, zwischenzeitliche Produktionsstopps und Störungen der Lieferkette richten den Blick der Entscheider auf Maßnahmen zur Effizienzrückgewinnung“, schreibt das PwC in einer aktuellen Pressemeldung.
Die überwiegende Mehrheit will ihre Kosten in den kommenden Monaten stabil halten. Knapp weniger als jedes dritte Unternehmen (27 Prozent) plant eine Ausgabenreduktion. Das hat auch Einfluss auf Investitionsvorhaben: Knapp die Hälfte der befragten Entscheider beabsichtigt geplante Investitionen im kommenden Quartal zu reduzieren. Zugleich vesucht die Branche ein Vertrauenssignal in den Markt zu senden. Drei Viertel der Unternehmen planen, ihre Verkaufspreise in den kommenden Monaten nicht zu verändern.
Digitalisierung der Produktion noch ausbaufähig
Der Digitalisierungsgrad verschiedener Unternehmensbereiche deckt derweil auf, wie uneinheitlich die digitale Transformation voranschreitet. Zu den am stärksten digitalisierten Unternehmensbereichen zählen im Maschinenbau Beschaffung, Marketing, Vertrieb und Service. Hier gibt die Mehrheit der Befragten an, die Bereiche seien stark oder sehr stark digitalisiert. Auffällig ist, dass gerade das Herzstück der Betriebe, die Produktion, vergleichsweise unterdigitalisiert erscheint. Lediglich 38 Prozent der Befragten geben an, ihre Produktion sei stark digitalisiert. In diesem Bereich sowie bei Transport und Logistik hat der Maschinenbau weiterhin den stärksten Nachholbedarf. „Vor dem Hintergrund der noch wenig digitalisierten Produktion ist es bemerkenswert, dass vor allem Robotics, Künstliche Intelligenz und Big Data als wesentliche Zukunftstechnologien der Branche gelten. IoT und 3D-Druck besitzen laut den Befragten ebenfalls noch ein wesentliches Zukunftspotenzial“, hebt PwC hervor. „Im Gegensatz dazu behalten Blockchain und Drohnen weiterhin ihren Status als Nischentechnologien.“
Das PwC Maschinenbau-Barometer ist das Ergebnis einer vierteljährlichen Panelbefragung unter Führungskräften des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Neben einer Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung spiegelt die Studie die Unternehmenserwartungen hinsichtlich zentraler Kennzahlen wie Kosten, Preise und Investitionsvolumina.
Das vollständige Dokument steht hier zum Download bereit.