Im hessischen Hanau hat im September 2021 eine von VOL-Stahl konzipierte, vollautomatische Kommissionierlinie für Sonderprofile ihren Betrieb aufgenommen. Nach Entwicklerangaben wird dort bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl zukünftig die drei- bis vierfache Menge an Auftragspositionen robotergestützt abgewickelt. Der Clou sei zudem ein auf intelligenten Algorithmen basierendes Add-On für die Produktionsplanung, das branchenrelevante Qualitätsstandards neu definiere.
Für Abnehmer aus den Bereichen Automotive, Flurförderzeug-, Aufzugs- und Lineartechnik fertigt die VOL-Stahl Group warm- und kaltgewalzte sowie gezogene Stahlsonderprofile. Die europaweite Versorgung ist nach Unternehmensinformationen über die Standorte Hoyerswerda und Hanau sichergestellt. Dort werden die Profile gelagert, kommissioniert, bearbeitet und fertigverpackt ausgeliefert. Hanau bedient unter anderem Großkunden aus der Gabelstaplerindustrie, die die Spezialprofile für den Mast-Bau verwenden. Die Niederlassung wurde 2017 errichtet. Sie beinhaltet eine Kommissionierhalle mit einem integrierten automatischen Hochregallager mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen. Dort können Materiallängen bis 12,8 Meter zwischengepuffert werden.
Marktanforderungen und Wachstum als Treiber
In der neuen Kommissionierlinie wird das Langgut in kundenspezifische Längen getrennt und in Bunde gepackt. „Dieser technologisch simpel anmutende Ablauf war für die Mitarbeitenden trotz Einsatz einer halbautomatischen Bandsäge mit schweren körperlichen Anstrengungen verbunden, insbesondere beim Stapeln der Profile in Pakete. Auch die wachsenden Anforderungen an die interne Logistik, Bearbeitung und die stetig steigenden Auftragsvolumina waren eine Herausforderung. Infolge war es unausweichlich, sowohl die Kapazitäten aufzustocken als auch in die Digitalisierung und Automatisierung der Kommissionierprozesse zu investieren, um Durchlaufzeiten zu verkürzen, die Effizienz in den Abläufen zu steigern und die Prozesse wesentlich ergonomischer zu gestalten“, teilt VOL-Stahl mit.
Stahlkompetenz trifft Steuerungskompetenz
Für dieses Vorhaben wurde VOL-Stahl-intern eine Automatisierungs-Abteilung gegründet. Diese hat nach Unternehmensangaben innerhalb eines Jahres ein Konzept für die Neugestaltung der Kommissionierung entwickelt und umgesetzt. Der Aufbau startete Mitte 2021. Seit September ist die Linie erfolgreich im Einsatz und läuft im vollautomatischen Modus. Die installierte Lösung besteht im Kern aus einer Kreissäge mit integriertem Querförderer, zwei Robotern, einer Profilprüfung, einer Bindeeinheit und einem Transportsystem für den Materialfluss zwischen den einzelnen Elementen der Linie. Die Produktionsplanung erfolgt mithilfe eines eigens programmierten, auf intelligenten Algorithmen basierenden Add-Ons im ERP-System, das die Planung unter Berücksichtigung von Kapazitäten, Lagerplatz, Einsatzmaterial und Kundenbedarf eigenständig durchführt. Implementiert ist auch eine laserbasierte Qualitätsprüfung der Profile in Bezug auf Geometrie und etwaige Oberflächenfehler. »Die eingesetzte Scanner-Technologie minimiert Fehler bei Buchungsprozessen, schließt eine Verwechslung von Material aus und sorgt für schlanke Abläufe bei deutlich erhöhter Performance«, so VOL-Stahl.
Intelligentes Magnet-Greifsystem für Lasten bis 300 Kilogramm
Im Zuge der Auftragsabwicklung werden die Profile mittels Säge getrennt, während zwei Roboterarme mit hoher Hubkraft und Reichweite das Abpalettieren des Langmaterials sowie das Aufpalettieren der abgesägten Fixlängen übernehmen. Die Aufnahme erfolgt mithilfe eines spezialentwickelten Magnet-Greifsystems, das nach Entwicklerangaben keinerlei mechanische Abdrücke auf der Materialoberfläche hinterlässt. »Dennoch wird hinreichend Kraft aufgeboten, die Profile heben und wenden zu können. Aufgabe der Roboter ist darüber hinaus das Verschachteln der fertiggestellten Stangen nach Kundenvorgabe«, erklärt VOL-Stahl. Sobald ein solches Paket zusammengestellt ist, steht die Ware zum Binden und Abholen bereit.