Primetals Technologies wurde von der voestalpine Stahl GmbH mit einem Liefer- und Leistungspaket für den Standort Linz beauftragt. Dieses Paket beinhaltet Kernkomponenten und -Aggregate sowie Prozessmaschinen und deren Integration in die Gesamtanlage zur Umrüstung der bestehenden Kontitandemlinie zu einer Beiztandemlinie. Mit der Errichtung der vollautomatisierten Beize-Tandemverbindung im Kaltwalzwerk 3 („BETA3“) wird voestalpine über eine Anlage verfügen, die eine Qualitätssteigerung bei der Herstellung von hoch- und höchstfesten Güten für die Automobil-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie, sowie die Produktion von Elektroband unter anderem für die E-Mobilität unterstützt.
Im Zuge des Projekts wird die bestehende Kontitandemlinie im Kaltwalzwerk Nr. 3 in Linz mit einer neuen Beiz- und Besäum Sektion ergänzt. Primetals Technologies ist für das Engineering, die Lieferung des Bandlaufbereichs mit den wesentlichen Prozessmaschinen des Biegestreckrichters, Speicherbereiche, der Besäumschere mit einer induktiven Bandkantenerwärmung, der Bandinspektion, sowie die Elektro- und Automatisierungstechnik und ist für Errichtung und Überwachungsleistungen verantwortlich.
Die neue Beiztandemlinie verarbeitet Band mit Einlaufdicken zwischen 1,5 und 6 Millimetern bei einer maximalen Bandbreite von 1.770 Millimetern. Die Auslaufdicken lassen zwischen 0,5 und 3 Millimetern variieren, bei Elektroband bis hinunter zu 0,3 Millimetern.
Layout der Primetals-Anlage
Das Layout der Gesamtanlage hatte Primetals Technologies bereits bei der Errichtung 2008 für die mögliche Erweiterung zur Beiztandemlinie vorbereitet. Der Umbau des bestehenden Einlaufbereichs auf verzundertes Band erfolgt unter Berücksichtigung der bestehenden Betriebs- und Wartungsabläufe. Im Bereich vor dem neuen Biegestreckrichter dient eine bestehende Steuerrolle als Weiche zwischen bestehendem und neuem Bandlaufbereich. Diese Layoutkonzeption erlaubt die parallele Errichtung der neuen Anlagenteile bei gleichzeitigem Betrieb der Tandemstraße und erfordert lediglich kurze Stillstandszeiten für den Zusammenschluss der bestehenden und neuen Anlagenbereiche. Großes Augenmerk wurde auf minimale Änderungen an bestehenden Fundamenten sowie Standardisierung und Wiederverwendung von bestehenden Anlagenkomponenten gelegt.
Der bestehende Einlauf wird mit einer Bundvorbereitung inklusive Schrottabtransportsystem und einer neuen Anti-Coil-Break-Rolle ergänzt. Der Biegestreckrichter dient zur Planheitsverbesserung des einlaufenden Warmbands und zur Erhöhung der Beizwirkung durch Zunderaufbrechen bis zu einer maximalen Geschwindigkeit von 270 m/min.
Der Besäumscherenbereich ist mit einer Wendekopfbesäumschere, induktiver Kantenerwärmung sowie Einrichtungen zur Kanten- und Bandinspektion ausgestattet und kann bis 380 m/min betrieben werden. Die Kantenerwärmung unterstützt speziell für Elektroband das störungsfreie Besäumen.
Das bestehende fünf-gerüstige Quarto-Tandemkaltwalzwerk erreicht eine Maximalgeschwindigkeit von 1.000 Meter pro Minute. Ein neues Dickenmessgerät nach Gerüst 3 komplettiert die bereits optimierte Instrumentierung. Es ermöglicht in Kombination mit neuen Reglern die Verbesserung der erzielbaren Banddickentoleranzen.
Weitere Details des Auftrags
Zum Projekt gehört auch die umfassende Erneuerung der Elektrik und Automatisierungstechnik des gesamten Kaltwalzwerks Nr. 3. Dabei wird das bisherige Multiprozessorregelsystem auf den neuesten Stand gebracht. Bei Steuerungsgeräten, Regelelektronik und Sicherheitsschaltgeräte erfolgt ein Austausch, bei übergeordneten Funktionen eine Migration auf die neueste Generation von speicherprogrammierbaren Steuerungen. Die Betriebssysteme werden hochgerüstet, Level-1-Bausteinbibilotheken und Level-2-Prozessmodelle erhalten ein Upgrade und werden optimiert. Zugleich wird die Automatisierung für den gleichzeitigen Betrieb der bestehenden und der neuen Anlagenkonfiguration vorbereitet. Die Bedien- und Benutzeroberflächen (HMI) werden auf „Wide Screen“ umgesetzt.
Für den Bandlauf der neuen Beize wird die Elektro- und Automatisierungslösung in die bestehende Anlage implementiert. Neben der Einbindung der neuen Funktionen und Aggregate wird für die bandführenden Antriebe eine neue Gleichstromzwischenkreisschiene für drehzahlgeregelte Antriebe mit einer Betriebsspannung von 690 Volt, sowie eine neue Niederspannungshauptverteilung installiert. Für die speicherprogrammierbaren Steuerungen stehen zusätzliche Automatisierungsfunktionen zur Verfügung, beispielsweise für Streckgradregelung, Besäumschere, S-Blöcke, Speicher, Zugregelungen oder Bandlenkungen, sowie umfangreiche Bandinspektionsfunktionen. Der beizchemische Teil ist über eine Level-2-Schnittstelle angebunden und wird auf der gemeinsamen Bedienoberfläche integriert.
Die Anlage ist für eine Produktionskapazität von rund 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr ausgelegt und erfüllt höchste Ansprüche zum vollautomatisierten Betreiben der Anlage, die Industrie 4.0 Standards erfüllt. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2023 geplant. Auftraggeber voetsalpine stahl ist eine Gesellschaft der Steel Division der voestalpine AG.
Weitere Meldungen zum Anlagenbauer finden Sie > hier.