In einer neuen Studie untersucht die Prognos AG, unter welchen klimapolitischen Rahmenbedingungen die Transformation der Stahlindustrie in Deutschland gelingen kann. Auftraggeber ist die Wirtschaftsvereinigung Stahl, die nun die Ergebnisse bewertet.
Die Pläne der EU-Kommission zu einem CO2-Grenzausgleich und zum europäischen Emissionsrechtehandel stellen den Erfolg der Stahlindustrie hin zur Klimaneutralität massiv in Frage. So lautet ein zentrales Ergebnis der Studie „Transformationspfade der Stahlindustrie in Deutschland“. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl beauftragte hierfür das Analyseunternehmen Prognos.
Die gesamte Studie steht kostenfrei zum Download zur Verfügung. Auf ihrer Internetseite hat die WV Stahl zudem deren Kernergebnisse auf einen Blick zusammengefasst.
Mit dem Abbau der freien Zuteilung bis 2035 und der Einführung eines nicht wirksamen CO2-Grenzausgleichs würden Produktionskapazitäten in beträchtlichem Maße verloren gehen, kommentiert die WV Stahl. Die Produktion wie die CO2-Emissionen verlagerten sich damit ins Ausland. „Selbst bei idealtypischen Bedingungen drohen 40.000 Arbeitsplätze verloren zu gehen. Im schlimmsten Fall kollabiert die Hochofen-Konverter-Route, bevor die Transformation überhaupt starten kann“, befürchtet der Verband in einem Statement. Ein Verlust von rund 200.000 Arbeitsplätzen und ein jährlicher Wertschöpfungsverlust von rund 20 Milliarden Euro wären laut Prognos die unmittelbare Folge.
WV Stahl: EU-Pläne konnten Industrie „massiv treffen“
„Die Stahlindustrie braucht Instrumente, die den Unternehmen Spielräume für Investitionen in die grüne Transformation eröffnen. Die EU-Kommission nimmt aber mit ihren Plänen eine drastische Verteuerung der Produktion in Kauf, mit der Folge der Verkürzung von Investitionsmöglichkeiten“, so Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der WV Stahl. Darüber hinaus sei es gerade in einer Zeit höchster Verunsicherung allein hinsichtlich der Versorgungssicherheit ein Fehler, isoliert einen Grenzausgleich auf den Weg zu bringen. Dessen Auswirkungen würden die Industrie „massiv treffen“.
Grundsätzlich ist die Transformation bei Setzung der passenden politischen Rahmenbedingungen laut der Studie aber machbar. Sie könne schon in den nächsten Jahren massive CO2-Reduktionen ermöglichen. „Dafür ist es entscheidend, die Wirtschaftlichkeitslücke bei den neuen grünen Produktionsverfahren vollständig zu schließen, beispielsweise durch Klimaschutzverträge und künftig zunehmend durch die Etablierung grüner Leitmärkte“, betont die WV Stahl ergänzend.