Die grüne Transformation der Stahlsparte von Thyssenkrupp nimmt weiter Form an: Am vergangenen Freitag überreichte Vorstandschefin Martina Merz das Konzept zum Bau einer ersten Direktreduktionsanlage mit einem integrierten Schmelzaggregat am Standort Duisburg.
Das Konzept setzt weitgehend auf den bestehenden Strukturen von Europas größtem integrierten Stahlstandort auf. So kommt es nach Angaben Thyssenkrupps mit deutlich geringeren Investitions- und Betriebskosten aus. Ein weiteres Plus sei die Beibehaltung des kompletten Produktportfolios, weil die bestehenden Stahlwerke und Prozesse weiter genutzt werden könnten.
Thyssenkrupp will Umbau der Produktion bis 2021 festlegen
Die Innovation: Das in der Direktreduktionsanlage erzeugte feste Material wird mit einem integrierten Schmelzaggregat verflüssigt. In diesem „Hochofen 2.0“, wie Thyssenkrupp ihn nennt, entstehe so ein Elektro-Roheisen, das im bestehenden Hüttenverbund energieeffizient weiterverarbeitet werden kann. Der Betrieb soll künftig mit grünem Wasserstoff und Strom erfolgen.
„Aufbauend auf diesem Konzept werden wir im Rahmen einer Umsetzungsstudie bis Anfang 2021 die Details für den nachhaltigen Umbau der Produktion festlegen“, sagte Merz (im Bild, 2. v. r.). Sie ist der Meinung, das Konzept werde eine „Signalwirkung weit über Duisburg hinaus“ entfalten. „Wir sind uns mit der Politik einig, dass kein Unternehmen die Transformation alleine stemmen kann. Es braucht anfangs geeignete Förder- und Anreizinstrumente.“
Zu Besuch an diesem Tag war auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der das Vorhaben als „starkes Signal für ambitionierten industriellen Klimaschutz“ bezeichnete. Damit klimafreundlicher und wettbewerbsfähiger Stahl künftig aus Deutschland komme, habe die Bundsregierung mit dem Handlungskonzept Stahl die Rahmenbedingungen definiert. „Jetzt kommt es auf die Umsetzung und konkrete Projekte an“, so Altmaier (im Bild, 2. v. l.). Die integrierte Direktreduktionsanlage sei dafür „ein exzellentes Beispiel“.
Ebenfalls präsent war NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (im Bild, l.), der sich dem anschloss. Thyssenkrupp habe mit dem Projekt die Chance, „erneut Industriegeschichte zu schreiben“, wenn das Unternehmen bei der Entwicklung von grünem Stahl entschlossen voran gehe. „Wir als Politik werden die Branche dabei unterstützen“, betonte Laschet.
Thyssenkrupp hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 seine CO2-Emissionen um 30 Prozent zu reduzieren. Der Industriekonzern plant, den Hauptteil der neuen Direktreduktionsanlage bis 2025 fertigzustellen und dann 400.000 Tonnen grünen Stahl zu produzieren. Für 2030 sind bereits drei Millionen Tonnen vorgesehen. Wenn zunächst noch nicht genug Wasserstoff zur Verfügung steht, kann die Anlage auch mit Erdgas betrieben werden, heißt es bei Thyssenkrupp.
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Quelle, Foto: Thyssenkrupp