Mit der zweistelligen Millioneninvestition in eine neue induktive Einzelstabvergütungsanlage kann GMH neue Märkte wie die Windkraftbranche erschließen. Zugleich trägt die Technologie dazu bei, den CO2-Fußabdruck des Unternehmens zu verringern – und pflastert so den weiteren Weg hin zu grünem Stahl.
Das Stahlwerk Georgsmarienhütte, größter Produktionsstandort der GMH Gruppe, rüstet sich für die Zukunft. Das Unternehmen investiert rund 21,5 Millionen Euro in eine induktive Einzelstabvergütungsanlage (EVA), die in zwei Etappen installiert werden soll. GMH zufolge arbeitet die neue Anlage vollautomatisiert und erhöht infolgedessen die Arbeitssicherheit. „Bislang mussten einzelne Stahlstäbe direkt nach dem Erwärmen teilweise manuell nachbearbeitet werden – dieser arbeitsintensive und auch risikobehaftete Prozessschritt fällt nun weg“, heißt es vonseiten des Unternehmens.
Anlagenkonzept erlaubt 100 Prozent Ökostrom
Die EVA gibt der GMH Gruppe die Möglichkeit, hochanspruchsvollen, induktiv vergüteten grünen Stahl zu produzieren, der optimal auf Anwendungen außerhalb des Automotive-Bereichs zugeschnitten ist. Dazu zählen beispielsweise Schrauben und Verbindungselemente für Windkraftanlagen oder für Förderanlagen in Industrieanwendungen. Insbesondere zeichnen sich Anlagen dieser Art durch ihren Betrieb mit Strom aus. Dies biete gegenüber herkömmlichen gasbetriebenen Anlagen zwei große Vorteile, betont GMH. Zum einen würden die Stahleigenschaften aufgrund der induktiven Wärmebehandlung in nur einem Arbeitsschritt deutlich verbessert. Zum anderen sorge der Einsatz von Strom – die Anlage ist so konzipiert, dass sie mit bis zu 100 Prozent Ökostrom betrieben werden kann – dafür, dass der Product Carbon Footprint (PCF) der hergestellten Komponenten und auch der Endprodukte, in denen sie verbaut werden, reduziert werde.
GMH: „Enormes Marktpotenzial nutzen“
Für das Projekt hat die GMH Gruppe eine Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium in Höhe von rund 880 000 Euro erhalten. Der Förderbescheid für die EVA war der erste dieser Art, den das Ministerium im Zuge seines Programms „Dekarbonisierung in der Industrie“ ausgestellt hat. Es betrifft neben der Stahlindustrie auch weitere energieintensive Sektoren.
„Wir können mit den Kapazitäten der bestehenden Anlagen nicht alle Kundenanfragen bedienen – das werden wir nun ändern und uns zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten sichern: Allein in Deutschland werden laut Schätzungen bis 2030 etwa 30.000 neue Windräder benötigt“, sagt Dr. Alexander Becker, CEO der GMH Gruppe. Für jede einzelne Windkraftanlage würden rund 13 Tonnen Stahl für Schrauben und Verbindungselemente benötigt. Hochgerechnet auf den Gesamtbedarf ergebe dies ein Potenzial von mehr als 60.000 Tonnen Stahl pro Jahr. „Mit dieser ersten von zwei neuen Einzelstabvergütungsanlagen schaffen wir die Basis, um dieses enorme Marktpotenzial für uns zu nutzen und in diesem Zukunftsmarkt eine wichtige Rolle zu übernehmen“, so Becker.
Die Inbetriebnahme der ersten Anlage ist zum Jahresende geplant, die Vervollständigung der zweiten Etappe im kommenden Jahr.
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