Vor zwei Wochen noch hatte Thyssenkrupp Steel Europe Belegschaft, Stadt und Politik schockiert – aufgrund „herausfordernder Marktbedingungen“ wolle man die Produktionskapazität reduzieren und Stellen abbauen. Die jüngste Ad-hoc-Meldung könnte hingegen als kleiner Befreiungsschlag durchgehen – aus Unternehmenssicht.
Die Ad-hoc-Meldung im Wortlaut:
„Die Thyssenkrupp AG und die EP Corporate Group a.s. (EPCG) haben sich heute auf eine Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp geeinigt. EPCG erwirbt 20 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp. Das Closing der Transaktion ist noch im laufenden Geschäftsjahr geplant, vorbehaltlich einer etwaigen Zustimmung der zuständigen Behörden und des Aufsichtsrates der Thyssenkrupp AG. Darüber hinaus sprechen die Parteien über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft durch EPCG. Ziel ist die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint Ventures.“
Kleiner Befreiungsschlag soll auf 50/50-Joint-Venture hinauslaufen
Die Thyssenkrupp AG und die EP Corporate Group a.s. (fortlaufend EPCG) haben sich heute auf eine Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp geeinigt. EPCG erwirbt 20 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp. Über die Konditionen der Transaktion haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Das Closing der Transaktion ist noch im laufenden Geschäftsjahr der Thyssenkrupp AG geplant. Dies bedingt noch eine etwaige Zustimmung der zuständigen Behörden und des Aufsichtsrates der Thyssenkrupp AG. Darüber hinaus sprechen die Parteien über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft durch die EPCG. Ziel ist die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint Ventures.
Strategischer Partner mit Energiekompetenz
EPCG gilt als ein führendes europäisches Energieunternehmen. Die strategische Partnerschaft wird seitens des Industriekonzerns als ein bedeutender Schritt zur Sicherung einer resilienten, kosteneffizienten und klimaschonenden Stahlproduktion von Thyssenkrupp Steel angesehen – und damit auch als ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der Stahlindustrie in Deutschland. Der Einstieg von EPCG vereinige das führende Werkstoff-Knowhow von Thyssenkrupp Steel Europe mit der Energieexpertise von EPCG, heißt es weiter.
„Unser Ziel ist ein Zukunftskonzept, das zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit und unternehmerischem Erfolg von Thyssenkrupp Steel führt, den Anforderungen des Klimaschutzes entspricht, betriebsbedingte Kündigungen vermeidet und eine breite Akzeptanz findet. Die Kooperation mit der EPCG Group verdeutlicht das Zutrauen beider Partner in die erfolgreiche Zukunft unseres Stahlbereiches“, sagte Miguel López, Vorstandsvorsitzender der Thyssenkrupp AG. EPCG erwerbe bewusst zum jetzigen Zeitpunkt und zu den aktuellen Marktbedingungen 20 Prozent des Stahlbereiches, um an der Gestaltung und Neuausrichtung von Thyssenkrupp Steel aktiv mitzuwirken. „Gemeinsam wollen wir ein leistungsstarkes, profitables und zukunftsorientiertes Stahlunternehmen schaffen, das die Kosten der Dekarbonisierung auf ein wettbewerbsfähigeres Niveau senkt und so die grüne Transformation der Stahlindustrie auf dem Weg zur CO2-Neutralität beschleunigt. Ein starker Energiepartner wie die EP Corporate Group ist dafür essenziell“, verdeutlichte López.
Widerstand bei den Mitarbeitern
Bei den Arbeitnehmervertretern von Thyssenkrupp Steel hat die Nachricht des geplanten Einstiegs für massive Verstimmung gesorgt. Umgehend erstellte beispielsweise die IG Metall ein Flugblatt und veröffentlichte es am Samstag: „Das ist ein Skandal, denn Vorstandschef Miguel López und Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm haben die Mitbestimmung einmal mehr umschifft und uns somit bewusst vor den Kopf gestoßen“, heißt es darin beispielsweise.
Auch Tekin Nasikkol, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Stahlsparte von Thyssenkrupp, kommt zu Wort. Man werde „von diesen Herren kein Stück weit mehr informiert, als das Gesetz es vorsieht“, sagte er etwa. Für einen traditionell mitbestimmten Konzern wie sei das „mehr als eine Provokation. Es ist eine kalkulierte Kampfansage“, führt er weiter aus. Entsprechend führt die Mitteilung auch zu einer Planänderung: Aus einer ursprünglich angestrebten Betriebsversammlung soll nun Protest werden.