Zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft kooperieren das Recyclingunternehmen TSR und Thyssenkrupp Steel. Die Grundlage ist ein innovatives Produktionsverfahren von TSR, in dem aus herkömmlichen Altschrott ein hochwertiges Recyclingprodukt hergestellt werden soll. Dieses wollen die Partner nun in den Hochöfen des Duisburger Stahlherstellers testen und optimieren.
Konkret soll das gemeinsame Projekt die Recyclingkreisläufe von Eisen und Stahl stärken und die CO2-Emissionen der Hochöfen am Duisburger Standort von Thyssenkrupp Steel senken. Dafür planen die Unternehmen in einem Forschungsprojekt, eine Aufbereitungsanlage im industriellen Maßstab zu entwickeln und das Produkt stetig zu optimieren. Die Maßnahme, so heißt es in einer gemeinsamen Pressemeldung, ergänze damit den wasserstoffbasierten Transformationspfad von Thyssenkrupp Steel.
Nachhaltiger Rohstoff für den Hochofenprozess
Das TSR-Verfahren basiert auf üblichen Vormaterialien – sprich Konsumentenschrotten. Daraus wollen die Projektpartner nun ein Produkt herstellen, dessen Zusammensetzung und Eigenschaften sie genau bestimmen können. Die Herausforderung bestehe darin, durch eine gezielte Trennung unerwünschte Begleitstoffe vom Eisen zu entfernen. Erst dann eigne sich das Produkt als zertifizierter Rohstoff für den Hochofenprozess und könne nachhaltig eingesetzt werden. „Mit diesem neuen Produkt können wir einen erheblichen Anteil des Rohstoffbedarfs der europäischen Industrie nachhaltig decken“, betont Bernd Fleschenberg, COO bei TSR. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Klima- und Ressourcenschonung sowie zur Erreichung der Ziele im Rahmen des europäischen Green Deals.“
Ausrangierte Produkte mit hohem Stahlanteil wie Haushaltsgeräte oder Fahrzeuge landen oft auf dem Schrottplatz. Da sich Stahl unendlich oft wiederverwerten lässt, ist das Recyclingpotenzial groß. Eine Möglichkeit ist seit langem die Wiederverwertung in der Stahlherstellung, wo der er als Rohstoff zur Kühlung im Produktionsprozess eingesetzt wird. Dadurch finden die enthaltenen Rohstoffe ihren Weg zurück in die Wertschöpfungskette. Allerdings ist der Schrottanteil bei der Produktion von qualitativ hochwertigem Primärstahl aktuell noch begrenzt – insbesondere aufgrund seiner extrem heterogenen Beschaffenheit. Das neue Verfahren soll es aber nun ermöglichen, die Recyclingquote bei der Stahlproduktion zu steigern.
Thyssenkrupp Steel: „Kurzfristige Maßnahme, um den CO2-Ausstoß zu senken“
Um Roheisen – und im späteren Verlauf Stahl – herzustellen muss dem Eisenerz bei hoher Temperatur der Sauerstoff entzogen werden. Als Reduktionsmittel setzen Produzenten hierfür Koks und Einblaskohle ein. Durch die Verwendung des neuen Recyclingprodukts mit einem sehr hohen Eisenanteil lasse sich der Bedarf an diesen Reduktionsmitteln senken, so TSR und Thyssenkrupp Steel. Der Einsatz von einer Tonne könne so etwa eine Tonne CO2 einsparen.
Dr. Arnd Köfler, CTO thyssenkrupp Steel: „Mit der Transformation einer anlagenintensiven Industrie wie Stahl mit ihren langen Planungshorizonten haben wir einen Marathon begonnen. Die Umstellung auf gänzlich neue Technologien wird Zeit brauchen. Deswegen ist es wichtig, dass wir auch im bestehenden Anlagenpark kurzfristige Maßnahmen ergreifen, um den Ausstoß an CO2 zu senken: Denn der Klimawandel macht keine Pause. Gemeinsam mit TSR starten wir nun ein vielversprechendes Projekt. Wir stärken eine Kreislaufwirtschaft, die effizient mit ihren Ressourcen haushaltet, und wir ergänzen unsere Ambitionen zur Senkung der CO2-Emissionen.“
Nach erfolgreicher Probephase planen die Partner, eine langfristige Belieferung des Duisburger Stahlwerks von Thyssenkrupp Steel vom TSR-Standort in der Stadt zu vereinbaren und sicherzustellen. Letzterer zählt mit über 130.000 m2 Fläche zu den größten Schrottplätzen in Deutschland und bietet zudem logistische Vorteile. Die Produktionsanlage soll nach jetzigem Stand voraussichtlich im Herbst 2022 in den Betrieb gehen.
Das Beitragsbild zeigt (v.l.) Dr. Arnd Köfler, CTO von thyssenkrupp Steel, und Bernd Fleschenberg, COO von TSR Recycling, bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung.
Quelle, Foto: Thyssenkrupp Steel