Die britische Liberty Steel Group hat ein nach eigenen Angaben unverbindliches Angebot zur Übernahme der Stahlaktivitäten von Thyssenkrupp abgegeben. So hat es die Unternehmensgruppe am 16. Oktober bekanntgegeben. Die Kombination beider Unternehmen, so Liberty Steel, würde „einen starken Konzern“ schaffen. Dieser wäre demnach gut positioniert, „um die Herausforderungen der europäischen Stahlindustrie zu bewältigen“.
Details über das Angebot machte der Konzern jedoch nicht. Wie tagesschau.de berichtete, wolle er vorerst einen Blick in die Bücher der Stahlsparte werfen, „um potenziell ein verbindliches Angebot vorlegen zu können“. Die mit Thyssenkrupp geführten Gespräche seien nicht exklusiv, heißt es.
Liberty Steel: „Überzeugendes industrielles Konzept“
Potenziale sieht Liberty Steel sowohl aus wirtschaftlicher als auch sozialer Sicht. Das zum Dachkonzern der Gupta Family Group (GFG) Alliance gehörende Unternehmen unterstreicht etwa das „überzeugende industrielle Konzept“, das sich aus Vermögenswerten, Produktlinien, Kunden und der geografischen Ausdehnung ergebe. Zudem hätte Liberty Steel in der Vergangenheit bewiesen, dass es Unternehmen auf eine Weise umkrempelt, „die loyal zu den lokalen Gemeinschaften ist und Arbeitsplätze rettet“.
Auf ökologischer Ebene will Liberty Steel einen europäischen Ansatz verfolgen. Mit Blick auf das Ziel der GFG Alliance, bis 2030 kohlenstoffneutral zu werden, sieht die Gruppe große Vorteile in einem gemeinsamen Unternehmen. „Damit würden wir zur langfristigen Erholung des Sektors und zum Green Deal der EU beitragen“, heißt es in der entsprechenden Pressemeldung.
Kritik seitens der IG Metall
Bei der Industriegewerkschaft (IG) Metall stieß das erwartete Übernahmeangebot von Liberty Steel auf harsche Kritik. „Liberty will offenbar im Ein-Euro-Laden einkaufen“, wurde NRW-Bezirkschef Knut Giesler von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Bei einem Verkauf des Stahlgeschäfts drohe ihm zufolge eine Zerschlagung von Thyssenkrupp Steel Europe und der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze. Bis heute setzt sich die Gewerkschaft für einen Einstieg des Staates als strategischen Partner für den Stahlbereich ein.
Ein alter Bekannter von Thyssenkrupp wandert währenddessen bereits in den Vorstand der GFG Alliance. Premal Desai, der als ehemaliger Stahlchef von Thyssenkrupp das aktuelles Sanierungskonzept des Geschäftsbereiches mit ausarbeitete, soll dort ab dem 1. Januar 2021 als COO fungieren.
Quelle: GFG Alliance, Foto: Shutterstock, Redaktion: nr