Keine Entlassungen, sozialer Umbau der Industrie: Am jüngsten Aktionstag der IG Metall sind dafür mehr als 50.000 Industriebeschäftigte auf die Straße gegangen. Am Berliner Reichstag übergaben sie ihre Forderungen direkt an die Politik.
In Stuttgart, Eisenach, Koblenz, Bremen, Duisburg, Schweinfurt und natürlich in Berlin, direkt vor dem Parlament: Quer durchs Land haben Beschäftigte der Metallindustrie am 29. Oktober für einen fairen, sozial-ökologischen Wandel der Industrie demonstriert. Die IG Metall mischt sich mit dem Aktionstag in die laufenden Koalitionsverhandlungen ein – und macht Druck für die Anliegen der Beschäftigten. Bundesweit beteiligten sich über 50.000 Mitglieder. An vielen Orten besuchten Abgeordnete und Regierungsvertreter von Bund, Ländern und Kommunen die Kundgebungen.
„Unser Weckruf an Politik und Arbeitgeber ist bitter nötig“, sagte Jörg Hofmann (Bildmitte), Erster Vorsitzender der IG Metall. „Vage Programme und Lippenbekenntnisse entfachen keinen Aufbruch und keinen Fortschritt.“ Die Zukunft der Industrie und ihrer Beschäftigten dürfe nicht an der Schuldenbremse scheitern, mahnte Hofmann weiter. „Der Weg der Beschäftigten in die Arbeitswelt von morgen muss über sichere Brücken führen. Wir verlangen klare Beschäftigungs- und Investitionszusagen.“
„Es geht uns um Aufbruch und Perspektiven“
Auf der zentralen Bühne im Berliner Regierungsviertel diskutierte Hofmann mit politischen Vertretern von SPD, Union, FDP, Grünen und der Linken. Der IG Metall zufolge befanden sich darunter auch Top-Verhandler der angehenden Ampel-Koalition wie Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und der Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner. Ebenfalls auf dem Podium am Reichstag: Beschäftigte aus Berliner, Brandenburger und sächsischen Industriebetrieben, die IG Metall-Bezirksleiterin Birgit Dietze und Jan Otto, Geschäftsführer der IG Metall Berlin.
An die Adresse der kommenden Bundesregierung sagte Jörg Hofmann: „Es geht uns um Aufbruch und Perspektiven für alle. Wir wollen einen „FairWandel“ – eine soziale, ökologische und demokratische Transformation. Unser Ziel ist modernes, nachhaltiges Wirtschaften bei gleichzeitig starkem sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“
Stahlindustrie brauche „verbindliche Zusagen“
Vor der Hauptverwaltung von thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg betonte Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Hauptkassierer der IG Metall, dass sich in den nächsten Monaten die „Zukunft der Arbeitsplätze in der Stahlindustrie“ entscheide. „Ohne die notwendigen, verbindlichen Zusagen aus Berlin und Brüssel kann der Wandel nicht gelingen. Deshalb ist unsere Botschaft heute eindeutig: Deutschland muss Industrieland und damit Stahlland bleiben.“
Der IG Metall-Aktionstag war Teil einer zweiwöchigen „Europäischen Aktion für einen gerechten Strukturwandel“ des Dachverbandes der europäischen Industriegewerkschaften. Unter dem Motto „Just Transition“ beteiligen sich daran Mitgliedsorganisationen auf dem ganzen Kontinent.