Der Mangel an Berufskraftfahrern gilt als einer der größten Herauforderungen in der Logistikbranche. Der Krieg in der Ukraine hat dieses Problem stark verschärft, wie der DIHK nun anhand einer Umfrage verdeutlicht.
Gestörte Lieferketten und fehlende Transportmöglichkeiten können große Auswirkungen auf die Wirtschaft und auf die Versorgung der Bevölkerung nach sich ziehen. Die derzeit gravierende Knappheit an Berufskraftfahrern sei deshalb auch gesamtwirtschaftlich eine Herausforderung, so der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) anlässlich einer aktuellen Konjunkturumfrage. Derzufolge klagen 73 Prozent der Unternehmen des Straßengüter- und Personalverkehrs über Fachkräftemangel.
DIHK: Berufskraftfahrer aus Drittstaaten werden benötigt
Die Nachfrage nach Fahrpersonal übersteigt das Angebot in der EU insgesamt bei Weitem. „Das Logistikgewerbe und die Busunternehmen bemühen sich seit Jahren intensiv darum, im Inland und EU-Ausland Fahrer zu gewinnen und die Attraktivität des Berufs weiter zu verbessern“, so der DIHK. So arbeite die Politik etwa daran, die Zahl der Lkw-Parkplätze zu erhöhen, damit die Fahrer die Lenk- und Ruhezeitenregelungen einhalten können.
Der DIHK hat mit seinen Goldenen Rampenregeln einen Beitrag zu besseren Arbeitsbedingungen und damit einer höheren Attraktivität der Fahrerberufs geleistet. „Die aus der Praxis heraus entwickelten Empfehlungen nutzen allen Beteiligten: den Verladern, den Waren-Empfängern, den Transportunternehmern, den Fahrern und der Umwelt“, erklärt der Verein. Standzeiten könnten so verkürzt und Planungen für alle Seiten verbessert werden.
Dennoch: Um den Bedarf zu decken, bräuchte es dem DIHK zufolge derzeit allein in Deutschland 60.000 bis 80.000 zusätzliche Fahrer. Bezogen auf Europa wären es sogar 400.000. Zudem sei ein Drittel der Beufskraftfahrer über 55 Jahre. „Die Zahlen zeigen: Ohne den Einsatz von Berufskraftfahrern aus Drittstaaten wird es nicht möglich sein, dem aktuellen Mangel an Lkw- und Omnibusfahrern in Deutschland und der EU zu begegnen“, betont der DIHK.
Die Hürden hierfür sind allerdings hoch. Voraussetzung für den Erwerb eines Fahrerqualifizierungsnachweises in Deutschland ist beispielsweise ein Wohnsitz in der EU – eine Hürde, an der Interessenten aus Drittstaaten in der Regel scheitern. Allein hierdurch gehen der Branche jährlich circa 5.000 Fahrer verloren.
Bürokratieabbau und bessere Arbeitsbedingungen
Aufgrund der Erfahrungen der Unternehmen schlägt der DIHK konkrete Maßnahmen vor, die einen Beitrag zur Lösung des Problems leisten können. Die zentralen Themen sind Bürokratieabbau sowie bessere Arbeitsbedingungen: „Wichtig wäre, dass auch Fahrer, die keinen Wohnsitz in der EU haben, eine gültige Fahrprüfung in einem EU-Staat ablegen können. Zudem sollten Qualifikationen aus Drittstaaten anerkannt werden, sofern die Prüfungen dem EU-Standard entsprechen“. Dies gelte insbesondere für Westbalkan-Staaten, deren Berufskraftfahrerqualifikation mit Blick auf einen künftigen EU-Beitritt bereits den europarechtlichen Vorschriften entspricht.
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