Wo steht der deutsche Werkzeugbau? In einem aktuellen Branchenüberblick bewerten das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT und das Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen die Merkmale und Leistungsfähigkeit der Branche. Zudem wagen sie einen Ausblick auf die Herausforderungen, denen sich die deutschen Werkzeugbau-Betriebe derzeit stellen müssen.
Der deutsche Werkzeugbau hat nach wie vor einen Qualitätsvorsprung gegenüber der internationalen Konkurrenz, halten die Autoren der Studie „Tooling in Germany“ fest. Auch würden die hiesigen Unternehmen über leistungsfähige Fertigungstechnologien mit hohen Automationsgraden und eine qualifizierte Belegschaft mit dauerhafter Unternehmenszugehörigkeit verfügen.
Alleinstellungsmerkal „Made in Germany“ nicht mehr ausreichend
Die Studie zeige aber auch, dass sich der deutsche Werkzeugbau nicht mehr allein über sein Differenzierungsmerkmal der Qualität abgrenzen kann. Das steigende Qualitätsniveau von Produkten der Konkurrenz und die sinkenden Preise für Werkzeuge auf dem Weltmarkt würden die Branche zunehmend unter Druck stellen, heißt es. Hinzu kämen neue, herausfordernde Aufgaben aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen, die die zuletzt wirtschaftlich schwierige Gesamtsituation noch einmal verschärften. Nur noch die Hälfte der Werkzeugbaubetriebe hat im Vergleich zum Vorjahr eine Auftragsreichweite von sechs Monaten.
Datenbasierte Geschäftsmodelle rücken in den Fokus
Daher müssten sich die deutschen Unternehmen konsequent weiterentwickeln, so das Fazit der Aachener Forscher. Handlungsbedarf bestehe vor allem bei der Aufnahme und Nutzung von Planungs- und Fertigungsdaten. Dazu sollten beispielsweise nicht nur computerunterstützte Prozesslandschaften innerhalb der Gesamtprozesskette neu strukturiert werden. Auch könnten die Unternehmen ihre Dienstleistungsangebote neu ausgestalten oder als Komplettanbieter neue datenbasierte Geschäftsmodelle entwickeln.
Werkzeugbau-Beriebe durchlaufen regelmäßig eine Evaluierung
Aktuelle Kennzahlen der Branche führen die Aachener Wissenschaftler jährlich im Rahmen des Wettbewerbs „Excellence in Production“ zusammen. Unter dem Motto „Lernen von den Besten“ durchlaufen die teilnehmenden Werkzeugbau-Betriebe eine Evaluierung durch das WZL und das Fraunhofer IPT. So erhalten die Unternehmen ein individuelles Benchmarking ihrer Stärken und Schwächen, das zugleich eine zusätzliche Datenquelle für die vorliegende Studie darstellt. „Gerade in schwierigen Zeiten lohnt sich die Teilnahme am Wettbewerb“, erklärt Rainer Horstkotte, der den Wettbewerb auf Seiten des Fraunhofer IPT organsiert. „Die Erfahrung aus 20 Jahren Wettbewerbsgeschichte zeigt, dass die erfolgreiche Teilnahme messbar die Leistungsfähigkeit der teilnehmenden Unternehmen steigert.“
Die Studie kann in vollem Umfang und kostenlos hier heruntergeladen werden.