Im zweiten Quartal musste Schmolz + Bickenbach weitere herbe Verluste hinnehmen. Seine Transformation will der Konzern nun noch intensiver vorantreiben – auch mit neuem Vorstandsmitglied.
„Das zweite Quartal 2020 war fest im Griff der Corona-Krise“, kommentierte Clemens Iller die jüngste BIlanz von Schmolz + Bickenbach. Im Rahmen dessen Veröffentlichung am 12. August weist der CEO des Konzerns darauf hin, dass die Stillstände großer europäischer Automobilproduzenten und ihrer Zulieferer sich am stärksten auf die eingebrochenenen Konzernergebnisse ausgewirkt haben. Ein negativer Trend aus dem Maschinen- und Anlagenbau sei ab April hinzugekommen. So sei auch der Schweizer Stahlhersteller „zu weitreichenden und anhaltenden Stillständen“ in seinen Werken gezwungen gewesen.
Umsatzeinbruch um 41,8 Prozent
Konkret musste Schmolz + Bickenbach unter diesen Umständen einen Umsatzeinbruch um 41,8 Prozent auf nunmehr 469,9 Millionen Euro hinnehmen. Auch beim bereinigten Betriebsergebnis (EBITDA) ist ein erheblicher Verlust von 45,8 Millionen Euro angefallen. „Geografisch betrachtet musste in allen Regionen dieser Welt ein zweistelliger Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahresquartal hingenommen werden“, so der Konzern.
Mit 301 Kilotonnen hat Schmolz + Bickenbach um 38,1 Prozent weniger Stahl abgesetzt als im Vorjahresquartal (486 Kilotonnen). Der Absatz war dabei getrieben von um 42,3 Prozent geringerer Absatzmengen bei Qualitäts- und Edelbaustahl. In den beiden anderen Produktgruppen RSH-Stahl und Werkzeugstahl hat das Unternehmen zwar auch geringere Mengen verkauft als im Vorjahresquartal, allerdings mit weniger starken Rückgängen von 28,3 beziehungsweise 22,2 Prozent.
Der durchschnittliche Verkaufspreis je Tonne lag im zweiten Quartal nach Angaben von Schmolz + Bickenbach bei 1.561,1 Euro und war damit um 6,1 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Der Rückgang sei vor allem auf geringere Schrott- und Legierungszuschläge sowie niedrigere Basispreise als im Vorjahr zurückzuführen.
Schmolz + Bickenbach: Neues Vorstandsmitglied für Transformation
Trotz der ab Mai leicht steigenden Kundenaktivität komme die Nachfrage nur sehr langsam zurück, sagt Iller. „Eine vorsichtige Erholung wird nicht vor dem vierten Quartal 2020 spürbar sein.“ Es zeichne sich allerdings ab, dass das negative bereinigte EBITDA bis zum Ende des Jahres 2020 „nicht annähernd aufgefangen werden kann“. Eine verlässliche Prognose, so Iller, sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.
Sein Hauptaugenmerk will Schmolz + Bickenbach deswegen weiterhin und verstärkt auf kurzfristige Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität legen. Dabei ist auch vorgesehen, weitere staatliche Hilfsprogramme zu nutzen. Während das Unternehmen angibt, in Frankreich bereits für einen der Geschäftsbereiche staatlich garantierte Kredite erhalten zu haben, seien weitere Kredite in Frankreich, in der Schweiz und in Deutschland „in fortgeschrittenem Stadium“. Zudem befinde sich Schmolz + Bickenbach derzeit in Gesprächen mit Banken, Aktionären und potenziellen Investoren.
Um die Transformation des Unternehmens zu verstärken, hat Schmolz + Bickenbach den Restrukturierungsexperten Josef Schultheis als Chief Restructuring Officer (CRO) in die Konzernleitung geholt. Dieser hat eine mehr als 30-jährige Management- und Beratungserfahrung in der operativen Restrukturierung, im Liquiditätsmanagement und Finanzierungsverhandlungen.