Der Ruhrkonzern thyssenkrupp will mehr Tempo in der Lieferkette: Der Geschäftsbereich Materials Services hat daher eine KI-Software entwickelt, die für einen reibungslosen Materialfluss sorgen soll.
Mit verteilten Produktionsstandorten und globalen Zulieferbeziehungen sind in fast allen Industrien komplexe Lieferketten entstanden. Schon geringste Störungen oder Abweichungen im Materialfluss können zu kostspieligen Stillständen führen. thyssenkrupp Materials Processing hat mit „Pacemaker“ eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Software entwickelt, die für einen reibungslosen Materialfluss und geringeren Ressourcenverbrauch sorgen soll.
Pacemaker dient als Prognose-Instrument
Der Name „Pacemaker“, also Schrittmacher, beschreibt die Funktion der neuen Software: Ziel ist thyssenkrupp zufolge, die Versorgungssicherheit zu erhöhen, die Bestände zu senken und damit die Produktionsleistung zu erhöhen. Der Algorithmus komme bereits bei einigen Zulieferern in der Automobilindustrie im portugiesischen Industriepark Autoeuropa zum Einsatz. „Ein wichtiger Bestandteil einer ideal funktionierenden Supply-Chain ist intelligentes Materialmanagement, das flexibel auf Abweichungen und Störungen in der Produktion reagieren kann“, so António Novaís, Geschäftsführer von Palmetal, dem portugiesischen Standort von thyssenkrupp Materials Processing Europe. Pacemaker helfe hierbei als Prognose-Instrument.
Nachhaltige Effekte entlang der Lieferkette
Gemäß einer Produktbeschreibung von thyssenkrupp erfasst die KI-basierte Software in Echtzeit Produktionsdaten des Automobilherstellers. Darin erkenne sie dann Muster aus Abweichungen vom Plan und visualisiere anschließend die Daten. Im Vergleich zum vorherigen Ablauf der Lieferkette zeige Pacemaker mehr als einen Tag früher den tatsächlichen Bedarf des Kunden an, so thyssenkrupp weiter. Das ermögliche dem Kunden eine kurzfristige Anpassung des Materialflusses. Dies habe auch eine Studie der Nova School of Science and Technology in Lissabon bestätigt, welche die Leistungsfähigkeit sowie Präzision der Prognosen von Pacemaker überprüft habe.
Systematische Weiterentwicklung der Lösung
Mit Pacemaker will thyssenkrupp Materials Services auch einen wichtigen Beitrag zu einem ressourcenschonenden Einsatz von Materialien beisteuern. So würden Fehllieferungen reduziert, Bestands- und Lagerkosten sowie die Anzahl der Transporte verringert. „Die Einsparungen bei Transport und Koordination liegen bei 10 bis 15 Prozent“, heißt es vonseiten des Unternehmens. Ein weiterer Pluspunkt: Der Algorithmus lasse sich auf jeder Ebene der Lieferkette sowie zwischen mehreren Ebenen einsetzen und verlange auf Kundenseite keine Anpassung der IT-Systeme. „Mit Pacemaker stellen wir sicher, dass der Materialfluss nicht abreißt. Damit sorgen wir dafür, dass das richtige Material zur richtigen Zeit in der richtigen Qualität eintrifft, auch von anderen Lieferanten“, sagt Novaís.
Um die Lösung systematisch und für weitere Kunden weiterzuentwickeln, treibt thyssenkrupp Materials Processing Europe in Deutschland die nächste Ausbaustufe von Pacemaker voran. Bei thyssenkrupp Bilstein, einem Systempartner der Automobilindustrie, arbeitet das Pacemaker-Team derzeit an der Skalierung des Geschäftsmodells.
Strategischer Ausbau der Supply-Chain-Aktivitäten
Der Einsatz der Software gilt als weiterer Baustein in der Strategie von thyssenkrupp Materials Services. „Mittel- bis langfristig ist es unser Ziel, neben dem Materialhandel mehr Teile der Wertschöpfungskette unserer Kunden zu steuern, damit diese sich ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können“, sagt Ilse Henne, Chief Transformation Officer von thyssenkrupp Materials Services. „Unser klares Ziel ist es, die Bedürfnisse unserer Kunden besser zu erfüllen.“