Feralpi Stahl sieht sein jüngstes Investment in Deutschland als den „nächsten logischen Schritt auf dem Weg zu grünem Stahl“. Konkret: Der italienische Stahlerzeuger baut im sächsischen Riesa ein neues Walzwerk. Das soll die Produktion der Stahlprodukte am Standort auf 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen. Im Gegenzug will man dadurch den CO2-Fußabdruck weiter reduzieren. Mit Inbetriebnahme, voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2024, entstehen außerdem perspektivisch 100 neue Arbeitsplätze
Zum symbolischen Spatenstich waren seitens der Politik neben Riesas Bürgermeister der sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (zweiter von rechts) vertreten. Als zentrale Akteure nahmen auchGiuseppe Pasini (zweiter von links), und Giacomo Mareschi Danieli (links), einen Spaten in die Hand. Pasini ist Gesellschafter und Vorsitzender der Feralpi-Gruppe, Danieli ist CEO des gleichnamigen Anlagenbauers aus Italien Danieli. Für die deutsche Stahlbranche war Hans Jürgen Kerkhoff, Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Stahl, vor Ort.
Position auf dem Markt für Baustähle konsolidieren
„Als wir 1992 das Werk in Riesa übernahmen“, erinnert sich Giuseppe Pasini an die Anfänge, „wussten wir, dass wir vor einer großen Herausforderung standen, die viel Energie erforderte. Uns fehlte es nicht an Visionen, Willenskraft und Mut. Wir haben die Erwartungen weit übertroffen und den Grundstein für das gelegt, was sich im Laufe der Jahre als echter gemeinsamer Erfolg erwiesen hat. Nicht nur für Feralpi, sondern auch für die Menschen und die gesamte Gemeinschaft, in der wir aufgenommen wurden und gewachsen sind.“
Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn man in Riesa nicht sofort Menschen gefunden hätte, die „stolz auf ihre Produktionstradition“ seien und darauf, in der Stahlindustrie zu arbeiten, so Pasini. „Heute feiern wir den Beginn der Arbeiten, die eine neue und wichtige Investition schaffen werden. Dies wird Feralpi Stahl dazu verhelfen, seine Position auf dem Markt für Baustähle zu konsolidieren, um in den kommenden Jahren ein wichtiger Akteur auf dem Markt zu sein. Die Herausforderungen der nächsten Jahre für die nationale und europäische Stahlindustrie bestehen darin, die ökologische und energetische Wende nachhaltig zu gestalten. Und genau in diese Richtung investiert Feralpi Stahl auch im Interesse der neuen Generationen“, fährt Pasini fort.
Feralpi Stahl will signifikante Summen investieren
Bis Ende 2025/Anfang 2026 wird Feralpi Stahl über 180 Millionen Euro in den Standort Riesa investieren. Für die Feralpi-Gruppe stand und steht das Thema Nachhaltigkeit immer im Mittelpunkt ihres Handelns: Sowohl natürlich in Bezug auf die Umwelt als auch auf die eigenen Mitarbeitenden. Das Stahlwerk trägt als eines von nur zweien in Deutschland das EMAS-Siegel und investiert fortlaufend in eine möglichst umweltfreundliche Stahlproduktion und Stahlverarbeitung. Auch wenn die meisten Emissionen bereits jetzt weit unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegen, eruiert Feralpi Stahl kontinuierlich weitere Möglichkeiten zur Reduktion. „Ziel bleibt der grüne Stahl“, so Werksdirektor Uwe Reinecke (im Foto mittig).
„Wir wollen weiterhin konsequent unseren CO₂-Fußabdruck reduzieren. Aktuell liegen wir bei circa 52 Kilogramm pro Tonne erzeugtem Stahl und unter 80 Kilogramm pro Tonne bei gewalzten Produkten. Das ist weit unter dem Durchschnitt für die Stahlerzeugung in Elektrolichtbogenöfen und natürlich noch weiter unter dem in der konventionellen Stahlproduktion über Hochofenrouten. Hier kommt man auf rund 1,75 Tonnen CO₂ pro Tonne Stahl“, so Uwe Reinecke. Bei der Dekarbonisierung verfolgen Unternehmen allerdings im Moment verschiedene Strategien, auch aufgrund fehlender allgemeingültiger Vorgaben für grünen Stahl mit konsequenter CO₂ -Reduzierung. Mit seinem aus Schrott gefertigten Elektrostahl beschreitet Feralpi Stahl schon seit vielen Jahren den Weg zu grünem Stahl. Und geht jetzt den nächsten logischen Schritt.
Neues Walzwerk von Feralpi Stahl setzt auf Induktionserwärmung
„Das neue Walzwerk wird in Sachen Innovation und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen“, so der Werksdirektor. „Es wird über einen 300 Meter langen Heißbeschickungs-Rollgang direkt mit der vorhandenen Stranggießanlage verbunden sein. Anstelle des bisherigen Gaserwärmungsofens setzen wir ausschließlich Induktionserwärmung ein, um direkte CO₂-Emissionen zu vermeiden“, fasst Reinecke die Vorteile zusammen. Das Walzwerk wird 16 Walzgerüste, einen Sechsstich-Fertigblock und eine Spooler-Linie umfassen. Der K-Spooler wird Stabstahl-Coils mit einem Gewicht von 8 Tonnen produzieren; das sind die schwersten Coils für den deutschen Markt für Langstahl mit einem Durchmesser von 8 bis 25 mm. Big Data und künstliche Intelligenz von Danieli Automation garantieren eine Echtzeitanbindung der bestehenden Stranggießanlage an das neue Walzwerk. Ebenso sollen sie sowohl für das Senken des Heizenergieverbrauchs als auch für das dynamische Regeln der thermomechanischen Prozesse sorgen; und damit für eine bestmögliche Qualität des Endprodukts.
Bedeutung für den Standort
Auch für die wirtschaftliche Zukunft der Region Riesa ist das Walzwerk von Bedeutung, wie Ministerpräsident Michael Kretschmer betont. „Die Investition in ein hochmodernes Walzwerk schafft 100 neue Arbeitsplätze unter nachhaltigen Produktionsbedingungen und ist ein starkes Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Sachsen“, so Kretschmer. Feralpi Stahl setze seit Jahren erfolgreich auf eine umweltschonende Stahlproduktion; auch sei das Unternehmen Vorreiter für den verstärkten Einsatz von grünem Wasserstoff, erklärt der Ministerpräsident. Mit ihren Aktivitäten leiste die Unternehmensgruppe einen wichtigen Beitrag für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Sachsen. Wasserstoff sei eine „Schlüsseltechnologie für eine klimaneutrale und zukunftsfähige Industrie im Freistaat Sachsen“, ergänzt er.
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Foto: Matthias Seifert