Das Bundeskabinett hat die Nationale Wasserstoffstrategie beschlossen. So teilte es das Bundswirtschaftsministerium (BMWi) am 10. Juni in einer Pressemeldung mit. Darin heißt es, Wasserstoff sei entscheidend für die Dekarbonisierung wichtiger deutscher Kernbranchen wie der Stahl- und Chemieindustrie.
Zur „Nummer 1 in der Welt“ will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Deutschland hinsichtlich der Wasserstofftechnologie machen. „Die Zeit für Wasserstoff und die dafür nötigen Technologien ist reif. Wir müssen daher jetzt die Potenziale für Wertschöpfung, Beschäftigung und den Klimaschutz erschließen und nutzen“, macht er im Rahmen der Veröffentlichung deutlich.
Zur konsequenten Umsetzung und Weiterentwicklung der Wasserstoffstrategie werde eine flexible und ergebnisorientierte Governance-Struktur geschaffen, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung. Im Mittelpunkt stünde dabei die Einrichtung eines Nationalen Wasserstoffrates, dessen Mitglieder vom Bundeskabinett ernannt wurden. Gemeinsam mit Vertretern insbesondere der energieintensiven Industrie will die Bundesregierung so langfristige Dekarbonisierungsstrategien auf der Basis von Wasserstoff entwickeln.
Im Fokus: Rahmenbedingungen und Unterstützung bei Direktinvestitionen
Für die Stahlbranche stehen in erster Linie alternative Produktionsverfahren im Vordergrund. Darunter fällt etwa das anteilige Einblasen von Wasserstoff zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen in bestehende Hochöfen für eine Übergangszeit. Zudem soll eine vollständige Wasserstoff-Direktreduktion in Direktreduktionsanlagen einen essenziellen Beitrag zur Dekarbonisierung der Stahlherstellung leisten.
Darüber hinaus werde die Option der Abscheidung und stofflichen Nutzung von CO2-Emissionen (CCU) in Forschungsvorhaben auch in der Stahlindustrie erprobt. So will das Bundeskabinett vor dem Hintergrund anstehender Investitionszyklen Planungssicherheit schaffen. Das betreffe vor allem Rahmenbedingungen und mögliche Unterstützung bei Direktinvestitionen.
Mit an Bord im Nationalen Wasserstoffrat ist etwa Heinz Jörg Fuhrmann, der Vorsitzende des Vorstands der Salzgitter AG. Der Stahlkonzern begrüßte das verabschiedete Konzept ausdrücklich in einem aktuellen Schreiben. „Die Direktreduktion mit Wasserstoff ist das energieeffizienteste sowie das am schnellsten umsetzbare Konzept zur Dekarbonisierung der Stahlerzerugung und ermöglicht perspektivisch bis zu 95 Prozent CO2-Reduzierung“, heißt es darin. Mit seinem Projekt SALCOS (Salzgitter Low CO2 Steelmaking) sei das Unternehmen schon jetzt in der Lage, einen „ökonomisch wie ökologisch herausragenden Beitrag“ zur Dekarbonisierung der Gesellschaft zu leisten.
Wasserstoffstrategie sieht Förderung in Milliardenhöhe vor
Für die Förderung von Forschung und Innovation zum grünen Wasserstoff will die Bundesregierung weiter investieren. 310 Millionen Euro stünden bis 2023 zur Verfügung. Zusätzlich hierzu sieht das Konjunkturpaket der Regierung vor, dass weitere sieben Milliarden Euro für den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien bereitgestellt werden. Weitere zwei Milliarden Euro sind für internationale Partnerschaften in dem Bereich vorgesehen. „Das wird uns Rückenwind geben, damit Deutschland um den Weltmeistertitel beim grünen Wasserstoff erfolgreich mitspielen kann“, so Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (Foto, rechts).
„Klimaschutz mit nachhaltiger Industrie verbinden“
Auch für den Klimaschutz und die nachhaltige Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie soll die Nationale Wasserstoffstrategie Deutschland „doppelten Schub“ verleihen, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze. „Grüner Wasserstoff bietet uns die Chance, Klimaschutz in den Bereichen voranzubringen, wo wir bisher noch keine Lösungen hatten, zum Beispiel in der Stahlindustrie oder im Flugverkehr“. Klar sei damit auch: Für grünen Wasserstoff benötige das Land zusätzlichen grünen Strom. Deswegen müsse und werde die Bundesregierung die erneuerbaren Energien konsequent ausbauen. „Grüner Wasserstoff bietet die Chance, Klimaschutz mit nachhaltiger Industrie zu verbinden“, so Schulze.
Die Nationale Wasserstoffstrategie in vollem Umfang steht hier zum kostenlosen Download bereit.
Quelle: BMWi, Salzgitter, Foto: BMBF/Hans-Joachim Rickel, Bearbeitung: nr