Mehrere Top-Kreditgeber der Stahlbranche haben sich zusammengetan, um gemeinsame Handlungsstandards für die Dekarbonisierung des Wirtschaftszweigs zu definieren. Dabei helfen soll eine kollektive Finanzierungsvereinbarung, die mit dem globalen 1,5-Grad-Klimaziel in Einklang steht. Beteiligt sind die Institute Citi, Goldman Sachs, ING, Societe Generale, Standard Chartered und UniCredit.
Die Banken haben die sogenannte „Steel Climate-Aligned Finance Working Group“ gegründet, ermöglicht vom Center for Climate-Aligned Finance der US-amerikanischen Organisation Rocky Mountain Institute (RMI). Ziel ist, eine konkrete Vereinbarung zu erarbeiten, die bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November (COP26) veröffentlicht werden soll. In ihr sollen jene Bedingungen festgehalten werden, anhand derer der Fortschritt des Stahlsektors beim Erreichen der Klimaziele gemessen werden kann. Darunter fallen zum Beispiel Best-Methoden für Finanzinstitutionen, die Unternehmen aus der Stahlerzeugung finanzieren. Demnach sieht die Arbeitsgruppe zudem vor, die Branche aktiv bei der Dekarbonisierung unterstützen.
„Auf dem Weg zu einem klimagerechten Stahlsektor“
Das RMI will für eine Zusammenarbeit zwischen der neuen Arbeitsgruppe und der Net-Zero Steel Initiative (NZSI) sorgen. So will die Organisation sicherstellen, dass die Ziele von Stahlherstellern und ihren Kreditgebern aufeinander abgestimmt sind. „Die Gründung der Arbeitsgruppe ist nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem klimagerechten Stahlsektor“, sagt James Mitchell, Direktor des RMI-Center for Climate-Aligned Finance. „Die Dekarbonisierung von stark emittierenden Sektoren ist eine Herausforderung, aber kollektive Maßnahmen zeigen, wie der Finanzsektor seine Klimaziele erreichen kann, indem er seine Industriekunden in schwer abbaubaren Sektoren wie dem Stahlsektor bedient. Jetzt fängt die harte Arbeit erst richtig an.“
Die Vereinbarung ist den Poseidon Principles nachempfunden, der ersten sektorspezifischen klimaorientierten Finanzvereinbarung für die Seeschifffahrt. Diese wurden im Juli 2019 mit 11 Unterzeichnern aus dem Bankensektor eingeführt, die 100 Milliarden USD (rund 82 Milliarden Euro) oder 20 Prozent der vorrangigen Schifffahrtsschulden repräsentieren. Seitdem haben sie sich auf 24 Unterzeichner, die 175 Milliarden Euro (rund 143 Milliarden Euro) repräsentieren, mehr als verdoppelt. Die darin festgehalten Grundsätze wurden in einer Multi-Stakeholder-Zusammenarbeit zwischen großen Schifffahrtskreditgebern, Industrieunternehmen und Experten entwickelt und bilden die Grundlage für ein ähnliches Rahmenwerk in anderen Sektoren.
Die aktuelle Maßnahme ist Teil der Mission Possible Partnership (MPP). Dabei handelt es sich um eine Allianz aus führenden gemeinnützigen Organisationen und mehr als 400 Unternehmen, die sich für die Beschleunigung der industriellen Dekarbonisierung in sieben Sektoren einsetzen – darunter auch die Stahlindustrie. Innerhalb der MPP ist die neue Arbeitsgruppe Teil der NZSI, die einige der weltweit größten Stahlproduzenten und -lieferanten umfasst. Durch die Bereitstellung dieser entscheidenden Plattform vereint die NZSI die Politik, die Kundennachfrage, die Ziele der Industrie und die finanziellen Verpflichtungen hinter der Transformation des Sektors.