Am 9. Februar kamen Vertreter aus Unternehmen, Kommunen und des Landkreises Meißen zusammen, um eine neue Initiative ins Leben zu rufen: das „Energienetzwerk im Industriebogen“. Beteiligt ist unter anderem das lokale Stahlunternehmen Feralpi, das künftig auf Wasserstoff setzen will.
Stark gestiegene Energiepreise, verschärfte Klimaschutzvorgaben der Bundesregierung und die damit verbundene CO2-Reduktion stellen die Wirtschaft vor enorme Herausforderungen. Diese konstruktiv und tatkräftig zu bewältigen, ist Aufgabe der neugegründeten Allianz „Energienetzwerk im Industriebogen“. Darin zusammengefunden haben sich die Wacker Chemie AG, Nünchritz, Feralpi Stahl, Mannesmann Röhrenwerke,
Schmiedewerke Gröditz, Großenhainer Gesenk- und Freiformschmiede und das Stahlwerk Ervin sowie 20 weitere regionale Partner. Staatssekretär Dr. Gerd Lippold (Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft) und Landrat Ralf Hänsel nahmen an der Auftaktveranstaltung teil und sicherten dem neugegründeten Bündnis ihre Unterstützung zu.
Feralpi: Wasserstoff von enormer Bedeutung
„Wir haben hier in der Region eine Gemeinschaft gebildet, da wir alle interessante Wasserstoffverbraucher sind“, betont Uwe Reinecke, Werksdirektor von Feralpi Stahl. Er wolle darauf aufmerksam machen, dass man näher an eine geplante Pipeline rücken müsse. „Diese soll 40 Kilometer nördlich von unserem Standort verlaufen und würde unsere Betriebe damit abkoppeln. Daher sind wir jetzt mit der Landesregierung im Gespräch“, so Reinecke.
Wasserstoff ist für Feralpi in Riesa von enormer Bedeutung, sowohl für die Pfannenfeuer als auch und den großen Hubherdofen im Walzwerk. Auch der Elektroofen besitzt nach Angaben des Unternehmens eine Gasbefeuerung. „Wenn wir perspektivisch von Gas auf Wasserstoff umstellen, könnten wir beträchtlich sparen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Wasserstoff preisgünstig angeboten wird“, erklärt Reinecke. Parallel dazu sei Feralpi mit dem Partner Sachsen Energie im Gespräch. Im Fokus stehe eine eigenständige Lösung der Erzeugung und Verteilung der neuen Energieträger.
Industriebogen grenzt Schwerindustrieregion in Sachsen ein
Mit einem jährlichen Stromverbrauch von ca. 2,5 Milliarden kWh pro Jahr ist der Landkreis Meißen der mit Abstand größte Verbraucher der Region. Vergleichbare Landkreise wie Görlitz, Bautzen oder Sächsische Schweiz-Osterzgebirge haben mit deutlich unter 1 Milliarde kWh pro Jahr einen um das 2,5-fache geringeren Stromverbrauch. Grund für die hohen Verbräuche ist der überdurchschnittlich hohe Schwerindustrieanteil im Landkreis Meißen – eine Besonderheit in Sachsen insgesamt.
Der sogenannte „Industriebogen“ im Landkreis Meißen grenzt die herausragende Schwerindustrieregion in Sachsen geografisch ein. Er erstreckt sich im Nordwesten des Landkreises entlang der Bundesstraßen B 98 und B 169 und schlägt einen Bogen von der Autobahn 13 (Dresden – Berlin) zur A 14 (Dresden – Leipzig). Zu den wichtigsten industriellen Standorten im Industriebogen zählen Riesa, Großenhain und Gröditz sowie die Industrie- und Energiegemeinden Nünchritz, Glaubitz, Zeithain und Wülknitz.
„Der Industriebogen vereint wie kaum eine andere Region auf kleinstem Raum unterschiedlichste Formen von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und Energienutzung“, sagt Gerd Lippold, Staatssekretär im sächsischen Ministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. „Für künftige Innovationen bei der klimaneutralen Energieversorgung bestehen deshalb sehr gute Bedingungen im Industriebogen. Der Aufbau einer Wasserstoffversorgung auf der Basis von Strom aus Wind und Sonne ist eine Chance. Wir müssen uns gemeinsam aufstellen, damit die Region und die ansässigen Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben.“
Quelle: Feralpi, Foto: petrmalinak/Shutterstock.com