Der Stahlkonzern US Steel hat mehrere Kaufangebote erhalten, die er derzeit prüft. Unter den Bietern befindet sich auch der Konkurrent Cleveland-Cliffs. Eine Übernahme durch das Unternehmen könnte den nordamerikanischen Stahlmarkt grundlegend umgestalten.
Um den Stahlkonzern US Steel ist ein Bieterwettstreit entbrannt. Nachdem das Unternehmen mehrere unaufgeforderte Übernahmeangebote enthalten hatte, prüft es nun eigenen Angaben zufolge seine Optionen. Kurz nach der Ankündigung am vergangenen Sonntag, 13. August, gab sich ein erster Interessent zu erkennen. Das Unternehmen Cleveland-Cliffs teilte mit, US Steel bereits Ende Juli einen Aufpreis von 42 Prozent auf den Aktienkurs geboten zu haben – was jedoch abgelehnt worden sei. Daraufhin machte Cleveland-Cliffs das bislang vertraulich behandelte Angebot öffentlich. Laut offiziellem Statement handelt es sich um 7,3 Milliarden US-Dollar oder Aktien im Wert von 32,50. Die Aktien von US Steel stiegen daraufhin um mehr als 40 Prozent, die von Cleveland-Cliffs um 10 Prozent.
In einem offenen Brief an Lourenco Goncalves, dem CEO von Cleveland-Cliffs, bekräftigte US Steel-Chef David Burritt seine Argumente gegen den Kauf. So betonte er unter anderem, kein Angebot annehmen zu können, das zuvor keiner sorgfältigen Prüfung unterzogen wurde. Burritts Schreiben zufolge wolle Cleveland-Cliffs keinen Geheimhaltungsvertrag unterzeichnen, wenn US Steel die vorgeschlagenen Vertragsbedingungen nicht im Voraus akzeptiere.
Cleveland-Cliffs kann hingegen auf eine bedingungslose Unterstützung seitens der Gewerkschaft United Steelworkers (USW) setzen. In einer im vergangenen Jahr geschlossenen Vereinbarung hat die USW das Recht erhalten, im Falle einer möglichen Übernahme ein Gegenangebot für US Steel abzugeben. USW-Präsident Thomas M. Conway kündigte an, das Recht der Gewerkschaft für die Abgabe eines Kaufangebots an Cleveland-Cliffs zu übertragen. Wäre eine Übernahme erfolgreich, so würde das fusionierte Unternehmen fast die gesamte Kapazität an der Eisenerzpellet-Produktion in den USA und auch große Anteile bei der Zulieferung für die lokale Automobilindustrie besitzen. Dieser Deal würde Cleveland-Cliffs also zum größten nordamerikanischen Stahlhersteller und einem der zehn größten Stahlunternehmen weltweit machen.
Konkurrenz bekommt Cleveland-Cliffs von der Industrieholding Esmark, die am Montag, 14. August, ein Gegenangebot über 7,8 Milliarden US-Dollar oder 35 US-Dollar pro Aktie lancierte. Die in der Holding eingegliederte Esmark Steel Group betreibt eine Reihe von Service-Centern und gilt als einer der führenden Verarbeiter von Flachstahl in den USA. Auch ArcelorMittal prüft übereinstimmenden Medienberichten zufolge die Machbarkeit eines Deals.