In einem aktuellen Bericht hat das Stahl-Beratungsunternehmen MEPS die derzeitige Lage der Stahleinkäufer zusammengefasst. Darin wird deutlich, dass mit einem eingedämmten Einkaufsvolumen zu rechnen ist.
Aufgrund der ausbleibenden Nachfrage nach Stahlprodukten sitzen die Produzenten derzeit auf Überbeständen. Auch die Servicezentren bauten zu Begin des Jahres einen Lagerbestand an Walzwerkprodukten auf, den es nun gilt zu verkaufen. In der Folge mussten viele Stahleinkäufer ihre Einkaufsmengen für dieses Jahr revidieren – indem sie Aufträge verschieben oder stornieren.
Stahleinkäufer: Mangel an Aufträgen aus der Automobilproduktion
Für das zweite Quartal des Jahres wird ein Rückgang der deutschen Rohstahlproduktion auf nur noch sieben Millionen Tonnen prognostiziert. Das sind drei Millionen Tonnen weniger als die von den heimischen Stahlproduzenten im Zeitraum April/Juni 2019 hergestellte Menge – ein Rückgang von 32 Prozent.
Doch trotz der Produktionskürzungen der Hersteller übertrifft das Angebot an warmgewalzten Coils weiterhin die Nachfrage, so das britische Stahl-Beratungsunternehmen MEPS. Russische Stahllieferanten seien auf dem deutschen Markt sehr aktiv, heißt es im entsprechenden Bericht, und würden sich um Absatz und Devisen bemühen. Die inländischen Verkaufszahlen hingegen seien in diesem Monat erheblich zurückgegangen.
Erschwerend hinzu kommt die gedrosselte Fahrzeugproduktion sowohl im März als auch im April des Jahres. Dadurch seien MEPS zufolge die Aufträge für feuerverzinkte Coils sowohl in den Werken als auch in vielen Servicezentren zurückgegangen. Auch Händler, die kaltgewalzte Coils vertreiben, hätten im vergangenen Monat über ausbleibende Aufträge von Kunden aus der Automobilbranche berichtet. In der Folge käme es jetzt zu Stornierungen und Verschiebungen. Die Preise seien dementsprechend weiter rückläufig, auch wenn sich das Mai-Geschäft langsam erhole.
Preisnachlässe bei Blechen
Ähnlich verhält es sich mit der Grobblechnachfrage, die sich im April – nach einem lebbhaften März – abschwächte. Die Endkunden würden nach Angaben MEPS‘ aufgrund der derzeitig unsicheren Lage nur das absolut Notwendigste bestellen. Als Reaktion darauf hätten die Grobblechwalzwerke versucht, die Preise zu erhöhen. Entsprechende Bemühungen hätten sich MEPS zufolge aber nicht durchsetzen können. Stattdessen seien aufgrund der gesunkenen Brammen- und Rohstoffkosten sogar Preisnachlässe zu verzeichnen.
Die Preise für Eisenschrott sind im Mai auf dem deutschen Markt gestiegen. Da die Produzenten weniger Altschrott angesammelt und zugleich weniger neues Material erzeugt haben, hat sich das Angebot verknappt. Die deutschen Langproduktpreise seien den ansteigenden Schrottpreisen hingegen nicht gefolgt, so MEPS.
Die Aufragslage für deutsche Betonstahlwerke sei dank einer angemessenen Aktivität in der Bauwirtschaft zufriedenstellend, berichtet MEPS. Preiserhöhungen in der Branche würden sich aktuell jedoch als schwierig erweisen, da südeuropäische Walzwerke mit günstigen Angeboten aufwarten. Ähnliche Bedingungen seien auf dem Markt für Walzdraht zu beobachten.