Die Salzgitter AG will sich als führendes Unternehmen der Kreislaufwirtschaft etablieren. Hierfür erhöht der Stahlhersteller das Tempo seiner konzerneigenen Klima-Initiative SALCOS – und vereinbart zudem einen wichtigen Deal mit der BMW Group.
Die Salzgitter AG hat ihre neue Strategie „Salzgitter AG 2030“ vorgestellt. Erklärtes Ziel ist, den Konzern mit innovativen Produkten und Prozessen als eigenständigen Marktführer für Lösungen für die Kreislaufwirtschaft aufzustellen. Dafür setzt das Unternehmen auf ein Netzwerk aus Partnern, Kunden und Lieferanten, mithilfe derer es geschlossene Wertströme und Wertschöpfungsketten etablieren will. Salzgitter selbst, so heißt es in einem offiziellen Statement, verpflichtet sich hierbei zu verbindlichen CO2-Reduktionszielen und tritt der Science Based Targets Initiative (SBTi) bei. In der Organisation haben sich seit 2015 mehr als 1.000 Unternehmen zusammengeschlossen, um ein wissenschaftsbasiertes Klimaziel festzulegen.
Salzgitter AG definitert konkrete Ziele bis 2030
Salzgitter-Chef Gunnar Groebler weist auf die sich verändernden Marktbedingungen hin, die sich ihm zufolge im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte und den Zielsetzungen zur CO2-Reduktion sehr dynamisch entwickeln. „Wir nehmen diesen Wandel aktiv auf und richten unser Unternehmen proaktiv auf eine Circular Economy aus“, betont Groebler. Die Kunden der Salzgitter AG, hebt der Manager hervor, stellten ihre Zulieferketten zunehmend auf grüne Ressourcen um. Das wolle der Konzern mit der neuen Strategie unterstützen.
In einem ersten Schritt wurden konkrete Ziele definiert, die Salzgitter bis 2030 erreichen will. Zum einen sollen die CO2-Emissionen aus den Geltungsbereichen (Scopes) 1 und 2 gegenüber dem Jahr 2018 um mehr als 50 Prozent reduziert werden. Zum anderen soll der Strombezug bis dahin ausschließlich aus regenerativen Quellen und – wo es sinnvoll ist – auch aus Eigenproduktion erfolgen, um so die weiterhin energieintensive Herstellung der Stahlprodukte so klimaneutral wie möglich zu gestalten. Schließlich plant der Konzern, seine Schrottrecyclingaktivitäten um mehr als 50 Prozent auf über drei Millionen Jahrestonnen zu erweitern.
„Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Diese Herausforderung begreifen wir als Chance und stellen sie ins Zentrum unseres Handelns“, sagt Finanzvorstand Burkhard Becker. Der unterstreicht die Ambitionen des Konzerns, in bestehenden und neuen Geschäftsfeldern wachsen und bis 2025 den jährlichen Umsatz auf über 11 Milliarden Euro ausbauen zu wollen. „Dafür wollen wir auch unsere Effizienzprogramme fortsetzen und planen, ab 2026 über 150 Millionen Euro pro Jahr zusätzliches Ergebnisverbesserungspotenzial zu heben“, so Becker.
Serienbelieferung aus CO2-armer Prozessroute vereinbart
Wesentliches Element der neuen Strategie ist die Dekarbonisierung im Rahmen der Initiative Salzgitter Low CO2 Steelmaking (SALCOS). Damit sieht der Konzern vor, im Jahr 2025 den ersten Hochofen durch Direktreduktionsanlagen und Elektroöfen zu ersetzen. 2026 ist die Produktion von mehr als einer Million Tonnen grünem Stahl über diese Route geplant. 2033, und damit 12 Jahre früher als ursprünglich avisiert, soll das integrierte Hüttenwerk vollständig auf „die neue Welt“ ausgerichtet sein.
Gunnar Groebler: „Das ist eine der größten Veränderungen in der mehr als 150-jährigen Geschichte des Salzgitter-Konzerns. Damit könnten acht Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, was rund einem Prozent der deutschen Emissionen entspricht.“ Voraussetzung sei, dass von der Politik die richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Das betreffe insbesondere die Schaffung grüner Leitmärkte, Klarheit in der finanziellen Förderung der Transformation und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.
Eine Vereinbarung zur Serienbelieferung aus der CO2-armen Prozessroute hat Salzgitter bereits mit der BMW Group abgeschlossen. Aus einer Pressemitteilung von Anfang Februar geht hervor, dass der Konzern ab 2026 alle europäischen Werke des Autobauers beliefern soll. „Dies ist ein wichtiger Schritt, um die CO2-Emissionen bereits an ihrem Ursprung im Lieferantennetzwerk substanziell zu reduzieren“, sagte Joachim Post, Vorstand der BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk. „Gerade im Bereich Stahl gehen wir voran, indem wir für unsere Werke in Europa künftig CO2-reduzierten Stahl beziehen.“ Die Presswerke der BMW Group in Europa verarbeiten pro Jahr mehr als eine halbe Million Tonnen des Werkstoffs.