Russlands größter Eisenerzproduzent, Metalloinvest, will die Basis für eine grüne Stahlerzeugung legen. Der Konzern hat eine neue HBI-Anlage in Auftrag gegeben, die die Produktion des wichtigen Rohstoffs nahezu verdoppeln soll.
An einem neuen Großprojekt wollen künftig die Unternehmen Metalloinvest, Primetals Technologies und Midrex Technologies arbeiten. Ein kürzlich abgeschlossener Vertrag zwischen den Unternehmen sieht vor, das Stahlwerk Lebedinsky GOK (LGOK) mit einer neuen HBI-Anlage (HBI-4) zu beliefern. Letztere soll im russischen Gubkin installiert werden, wo sie dann für eine Produktion von 2,08 Millionen Tonnen HBI pro Jahr ausgelegt ist. Ziel ist, mithilfe einer modernen technischen Auslegung sowohl den Energieverbrauch zu reduzieren als auch die Umweltbelastung möglichst gering zu halten. Wie die drei Partner mitteilen, beträgt die Investition für Bau und Installation der gesamten Anlage 600 Millionen US-Dollar. Bis Mitte 2025 soll sie in Betrieb gehen.
Metalloinvest will HBI-Produktion nahezu verdoppeln
HBI ist ein kohlenstoffarmer Rohstoff, der vorwiegend für die Stahlproduktion in Elektrolichtbogenöfen verwendet wird. Laut Primetals Technologies fällt bei dessen Einsatz 50 Prozent weniger CO2 an als beim traditionellen Hochofenverfahren. Gemeinsam mit Midrex ist der metallurgische Anlagenbauer für das Engineering und die Lieferung der mechanischen und elektrischen Ausrüstung sowie für die Überwachung der Baustelle zuständig.
Anfang dieses Jahres hat Mikhailovsky HBI (ebenfalls Metalloinvest) Midrex und Primetals Technologies bereits mit dem Bau einer HBI-Anlage in Russland beauftragt. Zusammen sollen die beiden Anlagen die Produktionskapazität für das vielseitig einsetzbare Rohmaterial erheblich erhöhen und somit maßgeblich zur CO2 Reduktion in der Stahlindustrie beitragen. „Mit den beiden neuen Anlagen wird Metalloinvest seine HBI-Produktionskapazität von 5 auf 9 Millionen Tonnen pro Jahr nahezu verdoppeln. Wir stärken damit unsere Position als führender Anbieter von HBI und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren und ‚Zero-Carbon‘ Stahlproduktion“, sagt Nazim Efendiev, CEO von Metalloinvest.
Midrex: CO2-Bilanz „mehr als 50 Prozent reduziert“
Die neue Anlage umfasst einen Midrex-Reduktionsschacht mit einem Durchmesser von 7,15 m und einen Midrex-Reformer, der NOx-arme Brenner zur NOx-Reduktion verwendet. Ein erhöhter Topgasdruck sorgt für eine höhere Ofenproduktivität und geringeren Stromverbrauch. Ein Rauchgas-Heißgebläse reduziert zusätzlich den Stromverbrauch. Außerdem wird ein System zur Rezirkulierung von heißem Feinmaterial installiert. Level 1 und Level 2 Automatisierungssysteme, einschließlich des Expertensystems DRIpax, sind ebenfalls Teil des Projektes.
Die Midrex-Anlage produziert HBI aus Eisenerzpellets mit dem erdgasbasierten Midrex-Direktreduktionsverfahren (Midrex NG). Im Vergleich zu herkömmlichen Eisenherstellungstechnologien werde die CO2-Bilanz einer Midrex-NG-Anlage gegenüber der Hochofeneisenerherstellung um mehr als 50 Prozent reduziert, so die Entwickler. Wenn das Erdgas durch grünen Wasserstoff ersetzt werde, bestehe das Potenzial, die Kohlenstoffemissionen zukünftig noch weiter zu senken. Primetals Technolgies zufolge sei es möglich, die vertraglich vereinbarte Anlage zukünftig auf die Verwendung von bis zu 100 Prozent Wasserstoff als Reduktionsmittel umzurüsten.
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