An einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie arbeiten derzeit das Essener Energieunternehmen Steag, der Stahlbereich Steel Europe von Thyssenkrupp sowie der ebenfalls zu dem Industriekonzern gehörende Elektrolyseanbieter Uhde Chlorine Engineers. Gegenstand ist der Bau und Betrieb einer Wasserelektrolyse in Duisburg-Walsum. In diesem Rahmen wollen die Unternehmen auch die Energieversorgung strukturieren und planen, wie das Stahlwerk von Thyssenkrupp Steel im benachbarten Duisburger Stadtteil Bruckhausen mit grünem Wasserstoff und Sauerstoff versorgt werden kann.
„Im Kern baut unsere Klimatransformation auf Wasserstoff“, erklärt Arnd Köfler, Produktionsvorstand bei Thyssenkrupp Steel. Er sei „der Schlüssel, um den großen Hebel umzulegen“, den das Unternehmen bei der Senkung der CO2-Emissionen in der Stahlindustrie habe. Dabei sei es wichtig, frühzeitig zu planen: „Wir müssen heute die Weichen für die Versorgung stellen, um morgen klimaneutralen Stahl produzieren zu können“, so Köfler. Die Zusammenarbeit der drei Unternehmen der Region stelle zu diesem Zweck ein wichtiges Puzzleteil dar. „Wir legen mit dem Projekt den Grundstein für die Wasserstoffwirtschaft in NRW“, betont der Manager.
Nähe der Standorte ermöglicht schnelle Anbindung ans Stahlwerk
Mit einer Leistung von bis zu 500 Megawatt (MW) könnte die geplante Elektrolyse auf dem etwa 15 Hektar großen Steag-Gelände in Walsum bereits bis zu rund 75.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr liefern – genug für die erste Direktreduktionsanlage von Thyssenkrupp Steel. Sie würde damit einen wichtigen Beitrag zur kurz- und mittelfristigen Versorgung des Stahlwerks leisten. Zudem verfügt Steag an dem Standort über eine Anbindung ans bestehende Erdgasnetz, das perspektivisch auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden könnte.
Laut Thyssenkrupp ermöglicht die unmittelbare Nähe der Standorte eine schnelle Anbindung ans Stahlwerk. Das Projekt umfasst den Bau zweier neuer Pipelines für den Transport von Wasser- und Sauerstoff von Walsum zum weniger als drei Kilometer entfernt gelegenen Stahlwerk. Ein Anschluss ans Höchstspannungsnetz soll dabei die Versorgung mit grünem Strom für die Elektrolyse sichern. Die Netzstabilität, so Thyssenkrupp Steel, unterstützen indes Großbatteriespeicher.
Modulares Konzept: Elektrolyse lässt sich erweitern
Die Wasserelektrolyse, die aus vorgefertigten Standardmodulen besteht, installiert der Produktbereich Green Hydrogen von Uhde Chlorine Engineers. Seitens Thyssenkrupp heißt es dazu: „Durch dieses modulare Konzept lässt sich eine Anlage einfach auf bis zu mehrere hundert Megawatt beziehungsweise Gigawatt erweitern. Dadurch ist der Einsatz für die Dekarbonisierung über die grüne Stahlproduktion im industriellen Maßstab hinaus vor allem auf dem Weg zu nachhaltigen Wertschöpfungsketten und CO2-Reduktion interessant.“ Weiter heißt es, diese Art der Sektorenkopplung ermögliche neue Geschäftsmodelle und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, „die perspektivisch vollständig durch erneuerbare Energiequellen gespeist werden soll“. Gemeinsam mit dem Geschäftsbereich Chemical and Process Technologies könne Thyssenkrupp in Dortmund somit die gesamte Palette grüner Chemikalien, von Wasserstoff bis zu Ammoniak, Methanol und synthetischem Erdgas, liefern.
Thyssenkrupp auf der Suche nach Investoren und Fördermitteln
Das Projekt will Thyssenkrupp nun für Investoren öffnen. Neben der Beteiligung an der Projektentwicklung können diese Anteile an der neu zu gründenden Betreibergesellschaft erwerben. Sie finanzieren dabei gemeinsam mit den Projektpartnern die Entwicklung und den Bau der Wasserelektrolyse sowie die Anbindung an das Stahlwerk. Die geografische Nähe zum Abnehmer macht das Projekt weitgehend unabhängig von Drittparteien und ermöglicht eine schnelle Realisierung, so Thyssenkrupp in einer Pressemitteilung. Neben der Öffnung für Investoren würden sich die Projektpartner auch um öffentliche Fördermittel im Rahmen der Beihilfen für klimaneutrale Technologien bewerben.
Hintergrund: Klimastrategie von Thyssenkrupp
Thyssenkrupp will durch seine Klimastrategie in den kommenden Jahren einen steigenden und verlässlichen Bedarf an grünem Wasserstoff schaffen. Dieser soll nach Angaben des Unternehmens zunächst in den bestehenden Hochöfen einen Teil des eingesetzten Kohlenstoffs ersetzen und später in neuen Direktreduktionsanlagen zum Einsatz kommen. Schon in den kommenden Jahren rechnet der Stahlproduzent durch die Umrüstung eines Hochofens mit einem Bedarf von rund 20.000 Tonnen an grünem Wasserstoff pro Jahr. „Dieser Bedarf wird bis 2050 durch die schrittweise Umstellung des Anlagenparks auf etwa 720.000 Tonnen jährlich ansteigen“, ist sich das Unternehmen sicher.
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Quelle, Foto: Thyssenkrupp