In der Umformtechnik geht es deutlich aufwärts. Insbesondere bei Bestellungen aus dem Ausland berichten die Unternehmen der Branche von einem spürbaren Aufschwung.

„Die Branche hat den Turnaround mit erheblich mehr Dynamik geschafft als ursprünglich angenommen und verzeichnet trotz mancher Lieferschwierigkeiten einen kräftigen Anstieg ihrer Bestellungen“, sagt VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer.
Im zweiten Quartal 2021 stieg der Auftragseingang der deutschen Umformtechnik – ein Teilbereich der Werkzeugmaschinenindustrie – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 86 Prozent. Dabei legten die Bestellungen aus dem Inland um 59 Prozent zu. Die Auslandsorders haben sich im Vergleich zum Vorjahr glatt verdoppelt. Im ersten Halbjahr 2021 stiegen die Bestellungen bei den deutschen Anbietern um 41 Prozent. Die inländischen Orders lagen 14 Prozent über Vorjahr, die ausländischen 60 Prozent.
Kräftiger Anstieg trotz Lieferschwierigkeiten
„Im Vergleich zur gesamten Werkzeugmaschinenindustrie liegen die Ergebnisse der Umformtechnik etwas niedriger. Dennoch hat die Branche den Turnaround mit erheblich mehr Dynamik geschafft als ursprünglich angenommen und verzeichnet trotz mancher Lieferschwierigkeiten einen kräftigen Anstieg ihrer Bestellungen“, kommentiert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) das Ergebnis. Die sehr hohen Zuwachsraten erklärten sich zwar auch mit den schwachen Vergleichswerten des Corona-Jahres 2020. Das Auftragsvolumen habe sich aber spürbar erholt und liege nur noch um neun Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau 2019. Auch sei die Entwicklung breit aufgestellt und zeige den großen Nachholbedarf bei Investoren aus aller Welt.
Ausland bringt Geschäfte in Schwung
Treiber ist derzeit nach wie vor das Ausland, so der VDW. Asien sei weiterhin von der hohen Nachfrage aus China geprägt, die für zwei Drittel des asiatischen Auftragsvolumens stehe. Das US-Geschäft beginne sich zu erholen. „Es mehren sich die Zeichen, dass die Aufträge von dort künftig kräftiger anziehen werden“, heißt es vonseiten des Verbands. Europa sei ebenfalls spürbar aufgewacht, hier stützten insbesondere fiskalpolitische Maßnahmen mit Investitionsförderprogrammen die Nachfrage. Musterbeispiele seien Österreich und Italien. Das Inland hingegen ziehe zeitversetzt nach – insgesamt sei das Niveau der Top-Jahre 2017/2018 allerdings noch ein Viertel entfernt.
Umformtechnik: Beschäftigung weiter rückläufig
„Ohne die Engpässe und Preissteigerungen bei den Zulieferungen, z.B. bei Elektronik, Stahl, Blech, wäre sogar noch mehr drin“, resümiert Schäfer. Vor dem Hintergrund einer intakten Erholung der Weltwirtschaft werde jedoch ein weiterer Anstieg erwartet, der sich im laufenden Jahr bereits auf die Produktion auswirke. Aufgrund des deutlichen Auftragszuwachses hat Oxford Economics, Prognosepartner des VDW, das Produktionsplus für die Werkzeugmaschinenbranche insgesamt bei 8 Prozent verortet, zwei Punkte mehr als noch im Frühjahr. Damit läge das Volumen im laufenden Jahr bei 13,2 Milliarden Euro. „Bis zum Top-Ergebnis der Jahre 2018/2019 bleibt allerdings noch eine Wegstrecke zurückzulegen“, sagt Schäfer. Damals hatte die Branche ein Ergebnis von 17 Milliarden Euro erzielt.
Die Beschäftigung, ein Spätindikator in der Konjunkturentwicklung, ist noch rückläufig. Im Juni beschäftigte die Gesamtbranche knapp acht Prozent weniger Menschen als im Vorjahr. Das waren rund 64.200 Frauen und Männer. Die Kurzarbeit sei weitgehend beendet worden, so der VDW. „Gleichwohl fürchten auch wir den Fachkräftemangel, denn unsere Industrie steht vor großen Herausforderungen. Stichworte sind die Transformation in der Automobilindustrie, Energiewende oder Digitalisierung. Sie zu bewältigen, braucht es die Menschen, die das können“, sagt Schäfer abschließend.