Mit Beginn des neuen Geschäftsjahres zum 1. Oktober will Thyssenkrupp mit der operativen Teilung seines automobilen Anlagenbaus starten. Mit der Maßnahme verfolgt der Industriekonzern das Ziel, zwei unabhängig voneinander agierende Unternehmen mit unterschiedlichen Produktprogrammen zu schaffen. Dazu sieht er jedoch auch den Abbau von rund 800 Stellen vor.
Zukünftig, so Thyssenkrupp, soll es einen auf Karosseriemontage spezialisierten Anlagenbauer geben, der weiterhin im automobilen Zulieferer- und Service-Segment (Automotive Technology) geführt wird. Im Bereich der Antriebs- und Batteriemontage will der Konzern indes die Transformation in Richtung Elektromobilität vorantreiben. Die Aktivitäten der Sparte, so heißt es, werden aber in einem Unternehmen gebündelt, das zum neu etablierten Portfoliosegment (Multi Tracks) gehört. Dort sind jene Bereiche zusammengefasst, in denen Thyssenkrupp langfristig kein Entwicklungspotenzial sieht. Für besagtes Geschäftsfeld werde somit perspektivisch eine Lösung außerhalb des Konzerns gesucht – „entweder in Partnerschaften oder in neuen Eigentümerstrukturen“.
Thyssenkrupp will 800 Stellen abbauen
Thyssenkrupp betont zudem, mit der Neuaufstellung der beiden Geschäftsbereiche gingen „weitere Restrukturierungen an den einzelnen Standorten“ einher. So will der Konzern in beiden Einheiten noch im laufenden Geschäftsjahr rund 800 Stellen abbauen. Rund 500 Stellen entfielen dabei auf Standorte in Deutschland. Als Grund gibt Thyssenkrupp einen „durch die Corona-Krise drastisch verschärften Einbruch bei Auftragseingang und Umsatz“ an. Zudem würden mit der Teilung bestehende zentrale Strukturen in der Verwaltung aufgelöst.
Ingo Steinkrüger, CEO von Thyssenkrupp System Engineering, weist in diesem Rahmen auf die Marktsituation im automobilen Anlagenbau hin, die nach wie vor „extrem angespannt“ bleibe. Er gehe davon aus, dass die Produktionszahlen der Autoindustrie frühestens in zwei bis drei Jahren wieder das Vorkrisenniveau erreichen werden. „Deshalb müssen wir die Teilung und Neuaufstellungen des Unternehmens nutzen, um die Strukturen und Verwaltungskosten in beiden Geschäftsteilen dem Marktniveau anzupassen. Wir werden dabei kein Technologiesegment verlieren, werden aber unser Standortkonzept anpassen und Kompetenzen bündeln“, so Steinkrüger.
Die Business Unit System Engineering von Thyssenkrupp betreibt in Deutschland derzeit neun Entwicklungs- und Produktionsstandorte. In Bremen und Langenhagen entwickelt und fertigt das Unternehmen Montage- und Testanlagen für Verbrennungs-, E-Motoren und Brennstoffzellen. An den Standorten Heilbronn, Lockweiler und Burghaun werden Montageanlagen für den Karosseriebau entwickelt und produziert. Zudem betreibt das Unternehmen in Hohenstein-Ernstthal und Chemnitz zwei Werke für Batteriemontageanlagen. An den Standorten Mühlacker und Weinsberg werden zudem Leichtbaulösungen für Fahrzeuge entwickelt und in Serie gefertigt. Insgesamt sind in Deutschland derzeit rund 3.200 Mitarbeiter im automobilen Anlagenbau bei Thyssenkrupp beschäftigt.
Quelle, Fotos: Thyssenkrupp, Redaktion: nr